Düsseldorf Die ersten neuen Bäume sind gepflanzt

Düsseldorf · Die Aufräumarbeiten sind abgeschlossen, jetzt beginnt der Wiederaufbau: Der "Tag der neuen Bäume" bildete am Samstag mit vielen bunten und einigen fachorientierten Aktionen den Startschuss in die Pflanzsaison.

Stefanie und Axel Lubiewski wohnen mit ihrem zweieinhalbjährigen Sohn Oscar an der Graf-Recke-Straße. Der Wasserspielplatz im Zoopark gehört zu ihren Lieblingsorten. "Doch nach Sturm Ela war der Platz nicht mehr wiederzuerkennen. Man konnte zuvor die Häuser an der Mathildenstraße nicht sehen, alles war ringsum Grün, schön schattig, wie in einer Höhle. Jetzt klaffen hier riesige Lücken. Auch viele Spielgeräte wurden in Mitleidenschaft gezogen, ganze Zäune wegrasiert", erklärt Axel Lubiewski.

Als die Familie bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post im Zoopark von der Möglichkeit erfuhr, Baumpatenschaften zu übernehmen, wurden die Lubiewskis sofort aktiv und investierten 600 Euro. Am Samstag konnten sie "ihren" Baum, einen jungen Amberbaum, erstmals in Augenschein nehmen. "Das war uns ein Herzensanliegen", betont Stefanie Lubiewski.

Es war nicht der einzige Baum, der am Samstag in die Erde gesetzt wurde. Oberbürgermeister Thomas Geisel goss zum Beispiel direkt nach der Rückkehr von seiner China-Reise an der Hans-Sachs-Straße eine Linde an. Bis zum Frühjahr werden in einer ersten Aufforstungsaktion rund weitere 1000 Bäume folgen. Davon erzählten auch Gartenamtsleiterin Doris Törkel und Mitarbeiterin Silke Thyssen Interessenten in ungewohnter Umgebung. Den gesamten Tage fuhren vom Kirchplatz aus historische Straßenbahnen im Halbstundentakt mit wechselndem Programm Richtung Gerresheim und wieder zurück. Am Vormittag schnappte sich Törkel in einer "Linie D" das Mikrofon und schlüpfte in die Rolle der Reiseleiterin. Thema ihres Vortrages war natürlich Ela und die Folgen. Sie erzählte, dass 50 Prozent aller Bäume im Hofgarten verloren und dass insgesamt fast 30 000 Bäume entwurzelt wurden oder später gefällt werden mussten. Sie berichtete von den vier Tagen Ausnahmezustand nach Pfingsten und den drei Todesopfern.

"Mit den Aufräumarbeiten sind wir quasi fertig, nun beginnt die eigentliche Arbeit", leitete Törkel über zu dem, was in der Zukunft liegt. Fünf Jahre werde es dauern, bis die Stadt ihr Anpflanz-Programm umgesetzt habe. "Und wir müssen jetzt in der blattlosen Pflanzperiode im Herbst damit anfangen, bevor der Frost kommt". Silke Thyssen erzählte darüber hinaus etwas von den 160 "Meilenstein-Bäumen" an besonders prägnanten Punkten im Stadtgebiet, aber auch von der Chance, die sich durch Ela ergibt: "Wir müssen überlegen, ob es Sinn macht, gerade innerhalb von Gartenbaudenkmälern Bäume eins zu eins nach historischem Vorbild zu ersetzen oder nicht auch mal eine andere Nutzung als vor 200 Jahren in Betracht ziehen."

Es gab aber auch weniger fachlich orientierte Fahrten mit Schornsteinfegern, die Glücksbringer verteilten, Imkern, die Honig verkosteten oder Bäckern, die frisch gebackene Mandelbäume verschenkten. "Ein toller Abschluss war am Abend die Live-Musik mit einem Jazz-Duo, da tanzte die gesamte Bahn", bilanziert Organisatorin Helma Wassenhoven, die vor allem über die Spendenbereitschaft für die Baum-Aktion (statt eines Fahrpreises) der Mitfahrer erfreut war. "Mehrere haben tatsächlich 50- oder gar 100-Euro-Noten in die Spendenbox gesteckt."

(RP)
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