Lehrer-Kolumne Noten nicht überschätzen

Düsseldorf · Es ist nicht lebensentscheidend vor den Sommerferien ein perfektes Zeugnis zu bekommen. Das Umfeld sollte dem Kind vor allem den Rücken stärken und mit ihm gemeinsam nach vorne schauen.

 Kerstin Roske unterrichtet Deutsch und Geschichte am Luisen-Gymnasium.

Kerstin Roske unterrichtet Deutsch und Geschichte am Luisen-Gymnasium.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“ – die Aussage kennen viele noch aus der eigenen Schulzeit und haben sie nicht gerade lieben gelernt. Denn meistens bekommt man sie zu hören, wenn man als Jugendlicher keine Motivation für ein Thema oder ein Schulfach aufbringen kann und sich und andere fragt, wozu der Mensch sich dieses Wissen nun eigentlich aneignen soll.

Zur Unlust, die sich manchmal damit verbindet, treten dann auch noch die Noten. Und hier beginnt für manche das Problem, da es nicht mehr nur um mangelndes Interesse, sondern auch um ein gutes oder weniger gutes Zeugnis geht. Und das ist doch wirklich lebensentscheidend: Vor den Sommerferien ein perfektes Zeugnis zu bekommen. Oder?

Nein, ist es in den allermeisten Fällen tatsächlich nicht. Selbstverständlich gibt es auch Noten im Leben, die mal über den weiteren Weg entscheiden können. Und als Lehrerin vergebe ich permanent Noten und möchte ihre Bedeutung nicht abtun. Doch lebenswichtig sind die meisten Noten, die man als Schüler erhält, nicht. Bevor es am Freitag Zeugnisse geben wird, sollten sich darum alle Beteiligten einmal vor Augen führen, ob sie diese Noten wirklich so hochhängen möchten, wie es oft geschieht. Auch wenn das leichter gesagt als getan ist. Gerade wenn das eigene Kind ein nicht so gutes Zeugnis mitbringt, ist es selbst schon unzufrieden damit. Dann hilft es, wenn das Umfeld dem Kind den Rücken stärkt und man gemeinsam nach vorne schaut. Letztlich ist das einzig Entscheidende, dass aus diesen Kindern freie, glückliche Menschen werden, die selbstbewusst ihren Weg gehen. Das muss übrigens nicht immer der gerade Weg zum Abitur sein.

Und für die meisten Schülerinnen und Schüler geht es nicht um die Versetzung. Dann helfen manchmal schon Zeit und persönliche Entwicklung, um die guten Leistungen wieder abrufen zu können.

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