Roller am Samstag in der Stadt aufgestellt Die ersten Miet-E-Scooter fahren durch Düsseldorf

Düsseldorf · Seit Samstag ist es soweit, auch in Düsseldorf stehen die ersten E-Scooter in der Stadt und können ausgeliehen werden.

E-Scooter von Tier in Düsseldorf - die ersten Roller stehen in der Stadt
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E-Scooter in Düsseldorf - die ersten Roller stehen in der Stadt

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Foto: Uwe-Jens Ruhnau

An die Flut der Leihräder haben sich die Düsseldorfer inzwischen gewöhnt und auch der E-Roller Eddy ist fester Bestandteil des Straßenbildes geworden. Mit den E-Scootern, also elektrisch betriebenen Tretrollern, gibt es seit dem Wochenende den nächsten Anbieter der „Sharing Economy“ auf den Straßen der Landeshauptstadt.

Es handelt sich um das Berliner Start-up Tier. „Momentan haben wir 220 Scooter auf Düsseldorfs Straßen und werden das Angebot in den nächsten Wochen weiter ausbauen“, kündigte Tier-Pressesprecher Dominik Kaufmann gegenüber unserer Redaktion an. Zeitgleich mit Düsseldorf hat Tier seine grünen Roller in Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Köln, Bonn und Münster aufgestellt.

Die Düsseldorfer probierten die Roller fleißig aus. Manche fuhren damit auch durch Parks, dafür allerdings kann es Knöllchen geben. Die Stadt will chaotische Verhältnisse verhindern. „Wir schließen mit den Anbietern einen Kodex ab“, sagte Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke am Sonntagnachmittag. Darin sei unter anderem geregelt, dass nur verkehrstüchtige Fahrzeuge im Einsatz sein dürfen und „Irrläufer“ eingesammelt werden. „Wir brauchen eine gewisse Ordnung, im Zweifel räumen wir die Scooter auch weg“, sagte Zuschke. Der baldige Start von ein bis zwei weiteren Scooter-Anbietern sei wahrscheinlich. Acht hatten ursprünglich ihr Interesse angemeldet.

In der Nacht zu Samstag hatte Tier die Roller im Innenstadtbereich verteilt, sie standen mit Gratisangeboten zum Kennenlernen unter anderem an der Kö, der Schadowstraße und der Heinrich-Heine-Allee. Wer einen der Elektroroller mieten möchte, muss die App aufs Handy laden (iOS - Android), sich registrieren und dann kann es auch schon losgehen. Pro Fahrt werden 1 Euro Aktivierungsgebühr und 15 Cent pro genutzte Minute fällig.

Ein billiges Vergnügen ist das nicht. Jonas und Victoria gehörten zu den ersten Nutzern. „Wir sind normalerweise Radfahrer“, erklärt Jonas, „aber wegen des Triathlons kamen wir nicht mit dem Rad durch die Innenstadt. Deswegen haben wir uns so einen Scooter gemietet. Das ist schon praktisch.“ Martin findet die Scooter auch gut. Es sei interessant, wie schnell sich die Mobilität verändere. Allerdings findet er den Mietpreis sehr hoch. „Das kostet 15 Cent pro Minute. Wenn man das auf die Stunde hochrechnet geht das schon ganz schön ins Geld.“ Bei einer Testfahrt der Redaktion wurden für 27 Minuten 5,05 Euro fällig.

Der Preis spielte für Greg, Alex und Tristan keine Rolle. Die drei jungen Männer aus London waren für das Wochenende von der Insel angereist, hatten ihre Unterkunft bei Airbnb gebucht und gehören zur optimalen Zielgruppe, denn Buchungen im Netz sind für eine solche Klientel Alltag. „Ich habe die Scooter schon in Oslo und Paris genutzt“, sagte Alex, „jetzt habe ich halt hier die App heruntergeladen.“ Es sei eine nette Sache, so die Stadt zu erkunden.

Bilder des Tages aus Düsseldorf
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Foto: Wolfgang Harste

Das Geschäftsgebiet, in dem die Tier-Roller gefahren werden dürfen, ist im Norden durch die Theodor-Heuss-Brücke, Johannstraße und Heinrich-Erhardt-Straße begrenzt, im Westen durch den Lastring mit Brehmstraße, Lindemannstraße bis Kruppstraße und Auf‘m Hennekamp, im Süden ist in Bilk an der Universitätstraße Schluss. Im Linkrheinischen dürfen die Roller in Nieder- und Oberkassel sowie am Seestern genutzt werden.

Zeitgleich mit Düsseldorf hat Tier seine grünen Roller am Samstag in sieben weiteren deutschen Städten aufgestellt, in Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Köln, Bonn und Münster.

Am Sonntag kam es zu einem schweren Unfall mit einem E-Scooter. Ein 65 Jahre alter Fahrer ist in Bad Lippspringe bei Paderborn verunglückt. Der Mann erlitt laut Polizei lebensgefährliche Verletzungen. Er hatte einen Schutzhelm getragen, wie eine Sprecherin sagte. Der 65-Jährige sei aus ungeklärter Ursache schwer gestürzt. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Der Unfall zählt zu den ersten folgenschweren Vorfällen mit einem E-Tretroller nach dem Inkrafttreten einer Verordnung über die Teilnahme von Elektrokleinstfahrzeugen am Straßenverkehr am 15. Juni. Seither gab es in Deutschland bereits erste Zulassungen.

Hinweise zum Verletzungsrisiko können etwa Studien aus den USA geben, wo Elektro-Tretroller schon länger zugelassen sind. Anfang des Jahres hatten Wissenschaftler etwa Daten aus Notfallambulanzen von zwei Kliniken in Südkalifornien ausgewertet:

Demnach kamen in den beiden Kliniken innerhalb von einem Jahr 249 Patienten nach einem E-Scooter-Unfall in die Notaufnahme. Die meisten waren als Fahrer verunglückt. Die häufigsten Verletzungen waren Kopfverletzungen, gefolgt von Knochenbrüchen, Prellungen, Stauchungen und Platzwunden. 15 Patienten mussten stationär behandelt werden, zwei kamen mit schweren Kopfverletzungen auf die Intensivstation.

E-Tretroller dürfen hierzulande zwischen sechs und 20 Kilometer pro Stunde schnell fahren und müssen eine Lenk- oder Haltestange haben. Vorgeschrieben sind auch zwei Bremsen, Licht und eine „helltönende Glocke“. Erlaubt sind sie ab 14 Jahren, eine Helmpflicht gibt es nicht. Fahren müssen E-Scooter auf Radwegen - gibt es keine, darf es die Fahrbahn sein.

(mit Agenturmaterial)
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