Düsseldorf Die Bahn enteist in Wersten ihre Züge

Düsseldorf · Eine neue Anlage auf dem Werksgelände an der Harffstraße beseitigt mit 40 Grad warmem Wasser Eis an Unterböden, Bremsen oder anderen Teilen der Waggons. Die Bahn rüstet sich damit für die anstehenden Wintertage.

 Die Waschanlage im Bahn-Werk an der Harffstraße in Wersten. Dort können die Züge nicht nur gesäubert werden, sondern feine Düsen sprühen von unten warmes Wasser, um die Technik zu enteisen.

Die Waschanlage im Bahn-Werk an der Harffstraße in Wersten. Dort können die Züge nicht nur gesäubert werden, sondern feine Düsen sprühen von unten warmes Wasser, um die Technik zu enteisen.

Foto: Andreas Bretz

Diese Halle im Werksgelände an der Harffstraße in Wersten sieht aus wie eine Pkw-Waschanlage - nur viel größer: Vorne ein riesiges Tor, hinten auch. Drinnen viele Schläuche, wegen der Beweglichkeit an flexiblen Schlaufen hängend, große, waagrechte stehende Bürsten warten auf Kundschaft. Aber zwischen diesen Säuberungsgeräten steht kein Auto, und auch kein Lkw, sondern eine Regionalbahn, Dutzende von Meter lang, knallrot, vorne Puffer. Auf Schienen ist sie hineingerollt, und nun wartet sie darauf, vom Dreck befreit zu werden.

In dieser Anlage würde aber nicht nur der Schmutz beseitigt, sondern sie könnte die Waggons auch enteisen. Denn das Eis macht der Bahn große Sorgen und verursacht enorme Verspätungen, mit denen dann das Image des Verkehrsunternehmens weiter nach unten geht.

Also hat man jetzt mächtig aufgerüstet für den zu erwartenden Kampf gegen Väterchen Frost, mit dessen Angriff binnen weniger Tage oder Wochen zu rechnen ist.

Vor allem am Unterboden der Loks und Waggons sorgt das Eis für enorme Probleme. Besonders verhindert es die Reparatur oder den Austausch von nicht mehr funktionierenden Teilen. Die Folge: Das Fahrzeug liegt so lange still, bis das Eis entweder abgeschmolzen ist oder man es sonst wie mühsam abgeklopft hat. Sind Arbeiten an diesen Teilen erforderlich oder ist ein kompletter Austausch nötig, müssen die betroffenen Teile zunächst abgetaut werden. Vor allem an den Achsen, Bremsanlagen und dort, wo die Züge gekuppelt werden, verdichtet sich Schnee und Eis zu hartnäckigen Blöcken. Dies geschieht oft auch bei Tauwetter: Dann bildet sich ein klebriger Schneematsch, der an den Zügen herunter läuft und durch den Fahrtwind wieder einfriert. Die entstehende Eisschicht ist oft mehrere Zentimeter dick, so dass das Abtauen einige Stunden dauert. Die Anlage in Wersten soll dies nun leicht machen, sie wurde nachträglich in die Reinigungsstraße eingebaut und kostete rund 140 000 Euro. Ist ein Waggon von unten oder seitlich vereist, wird er in dieser Halle mit Wasser eingesprüht, das auf ca 70 Grad erhitzt wurde und beim Einsatz immer noch rund 40 Grad warm ist. Höher darf die Temperatur nicht sein, weil sonst elektronische Teile Schaden nähmen, aber auch Gefahr für Mitarbeiter bestünde. Das Wasser wird in einem benachbarten Reservoir erhitzt und dort nach Gebrauch auch wieder gesammelt und aufgearbeitet. Im Verbund mit anderen Werken der Bahn in NRW ist der Standort Düsseldorf, in dem hauptsächlich Regionalbahnen betreut werden, Teil eines gigantischen Anti-Frost-Programms, das die Bahn jetzt gestartet hat, um wetterbedingte Verspätungen zu minimieren. Bundesweit wurden 70 Millionen Euro investiert, allein in NRW waren es acht Millionen Euro.

Zum Enteisen der Züge werden neben Warmwasser-Sprenklern weiterhin auch Heißluft-Gebläse genutzt, deren Einsatz optimiert wurde:

Zudem wurde beispielsweise in Köln der sogenannte "Lok-Rock" eingeführt. Rund um das vereiste Fahrwerk des Zuges wird eine Plane mit Magnetstreifen befestigt. Unter diesen "Rock" wird ca. 40 °C warme Luft geblasen, die sich unter der Plane sammelt und nicht entweichen kann. So wird die Enteisungsdauer der Züge im Winter deutlich verringert.

(RP)
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