Bilanz nach einem Jahr Die Folgen des Brexit für Düsseldorfer Unternehmen

Düsseldorf · Von mehr Bürokratie bis zu neuen Handelsbarrieren: Die IHK macht eine ganze Reihe von Problemen aus, mit denen Unternehmen 2021 konfrontiert waren. Eine Bilanz.

 Der Brexit macht sich nach einem Jahr auch bei Düsseldorfer Unternehmen bemerkbar.

Der Brexit macht sich nach einem Jahr auch bei Düsseldorfer Unternehmen bemerkbar.

Foto: dpa/Stefan Rousseau

Es ist nur ein Detail, aber es zeigt anschaulich, was der Brexit für Unternehmen in Düsseldorf mit sich bringt. Ralf Schlindwein, Geschäftsführer International der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf, schildert Erfahrungen, die Ende 2021 gemacht wurden: „Wer britischen Geschäftspartnern eine Flasche Wein oder einen Christstollen zukommen lassen wollte, hat sich die Augen gerieben über Gebühren in dreistelliger Höhe für Versand, Verzollung und Abwicklung.“

Es geht natürlich um mehr als Präsente. „Das erste Jahr nach dem Brexit hat den Unternehmen im Bezirk einiges abverlangt.“ Schlindwein meint vor allem neue bürokratische Hürden, das Nadelöhr Calais/Dover und „die mangelhafte administrative Vorbereitung des britischen Zolls“. Das alles habe zu erheblichen Verzögerungen beim Warenverkehr geführt.

Nach dem Holperstart blieb den Unternehmen mehr Bürokratie. Im- und Exporte müssen beim EU-Zoll angemeldet werden. „Insbesondere bei Exporteuren mit wenig Erfahrung bei Geschäften außerhalb der EU war der Frust entsprechend groß.“ Zur Einordnung: Rund 1000 Unternehmen in Düsseldorf und dem Kreis Mettmann unterhalten regelmäßig Geschäftsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich.

Für sie sieht Schlindwein noch mehr Probleme. Mehr Aufwand und Kosten zögen Reise- und Aufenthaltsbeschränkungen in Großbritannien sowie neue Handelsbarrieren und Lieferengpässe nach sich. „Der reibungslose Austausch von Waren und Dienstleistungen gerät im Zollbereich, bei der Arbeitnehmermobilität und bei Handelskonflikten, die zusätzlich Rechtsunsicherheit und Investitionszurückhaltung erzeugen, immer mehr aus dem Takt.“ Die Folgen zeigen sich längst. So verliert das Vereinigte Königreich als Exportmarkt für Unternehmen in NRW seit 2015 an Bedeutung. Laut IHK sind die Lieferungen nach UK nominell um ein Drittel eingebrochen.

Entsprechend hoch sei der Beratungsbedarf bei der IHK gewesen. Neben Informationen auf der Webseite seien tausende Anfragen per Telefon oder E-Mail beantwortet worden. 500 Unternehmen habe die IHK bisher geschult. (Brexit-Helpdesk: 0211/3557-342 und 0211/3557-217.)

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