Düsseldorfer Trendforscherin Ganz Mutige tragen eine Radlerhose

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Modeexpertin spricht über die neuen Trends auf dem Laufsteg und im Kleiderschrank.

Trendforscherin Karolina Landowski mag klare Schnitte, kräftige Farben und hochwertige Materialien. Auch ungewöhnliche Kombinationen dürfen getragen werden.

Trendforscherin Karolina Landowski mag klare Schnitte, kräftige Farben und hochwertige Materialien. Auch ungewöhnliche Kombinationen dürfen getragen werden.

Foto: Landowski

Mode ist ihre Leidenschaft. An der Akademie für Mode und Design (AMD) hat Karolina Landowski studiert, und sie war eine der ersten Absolventinnen des Fachs Modejournalismus / Medienkommunikation. Sie lebt und arbeitet als freie Journalistin und Trend Consultant in Düsseldorf. Seit mehr als zehn Jahren schreibt und referiert sie für Magazine, Marken und Messen über Mode und Lifestyle.

Ganz neu ist sie als Trendreporterin für das Düsseldorfer Netzwerk Fashion Net im Einsatz. Ihr Herz schlägt für junge Designer und innovative Storekonzepte. Als Trendexpertin mit dem Schwerpunkt Schuhe und Accessoires hält sie Fashion Forecasts und berät Unternehmen aus Industrie und Handel in Kommunikation und Zeitgeist. Als passionierte Weltenbummlerin sammelt sie hübsche Orte und unvergessliche Geschichten. Mit Fashion Trend Pool hat sie ein Netzwerk aus Experten gegründet, das Industrie und Handel in Trendfragen berät.

Jede Saison, jeden Monat kommen neue Schnitte und Trends auf den Modemarkt. Da den Überblick zu behalten ist wirklich nicht leicht. Wo finden Sie die neuesten modischen Trends? Was macht ein Trend-Consultant?

KarolinaLandowski Ich beobachte und analysiere. Sichte internationale Catwalks ebenso wie Influencer auf Instagram und das Geschehen auf der Straße. Reise jede Saison nach Paris, Mailand, London und Kopenhagen zu Mode- und Stoffmessen. Lasse mich inspirieren von Ausstellungen, Magazinen und Filmen und behalte im Blick, was sich aktuell tut in Design und Gastronomie, Musik und Zeitgeschehen. Diese Bereiche verschmelzen immer mehr.

Was hat das zur Folge?

Landowski Mode ist heute viel komplexer, kleinteiliger und schnelllebiger geworden. Gab es früher vielleicht eine Handvoll Trends, festgelegt von einigen wenigen Designern, existieren heute Dutzende Mikrotrends, die sich dank Social Media binnen Sekunden weltweit verbreiten. Aber in wenigen Wochen schon vorbei sein können. Man muss immer und überall seine Augen offen halten für Neues. Auf der Fashion Week genauso wie im Café auf der Ackerstraße.

Ist Düsseldorf modisch eine Fundgrube?

Landowski Mode findet man in Düsseldorf ebenso wie in New York, Paris oder Tokio. Nur vielleicht etwas konzentrierter. Als wirtschaftlicher Modestandort hat Düsseldorf eine große Bedeutung. Wir haben die größte Showroomdichte, gute Modeschulen, dazu Messen und Flagship-Stores fast aller wichtigen Labels. Die Innenstadt ist eine sehr attraktive Modemeile. in Flingern, Derendorf und Unterbilk kommen individuelle Läden wie Aest, Stylealbum, Hammermann und Ela Selected hin zu – allesamt geführt von tollen Frauen mit viel Leidenschaft für Mode. Es gibt eine aufstrebende, junge Kreativszene, die frischen Wind in die Stadt bringt mit innovativen Stores, Cafés und Barkonzepten. All das zusammen ist eine modische Fundgrube.

Wie sieht es mit der Königsallee aus? Ist sie noch tonangebend?

Landowski Die Kö spiegelt den Stand der Mode wider. Früher herrschte hier der Luxus, heute findet man kommerzielle Trends für alle Budgets. Designhäuser wie Prada, Dior und Gucci vermischen sich mit Zara, H&M & Co. Das entspricht einfach dem Zeitgeist. Verschiedenste Stile und Preislagen werden von Kunden munter kombiniert. Aber die Anziehungskraft der Königsallee ist ungebremst, das sieht man täglich an der großen Schar an Touristen und Einheimischen, die sich zum Shoppen teilweise richtig schick machen. Wo sieht man das noch? Immer noch der beste Ort, um Menschen zu beobachten.

Was sind die fünf Must-haves für Frühjahr/Sommer?

Landowski Ein feminines Midi-Kleid, ein lässiger Hosenanzug, eine Belt Bag aus Leder und Chunky Sneaker. Und für die ganz Mutigen: eine Radlerhose. Allgemein bleiben die modischen Aussichten heiter. Es gibt jede Menge Gute-Laune-Farben wie Knallgelb, Signalrot, Grasgrün oder Fuchsia und leichte Sorbet-Töne. Stile und Muster sind en vogue. Blümchen zu Streifen, zu Karo. Brüche und Gegensätze sind der Schlüssel zum Erfolg.

Zur bevorstehenden CPD stellen Sie bereits die Mode für den nächsten Winter vor. Was bleibt, was kommt neu?

Landowski Was bleibt, ist der Mix aus Sportivität und Klassik. Hoodies werden zu karierten Wollhosen kombiniert, Sneaker zu femininen Kleidern. Nachdem wir lange Zeit eine Lässigkeit der Mode beobachten konnten, kehrt mit Blazern, Hosenanzügen und edlen Wollmänteln das Thema Tailoring zurück. Es wird angezogener, eleganter, aber in neuen, bequemen Schnitten. Wadenlange Röcke sind wieder angesagt und werden zu hohen Stiefeln kombiniert wie zuletzt in den 70ern. Es gibt eine Farbberuhigung hin zu Naturnuancen. Neben Karos in allen Farben und Formen bleiben Leo- und Schlangenprints wichtig. Und Cord erlebt eine Renaissance.

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsstil?

Landowski Ich mag klare Schnitte, kräftige Farben und hochwertige Materialien. Und eine Prise Retro-Chic. Deswegen freue ich mich auf den neuen Brit Chic mit seinen Karos und Referenzen an die 70er. Ich bewundere Miuccia Prada für ihr Gespür für Farben und Muster. Raf Simons für seine starken Visionen und Phoebe Philos Entwürfe für ihre smarte Sexyness. Dass beide als wegweisende Chefdesigner Calvin Klein bzw. Celine verlassen mussten, hat in der Branche für Unmut gesorgt und zeigt leider die Schattenseite der Modeindustrie: Kommerz löst Kunst immer mehr ab.

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