Ansturm in den Sommerferien Die Engpässe am Airport

Düsseldorf · Der Ansturm der Urlauber zeigt, wo der Düsseldorfer Flughafen seine Kapazitätsgrenze erreicht. 20.000 Passagiere mehr als an normalen Tagen, viel mehr Gepäck und zusätzliche Starts und Landungen – das führt Mitarbeiter, Technik und die lärmgeplagten Anwohner an die Belastbarkeitsgrenze.

So überstehen sie lange Flüge
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Foto: AP

Der Ansturm der Urlauber zeigt, wo der Düsseldorfer Flughafen seine Kapazitätsgrenze erreicht. 20.000 Passagiere mehr als an normalen Tagen, viel mehr Gepäck und zusätzliche Starts und Landungen — das führt Mitarbeiter, Technik und die lärmgeplagten Anwohner an die Belastbarkeitsgrenze.

Die Urlaubszeit soll Entspannung bringen, doch der Weg dorthin ist noch einmal echter Stress — das erleben zurzeit viele Reisende, die von Düsseldorf aus in die Ferien starten. Lange Passagierschlangen in den Terminals sind in den Ferien offenbar unvermeidlich. Schon stellen viele die Fragen: Wie viele Reisende, Flieger und Verkehr verkraftet der Airport? Braucht Düsseldorf eine Kapazitätsausweitung? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Ist die Gepäckabfertigung am Airport Düsseldorf überlastet?

6000 Gepäckstücke kann die Förderanlage am Flughafen Düsseldorf pro Stunde verkraften, sagt Michael Hanné, Leiter des technischen Bereichs am Airport. Hochgerechnet könnten in den 16 Betriebsstunden also fast 100.000 Kofer oder Taschen abgefertigt werden. 55.000 Gepäckstücke wurden am bisherigen Spitzentag, dem Freitag vergangener Woche verladen. Es ist also noch Luft nach oben. Allerdings haben Urlauber mehr Gepäck als Geschäftsreisende dabei. "Während ein Business-Passagier im Schnitt 0,8 Gepäckstücke dabei hat, sind es bei einem Sommerurlauber bereits 1,2 Koffer pro Person", so Hanné. Bei Menschen, die ihre Verwandten in der ausländischen Heimat besuchen, liege die Quote sogar bei 2,0.

Ist die Gepäckabfertigung in dieser Woche ausgefallen?

Viele RP-Leser berichteten davon, die Gepäckanlage am Airport sei ausgefallen. Komplett ausgefallen ist sie aber laut Flughafen bislang nicht. Allerdings gibt es an den Tagen mit großem Ansturm auch die meisten Probleme. "Immer wieder verkanten Gepäckstücke, und dann stoppt die Anlage kurz, bis ein Techniker die verstopfte Stelle repariert hat", sagt Michael Hanné. Da Touristen oft sperrige Gepäckstücke (Surfboard, Übergepäck) dabei haben oder ihre Koffer besonders voll packen, häufen sich in der Urlaubszeit die Probleme. "Wir beobachten bis zu 300 Störungen pro Tag, sagt Hanné. Auch die Tatsache, dass viele Airlines in den Spitzenzeiten im Sommer unerfahrene Aushilfskräfte an den Check-in-Schaltern einsetzen, erhöhe die Zahl der Störungen in der Abfertigung, sagt der Leiter des technischen Bereichs am Düsseldorfer Flughafen.

Kann die Gepäckabfertigung verbessert werden?

"Wir sind dabei", sagt Michael Hanné. Der Flughafen Düsseldorf investiere bis zum Jahr 2015 rund 70 Millionen Euro in die Modernisierung der Gepäckanlage. Dabei ist vorgesehen, vom so genannten "Gurttransport" auf eine Anlage umzustellen, in der die Koffer in Wannen befördert werden. Dass dabei übergroße Gepäckstücke verkanten, kann aber auch die neue Anlage nicht verhindern.

