Düsseldorfer Eltern-Kolumne Von Rechten und Pflichten

Düsseldorf · Der Sohn unserer Kolumnistin fragt sich: Haben Kinder eigentlich Rechte? Und was ist der Unterschied zu Regeln und Pflichten? Bei der Erklärung hilft diesmal auch der große Bruder mit.

 Mareile Blendl diskutierte mit ihren Söhnen über die Rechte von Kindern.

Mareile Blendl diskutierte mit ihren Söhnen über die Rechte von Kindern.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Haben Kinder Rechte?“ fragt mein kleiner Sohn. „Von wegen!“ ruft mein großer Sohn, bevor ich fragen kann, wie mein Kleiner überhaupt auf die Frage kommt. Jetzt will er es aber genau wissen: „Ja oder nein?“

„Theoretisch“ antwortet das große Kind, „praktisch gibt’s die aber nicht.“ „Warum?!“ „Wir sind zu jung, um sie zu verteidigen.“ „Also haben wir gar keine?“

(Ich:)„Natürlich, sonst wäre es ja ungerecht. Ihr habt zum Beispiel ein Recht auf Bildung und auf gemeinsames Spiel.“ „Echt jetzt?“ „Nein!“ ruft der große Sohn und blickt von seinem Handy auf, wo er „Kinderrechte“ gegoogelt hat. „Sie stehen nicht im Grundgesetz! Nur in einer Konvention. Das kommt einer freundlichen Empfehlung gleich. Das dachte ich mir.“

„Was ist eine freundliche Empfehlung, Mama?“ „Ähm...ja. Siehst du, es gibt eine Menschenrechtskonvention. Das sind Regeln, auf die sich viele Länder...“

„Lass mich das erklären, Mama.“ Der Große legt das Handy weg – er weiß genug:„Du kennst doch die Tischregeln, oder?“ „Hä? Du meinst, dass ich mir nicht den Mund vollstopfen darf, auch wenn ich super Hunger habe?“ „Zum Beispiel.“ „Und das ist jetzt mein Recht?“ „Eben nicht. Es ist nur eine Regel, die wir einhalten, damit Mama bei Tisch nicht mit uns schimpfen muss.“

(Ich:)„Und das finde ich ganz toll, ihr Zwei.“ (Die Beiden sehen sich an, drehen gleichzeitig die Augen zur Decke hoch.) „Ist ja unsere Pflicht, Mama.“

„Was ist denn eine Pflicht?“ „Deine Pflicht tust du, wenn du dich an Regeln hältst. Und dein Recht ist das, was du nicht tun musst, wenn du nicht willst.“ „Und was ist dann mit der Pflicht?“ „Das Recht fängt da an, wo die Pflicht zu Ende ist.“ „Och Menno, das ist zu schwer für mich.“ Der Kleine mault. „Haben Kinder jetzt Rechte oder nicht?“

„Nicht eines.“ „Gar keines?!“ Der Kleine reißt die Augen auf. „Nicht mal ein ganz kleines?“ „Ein winziges.“ „Das ist ungerecht! Warum?!“ „Weil wir kleiner sind als die Erwachsenen. Und unsere Rechte deshalb viel zu kurz kommen.“

„Zum Glück sind wir so süß.“ Mein kleiner Sohn ist Optimist. Immer schon. „Da brauchen wir die ganzen Regeln nicht. Die Leute sind ja gerne nett zu uns.“

Der Große knurrt. „Dann warte, bis du etwas größer wirst. Dann bist du nicht mehr süß. Was machst du dann?“

„Mama?“ „Ja, mein Schatz?“ „Kannst du nicht unser Recht verteidigen?“ „Wer sonst, mein Kind.“ Wer sonst?

Autorin Schauspielerin Mareile Blendl (44) ist Mutter zweier Söhne und lebt in Düsseldorf.

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