„Die Digitale“ in Düsseldorf Ein Festival für die Kultur des Digitalen

Das Kunst- und Musikfestival „Die Digitale“ geht in die vierte Runde. Zu Gast ist Musiker Juan Atkins.

 Szene aus dem 360-Grad-Kurzfilm „Merger“ von Keiichi Matsuda, der im Weltkunstzimmer gezeigt wird.

Szene aus dem 360-Grad-Kurzfilm „Merger“ von Keiichi Matsuda, der im Weltkunstzimmer gezeigt wird.

Foto: Keiichi Matsuda

Am 1. November beginnt die nächste „Digitale“, und dass die Macher ziemlich zufrieden sind mit dem Programm der neuen Ausgabe, erkennt man an diesem Satz von Peter Witt: „Der Urvater war schon da, nun kommt der Godfather.“ Mit „Urvater“ ist Manuel Göttsching gemeint, der vor zwei Jahren seine Komposition. „E2-E4“ in Düsseldorf präsentierte, und die gilt als Blaupause von Techno und House. Na ja, und nun kommt halt der „Godfather“ desselben Genres: Der Amerikaner Juan Atkins, der mit Cybotron und Model 500 die Geschichte der elektronischen Musik entscheidend beeinflusste, tritt am 9. November im Zakk auf. Zwei große Künstler, die man ansonsten eher selten sieht, da darf man sprachlich ruhig mal in die Harfe greifen.

„Die Digitale“ ist das Festival, das nun schon im vierten Jahr zu gleichen Teilen aus einem Musik- und einem Kunstprogramm besteht und sich viel vorgenommen hat: abzubilden nämlich, wie stark die digitale Kultur in alle Lebensbereiche ausgreift, in sämtliche soziale und ökonomische Prozesse. Die Idee dazu hatten der Künstler und Musiker Peter Witt und der Eventmanager Werner Pillig, der einst als Meisterschüler von Nam June Paik an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte. Und um das Wesen des Netzwerks, das dem Digitalen zu eigen ist, auch räumlich abzubilden, erstreckt sich das Festival über die ganze Stadt: Es gibt Veranstaltungen zum Beispiel in Kit und FFT, in der Jazzschmiede, der Christuskirche, im Parkhaus des Malkastens und erstmals auch im Stadtmuseum.

Das Weltkunstzimmer fungiert als eine Art Hauptquartier, dort wird am 1. November die zentrale Gruppenausstellung mit dem Motto „Digital Overload“ eröffnet. Sie bildet die Herzkammer des Festivals. 130 Arbeiten von Künstlern aus aller Welt sind dafür eingereicht worden, 25 wurden mit Hilfe der Kuratorin Maria Wildeis ausgewählt, darunter eine des Schauspielers Lars Eidinger. Internetbasierte Kunst wird bis 16. November zu sehen sein, Virtual Reality, Videos und Installationen von Marta Revuelta, Heidi Hörsturz oder Cristiana Cott. „Zwischen drastisch und erholsam“ sei das Präsentierte einzuordnen, sagt Peter Witt, bisweilen gehe es durchaus konfrontativ zu. Und dass Detlef Weinrich alias Tolouse Low Trax am Eröffnungsabend auflegen wird, sagt er auch.

Zum ersten Mal gibt es zudem ein begleitendes Symposium, das für den theoretischen Unterbau sorgen soll. Am 5. November sprechen und diskutieren im NRW-Forum unter anderem Kathrin Passig und Anton Klees über diese Fragen: Welchen Einfluss hat die Datenmenge auf unsere Gesellschaft? Woher kommt der Eindruck des Overloads und wie reagieren wir darauf? Die Konferenz erstreckt sich über den gesamten Tag und wird von einem DJ-Set abgeschlossen.

Musikalische Höhepunkte könnten die Auftritte des Berliner Techno-Pioniers Mark Ernestus mit Musikern aus dem Senegal (12. November, Kit), des Düsseldorfer Produzenten Harmonious Thelonious (15. November, Kit) und des Soundkollektivs Kolorit aus Studierenden der Schumann-Hochschule (14. November, Bergerkirche) werden. Und noch einmal zurück zum „Urvater“: Auch in der Kunst ist das Werk eines Mannes zu erleben, den man irgendwie als solchen bezeichnen kann, in diesem Fall für die Medienkunst: Am 8. November beginnt im Parkhaus des Malkastens eine Schau mit Grafiken, Zeichnungen und Video-Skulpturen von Nam June Paik.

Info „Die Digitale“ findet an verschiedenen Orten vom 1. bis 16. November statt. Die zentrale Gruppenausstellung „Digital Overload“ beginnt am 1. November im Weltkunstzimmer. Tickets für alle Veranstaltungen gibt es unter www.die-digitale.net.

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