Bauprojekte ändern Straßen und Ecken Die Düsseldorfer Innenstadt - ein flüchtiges Gebilde
Düsseldorf · Zahlreiche Bauprojekte an markanten Punkten ändern das Gesicht bekannter Straßen und Ecken in Düsseldorf. Ständig.
Dass sich die Kräne drehen müssen, wird gern bei Richtfesten erklärt. Immer dann eben, wenn man (etwa vor lärm- und schmutzgeplagten Anwohnern) erklären will, warum Baustellen gut sind für eine prosperierende Stadt. Denn wo gebaut wird, da entstehen Arbeitsplätze, da ist Wachstum. Die Bauarbeiten stehen aber auch für den sich wandelnden Blick der Menschen auf ihr Umfeld, für neue Prioritäten, neue Geschmäcker.
Selten ist das so deutlich geworden wie beim Großprojekt Kö-Bogen, dessen Wirkung weit über die schicke Anmutung der geschwungenen Libeskind-Bauten hinausgeht. Mit ihnen haben sich die Wegebeziehungen in der Innenstadt verändert, haben die Fußgänger Raum zurückerobert. Wenn die Pläne für den Kö-Bogen II (samt noch fertigzustellendem Tunnel) und die Wehrhahn-Linie komplett umgesetzt sind, wird es noch etwas mehr sein.
Aber auch rund um diesen Leuchtturm bleibt die Zeit nicht stehen. Die auf der Immobilienmesse Mipim vorgestellten Projekte zeigen, wie vielfältig der Wandel ist: Die Flächen ums Stadtzentrum sind bei Entwicklern begehrt, Büros ebenso gefragt wie Handelsflächen und, natürlich, Wohnungen - wer sich's leisten kann, wohnt inzwischen wieder gern zentral.
Da ist das Kö-Quartier, ein Bürokomplex in gefragtester Lage - teils aber unschön in die Jahre gekommen. Wo an der Ecke Benrather Straße/Breite Straße seit 1967 ein wuchtiger Büroklotz aufragt, sollen nach dem Entwurf der MSM Architekten bald von viel Glas geprägte Fassaden aufragen. Nur einige Gehminuten entfernt liegt an der Immermannstraße das ehemalige Franziskanerkloster, an dessen Stelle bald ein Wohnprojekt mit einem etwa 50 Meter hohen Turm stehen soll.
Unumstritten ist das wegen einiger Baumfällungen nicht - es schafft jedoch Wohnungen in bester Lage und eröffnet die Chance, auch architektonisch ganz Neues zu gestalten. Einige Meter weiter an der Immermannstraße 23 befindet sich bereits eine Baustelle: Dort wird ein Gebäude modernisiert und zu einem Hotel ausgebaut.
Der Teil zur Oststraße hin ist bereits abgerissen, wird durch einen dezenten Anbau ersetzt - nicht immer bedeutet Wandel auch ein aufrüttelnd neues Straßenbild. Erst recht nicht, wenn der Denkmalschutz im Spiel ist: So beim Wohnprojekt LambertusEins am Rande der Altstadt - und vielen anderen Umwandlungen, bei denen die Fassaden behutsam erneuert werden.
Nicht immer, das ist die Krux, bedeutet Wandel auch Verbesserung. Wie sich ein neues Gebäude, eine neue Fassade ins Gesamtbild fügt, und wie Menschen sie annehmen, lässt sich nie voraussagen. Ein Grund, es nicht zu wagen, ist das nicht. Und: Auch die Neubauten sind ja nicht für immer.