Rund ums Rathaus Die CDU fremdelt mit urbanen Milieus

Düsseldorf · Die Autofahrer haben in den Düsseldorfer Christdemokraten zuverlässige Lobbyisten. Das sichert in einer modernen Großstadt aber nicht dauerhaft gute Wahlergebnisse.

Die Düsseldorfer CDU ist konservativ im besten Sinne, wie man so schön sagt: Als sie 1999 mit Oberbürgermeister Joachim Erwin im Rathaus die Macht übernahm, war eine seiner ersten Amtshandlungen, den unter den rot-grünen Vorgängern auf der Fahrbahn der Luegallee eingerichteten Radweg medienwirksam zu überpinseln. Die Botschaft: Freie Fahrt für Autos!

Dem Motto und Versprechen an bestimmte bürgerliche Wählerschichten blieben die Christdemokraten die nächsten 15 Jahre treu. Dass Düsseldorf in dieser Zeit, nämlich 2007, in die Riege der "fahrradfreundlichen Städte" aufgenommen wurde, fassten Alltagsradfahrer bestenfalls als Ironie auf. Denn: Nichtmotorisierten Zweiradfahrern wurde es unbequem gemacht in Düsseldorf. Erst mit dem radfahrenden Verkehrsdezernenten Stephan Keller, übrigens auch ein Mann mit CDU-Parteibuch, änderte sich der Kurs im Rathaus: Einbahnstraßen wurden für Radler geöffnet, Radwege entstanden - manchmal sogar auf einer Hauptstraße. Dafür gab es regelmäßig Lob vom Fahrrad-Club ADFC. Doch bei dessen jährlicher Städteumfrage landete Düsseldorf wieder auf einem hinteren Platz.

Und die CDU? Füllt weiterhin die Nische der Autofahrerlobby. Vereinzelte Stimmen in den eigenen Reihen verstummen rasch, wagen allenfalls ein vorsichtiges Flüstern. Dafür verkünden andere umso lauter, dass sie keinerlei Einschränkung für den Autoverkehr in Kauf nehmen werden. Dazu gehört Fraktions-Vize Andreas Hartnigk, der sich zunehmend als Oppositionssprecher profiliert - vor allem als Freund des motorisierten Individualverkehrs.

Flankiert wird er vom Bezirksbürgermeister Rolf Tups. Der radelt zwar gerne mal mit dem Polizeipräsidenten durch sein Linksrheinisches, wettert aber auch gegen geplante Radverkehrsprojekte ebendort. Sei es der Radweg auf der Fahrbahn der Oberkasseler Brücke oder nur der Gedanke an einen auf der Luegallee. Denn wo es eng oder schwierig wird, sollen nicht etwa Autos langsamer fahren, sondern, so Tups, Radfahrer absteigen und ein Stück schieben. Damit bringt man niemanden dazu, vom Auto aufs Rad umzusteigen.

Es ist ein gutes Beispiel dafür, weshalb die Düsseldorfer CDU auf Sicht in sogenannten urbanen Milieus kaum Wählerstimmen holt. Immer mehr Studenten, junge Familien, gut verdienende Paare verzichten eher aufs eigene Auto als auf das Rad. Weil sie damit in verstopften Straßen meist schneller ans Ziel kommen und mit dem Auto ohnehin keinen Parkplatz finden. Das Auto wird geteilt oder gemietet. Die CDU könnte mit ihrer Haltung aber auch im eigenen Lager verlieren. Denn auch dort gehört das Fahrrad längst zum Alltag.

Will die CDU also in der Großstadt punkten, muss sie den Autoverkehr nicht sträflich vernachlässigen, aber Radfahrer endlich wirklich gleichberechtigt behandeln.

(RP)
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