Düsseldorf Die Brücken am Hauptbahnhof sind abrissreif

Düsseldorf · Auch in Düsseldorf gibt es große Schäden an Bahnbrücken - an brisanter Stelle: Die Brücken über die Erkrather und die Kölner Straße an der Nordeinfahrt des Hauptbahnhofes müssen erneuert werden. Es droht ein Baustellenmarathon.

 Die Eisenbahnbrücke über die Erkrather Straße weist nach Angaben der Bahn gravierende Schäden auf. Sie muss in den kommenden Jahren komplett erneuert werden.

Die Eisenbahnbrücke über die Erkrather Straße weist nach Angaben der Bahn gravierende Schäden auf. Sie muss in den kommenden Jahren komplett erneuert werden.

Foto: Andreas Bretz

Eine der meistbefahrenen Bahnstrecken in Düsseldorf ist in miserablem Zustand: Mehrere Brücken auf der Strecke nördlich des Hauptbahnhofs weisen große Schäden auf. Dabei handelt es sich unter anderem um die beiden Brücken direkt vor der Einfahrt des Bahnhofs. In einer Schadensliste, welche die Bundesregierung dem Bundestag vorgelegt hat, fallen die Brücken über die Kölner Straße und die Erk-rather Straße in die schlechteste Schadenskategorie.

Demnach liegen an den beiden Bauwerken "gravierende Schäden" vor. "Eine wirtschaftliche Instandsetzung ist nicht mehr möglich", heißt es in dem Papier. Im Klartext: Die Brücken lassen sich nicht mehr sanieren, sondern müssen ersetzt werden. Wann dies geschieht, ist völlig unklar. Die Sicherheit der Bauwerke sei aber "noch nicht" gefährdet, heißt es weiter.

Die Grünen hatten im Bundestag nach dem Zustand der Brücken in NRW gefragt - und für das ganze Bundesland alarmierende Ergebnisse erhalten (siehe Kasten). Das Papier listet auch mindestens sechs marode Brücken in Düsseldorf auf.

Der genaue Standort der Bauwerke ist aus dem Dokument schwer zu ermitteln: Angegeben werden dort nur die interne Streckennummer der Bahn und der Streckenkilometer. Weitere Angaben machte das Unternehmen auch auf Anfrage nicht. Mehrere externe Fachleute bestätigen aber auf RP-Anfrage, dass die beiden Brücken am Nordkopf des Bahnhofs aufgeführt sind. Weitere schadhafte Brücken befinden sich ebenfalls in der Nähe des Bahnhofs, außerdem in Gerresheim und Benrath. Die gute Nachricht: Die einzige Bahn-Rheinbrücke in Hamm ist in verhältnismäßig gutem Zustand.

Noch keine Erklärung gibt es dafür, warum die Brücken am Hauptbahnhof so marode sind: Hat die Bahn bei der Sanierung geschlafen? Oder haben die Brücken schlicht ihr Höchstalter erreicht? Beide Bauwerke nahmen auch immer wieder bei Unfällen Schaden: Regelmäßig unterschätzen Lkw-Fahrer die Höhe ihres Fahrzeugs. Auch zu diesen Fragen macht der Konzern noch keine Angaben.

Die Politik verlangt nun Auskunft. "Die Bahn muss offenlegen, wie groß die Schäden wirklich sind", sagt der Grünen-Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld. Bund und Bahn müssten eine Finanzierung für die Sanierung erarbeiten. Wichtig sei, dass der Ausbau des Streckennetzes nicht leide. "Die Sanierung darf nicht zulasten des Rhein-Ruhr-Express (RRX) oder des Regionalhalts in Bilk gehen", so Engstfeld.

Durch die Vielzahl der maroden Brücken kommt auf die Bahn ein gewaltiger Sanierungsaufwand zu. Wann Düsseldorf an der Reihe ist, ist deshalb nicht abzusehen. Lothar Ebbers vom Fahrgastverband "Pro Bahn" befürchtet gravierende Folgen für Bahnkunden durch die Arbeiten. "Da steht ein Baumarathon bevor." Die Pendlerstrecke nach Düsseldorf sei so wichtig, dass man nur bei laufendem Betrieb arbeiten könne. "Es ist wichtig, dass die Bahn die Arbeiten gut terminiert."

Sollte sich die Sanierung zu lange verzögern, drohen auf der Strecke in Düsseldorf Tempolimits oder gar eine Vollsperrung - wie geschehen bei der Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid.

(RP)
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