Düsseldorf Die Greyhounds – Hunde in der Agentur
Düsseldorf · Bei der Werbeagentur Grey sind Hunde am Arbeitsplatz gerne gesehen. Gut ein Dutzend "Kollegen" auf vier Pfoten gibt es dort bereits.

Das sind die Hunde bei Grey
Wenn Scott morgens zur Arbeit kommt, wird er freundlich von jedermann begrüßt, manche streicheln ihm über den Kopf. Seit einem halben Jahr kommt er täglich ins Büro. Obwohl er erst neun Monate alt ist, verbringt er den Tag bereits in einem Einzelzimmer. Scott, Freunde nennen ihn Scotty, ist ein schwarzer Retriever-Rüde. Sein Herrchen ist Christian Hupertz, Chef der Agentur Grey Worldwide. Hunde im Büro? "Bei Grey ist das kein Problem, ganz im Gegenteil", meint Hupertz. "Die Hunde lockern die Stimmung auf. Wenn einer in mein Büro kommt, dann streichelt er oft erst den Hund, bevor wir geschäftlich reden. Das fördert für mein Empfinden auch die Kreativität", sagt der Werbe-Manager.
Angefangen hat die Hundeaffinität bei Grey in den 1990er Jahren. "Unter der Agenturleitung von Bernd Michael betreuten wie den Werbe-Etat des Hundefutter-Hersteller Pedigree. Als mich der Chef im Innenhof von Grey damals mit meinem Hund sah, grüßte er freundlich, schaute auf den Hund und sagte ,Das sind unsere Kunden'", erinnert sich Dajana Steingrüber, die seit 1989 bei Grey arbeitet. Der Pedigree-Etat ging irgendwann verloren. Die Hundekultur bei Grey aber ist geblieben.
Für sie ist die Möglichkeit, ihre Hündin Gina Lisa mit auf die Arbeit zu bringen, Grundvoraussetzung für die Haltung. "Unsere Hunde verbessern das Betriebsklima spürbar. Durch einen Hund wurde schon so manche angespannte Situation aufgelockert", sagt Steingrüber. Und die Hunde sind mehr als seelenlose Schreibtischvorleger. Im Juli musste nach vielen Jahren Steingrübers erste Hündin Tinchen eingeschläfert werden. "Damals haben die ganzen Kollegen mitgetrauert. Tinchen war für viele selbst so etwas wie ein Kollege, ein Wegbegleiter geworden", sagt Steingrüber.
Um den eigenen Hund mit in die Agentur bringen zu dürfen, ist ein festes Prozedere vorgeschrieben. Zunächst muss ein Vorgesetzter zustimmen, dann muss der Betriebsrat noch sein Okay geben. Knapp 15 Hunde sind heute bei Grey fast täglich mit auf der Arbeit.
Hunde sind natürlich nicht jedermanns Sache. Daher gibt es strikte Regeln für Hund und Herrchen. "Manche Menschen haben Angst vor Hunden, dass müssen wir akzeptieren", sagt Hupertz. Um unnötige Konflikte zu vermeiden, müssen die Hunde die meiste Zeit am Schreibtisch des Herrchens bleiben. Auf den Fluren herrscht Leinenzwang. "Es ist nicht so, dass hier permanent eine wildgewordene Hunderotte durch die Agentur zieht", sagt Hupertz. So müssen die Hunde auch bei Konferenzen draußen bleiben. Und auch wenn es auf den Fotos so aussieht, als lägen die meisten Hunde während der Arbeit auf der Tastatur oder würden selbst E-Mails empfangen, so sieht der Alltag bei Grey doch wesentlich gesitteter aus. "Wir sind immer noch eine Werbeagentur und kein Zoo", sagt Christian Hupertz, während sein Rüde Scott gerade versucht, seinen Bürostuhl zu erobern.
Konflikte unter den Hunden im Büro gebe es erstaunlich selten, berichten die Hundehalter übereinstimmend. Selbst dann nicht, wenn mehrere Hunde in einem Büro sind. Hin und wieder machen Hunde aber doch Dinge, die nur Hunde tun. "Vor vielen Jahren, als ich noch in einer anderen Agentur war, hatte ein Hund die Präsentations-Diskette für einen Kunden gefressen", erinnert sich Hupertz. Und manchmal müssen die Hundebesitzer trotz aller Tierliebe Härte zeigen. Melissa Böttchers Bulldogge Wilma etwa hat ein sehr menschliches Laster "Wilma schnarcht manchmal sehr laut, und dann fliegt sie aus dem Büro. So einfach ist das", sagt Böttcher.
Diversen wissenschaftlichen Studien zufolge sind Hunde gut für das allgemeine Betriebsklima. Deshalb hat der Tierschutzbund den jährlichen Aktionstag "Kollege Hund" ins Leben gerufen, an dem Hundebesitzer die Möglichkeit erhalten sollen, ihre Hunde für einen Tag mit an den Arbeitsplatz zu bringen. Mehr als 1000 Firmen nehmen regelmäßig daran teil.