Wird mehr Personal eingesetzt, um den großen Ansturm zu bewältigen?

In dieser Woche reisen täglich zwischen 70 000 und 75 000 Passagiere von Düsseldorf aus. Das sind fast 20 000 Fluggäste mehr als an durchschnittlichen Tagen außerhalb der Ferienzeit. Um das zu packen, wurde das Personal in vielen Bereichen aufgestockt. "In der Abfertigung werden 15 bis 20 Prozent mehr Arbeiter eingesetzt, das heißt pro Schicht etwa 20 Mitarbeiter mehr als außerhalb der Ferien", sagt Michael Hanné. Auch die Zahl der Busfahrer wurde erhöht, hatte Flughafensprecher Thomas Kötter kürzlich gesagt. Ebenso verstärken die Airlines ihr Personal an den Schaltern. Zurzeit sind nach Angaben des Flughafens 95 Prozent aller Check-in-Schalter besetzt — durchschnittlich liegt dieser Wert bei 65 Prozent.

Wie lang sind die Schlangen?

Auch wenn die Länge der Urlauberschlangen die Reisenden verschrecke: "Sie sind oft schneller abgearbeitet, als vermutet. Mehr als 20 oder 30 Minuten dauert es selten", so Hanné. Der Eindruck, die Terminals würden überlaufen, liege auch daran, dass die Urlauber sinnvollerweise sehr früh am Flughafen sind, bevor sie die Reise antreten. Außerdem seien viele der Urlauber Menschen, die selten mit dem Flieger unterwegs sind. "Deshalb haben sie oft Probleme, sich zu orientieren, oder es fällt ihnen schwer, die Automaten für die Bord-Karte zu bedienen, weil sie das anders als Geschäftsreisende nur einmal pro Jahr tun", meint Michael Hanné. All das erschwere die Passagierabfertigung.

Kann der Flughafen die Schlangen in den Sommerferien verhindern?

Theoretisch ja, praktisch nein. An den ersten sieben Tagen der NRW-Ferien liegt das Passagieraufkommen weit über dem eines normalen Tages. Es handelt sich um eine Spitze, einen Ausnahmewert. Eine Erhöhung der Kapazität für diese wenigen Tage wäre unverhältnismäßig, sagen Experten.

Gibt es auch Engpässe bei Starts und Landungen?

Eine Startbahn darf die Flughafengesellschaft laut Betriebsgenehmigung 16 Stunden am Tag nutzen, die zweite nur acht Stunden. Damit sind maximal 759 Starts oder Landungen pro Wochentag möglich. Am Wochenende ist die Obergrenze niedriger. Allerdings gab es selbst am Tag mit dem größten Andrang mit 720 Flugbewegungen noch Kapazitäten. Wenn allerdings heftige Gewitter niedergehen, wie in der vergangenen Woche, kommen Maschinen verspätet rein. Sie verletzen dann das Nachtflugverbot. Gleiches passiert, wenn, wie am Freitag in München und Frankfurt, die Radaranlagen ausfallen.

Reichen die Parkplätze aus?

Ja. "Die Parkplatzlage ist sehr entspannt", sagt Michael Hanné. Es gibt 20 000 Parkplätze am Düsseldorfer Flughafen. "Jeder, der will, bekommt zurzeit auch einen Stellplatz." Das liege vor allem daran, dass mehr Menschen mit der Bahn kommen. 25 Prozent der Reisenden nutzen den öffentlichen Personen-Nahverkehr. Vor kurzem lag der Wert noch bei nur 20 Prozent.

Wie können Urlauber Stress am Flughafen vermeiden?

Technikleiter Michael Hanné rät, trotz des Gedränges möglichst früh anzureisen. Flughafensprecher Kötter empfiehlt Fluggästen aus Düsseldorf und Umgebung, das Gepäck schon am Vorabend beim Flughafen aufzugeben.

(RP/ila)
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