Düsseldorf Die Ernte eines trockenen Jahres

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Landwirte sind mit der Getreideernte fast fertig. Das ungünstige Wetter in der ersten Jahreshälfte schlägt sich nieder.

 Die Sommerernte geht zu Ende: Landwirt Jürgen Schaumlöffel drischt bei Angermund eine der letzten Parzellen Sommergerste.

Die Sommerernte geht zu Ende: Landwirt Jürgen Schaumlöffel drischt bei Angermund eine der letzten Parzellen Sommergerste.

Foto: Andreas Endermann

Der Sommer war heiß und trocken. Gut für Urlauber, auch gut für die Getreideernte, bei der die Landwirte keinen Regen gebrauchen können. In den Erntebeträgen zeigt sich jedoch, dass dem Rekordsommer ein zu trockener Frühling vorangegangen ist. Viele Betriebe sind nicht auf eine Bewässerung eingerichtet, unter der regenlosen ersten Jahreshälfte leiden aber alle.

"Das ist generell ein Problem", sagt Joachim von Holtum. Der Wittlaer Landwirt ist gleichzeitig Vorsitzender der Ortsbauernschaft Düsseldorf-Nord und kennt auch die Nöte der anderen Bauern. "Wir haben sehr unter der Trockenheit im Frühjahr gelitten." Abhängig von der Bodenqualität - schwere Böden sind bessere Wasserspeicher als lockere, sandige - sei der Ertrag insgesamt mittelmäßig. "Die Ernte selbst fällt auf den Feldern sehr unterschiedlich aus", sagt von Holtum. Zusätzlich zum fehlenden Regen in der Wachstumsphase des Getreides sei in diesem Jahr der "Krankheitsdruck" auf die Pflanzen höher gewesen. "Wir haben im Herbst zu wenig Pestizide gesprüht. Man weiß vorher nicht genau, wie stark der Schädlingsbefall sein wird." Auch der sogenannte "Zwiewuchs", eine Wachstumsstörung der Getreidehalme, sei in diesem Jahr ein größeres Problem als sonst.

Neben den Widrigkeiten, die das Wetter für seine Felder bedeutete, sieht von Holtum aber auch etwas Positives: "Auf unseren Feldern hat sich gezeigt, dass es viel bringt, organischen Dünger auszubringen." Obwohl der Geruch von Gülle und Kompost auf den Feldern bei Anwohnern naturgegeben nicht sehr beliebt ist, sei es eine der besten Möglichkeiten, um die Qualität schlechterer Böden zu heben. "Unser Betrieb macht das schon seit mehreren Jahren so", sagt von Holtum. Bei besseren Böden könne man aber auch darauf verzichten.

Von Holtums landwirtschaftlicher Nachbar, Jürgen Schaumlöffel, sieht das Gute im mittelmäßigen Erntejahr. Als letzter Bauer in Düsseldorf drischt er die Sommergerste auf den Feldern im Norden. "Das Wetter im Frühjahr war erbärmlich, am Ende war die Ernte aber halbwegs gut." Allerdings sieht er noch ein Problem, das ein trockenes Jahr für die Landwirtschaft bedeutet: "Viele Betriebe sind gar nicht auf eine Bewässerung eingestellt." Die Beregnung der Felder erfordere ein Equipment, dass sich nicht jeder Bauer leisten kann - zumal es in regenreicheren Jahren überhaupt nicht gebraucht wird. Zudem stoße man auch als erfahrener Landwirt mit den Möglichkeiten zur Planung an die Grenzen. "Es bleibt eine Freiluftveranstaltung. Manchmal lohnt es sich aber auch einfach nicht, ein Feld zu bewässern", sagt Schaumlöffel. Das könnte sich in Zukunft ändern, glaubt er. "Die Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahren verändert. Der Klimawandel ist da, das kann man nicht mehr verleugnen."

Das sieht Stefan Schulze-Hagen ähnlich. "Das Jahr wird als eines der wärmsten in die Annalen eingehen", sagt der Himmelgeister Landwirt. Auch seine Ernte sei von der Trockenperiode in Mitleidenschaft gezogen. "Der Regen kam für viele Kulturen zu spät", sagt Schulze-Hagen. Besonders deutlich werde dies am Graswuchs: "Das Gras haben wir im Mai zuletzt geschnitten, bis jetzt ist es kaum nachgewachsen." Gerade jener Monat sei es, in dem in diesem Jahr die Niederschläge fehlten. Schulze-Hagen zieht eine Bauernregel heran: "Mai kühl und nass, füllt des Bauern Scheun und Fass." Auch die "Tropenhitze" im Ende Juni sei für das Wachstum des Getreides abträglich gewesen. Vom Regen zu Anfang dieses Monats konnten diese nicht mehr profitieren, wohl aber Spätkulturen wie Kartoffeln, Rüben und Mais. Deren Erntezeit beginnt erst im September und dauert bis in den Herbst.

(RP)
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