Düsseldorfer ISS-Chef Alexander Granderath "Die 701 muss bis zum ISS Dome fahren"

Düsseldorf · Der Chef des Düsseldorfer Dienstleistungsunternehmens ISS spricht über den Niedergang der DEG, das Sponsoring des ISS Dome in Rath, den geplatzten Börsengang und die wachsenden Probleme, qualifizierte Mitarbeiter in Düsseldorf zu finden.

 Alexander Granderath, ISS-Deutschlandchef: "Die Stadt muss endlich die Verlängerung der 701 bis zum ISS Dome auf den Weg bringen."

Alexander Granderath, ISS-Deutschlandchef: "Die Stadt muss endlich die Verlängerung der 701 bis zum ISS Dome auf den Weg bringen."

Foto: Andreas Endermann

Herr Granderath, Ihre Firma ist zwar groß, aber in Düsseldorf fast nur durch das Sponsoring des ISS Dome bekannt. Wie wichtig ist das für Ihr Unternehmen?

Granderath Wir sind seit 2006 Namensgeber des ISS Dome. Wir haben unseren deutschen Hauptsitz in Düsseldorf, und wir sind durch das Sponsoring in der Region bekanntgeworden. Es lohnt sich, dieses Engagement weiterzuführen.

Wie teuer ist das Sponsoring des ISS Dome für Sie?

Granderath Wir sprechen dabei nie über die konkreten Beträge. Billig ist es sicher nicht, aber es ist für uns ein gutes Investment. Ich kann nur so viel sagen: Die Ausgaben liegen im sechsstelligen Bereich pro Jahr.

Die anhaltende finanzielle Misere des Düsseldorfer Eishockeyklubs DEG könnte für den ISS Dome zum großen Risiko werden, weil ein Großteil der Veranstaltungen in der Halle im Zweifel wegfallen könnten. Sind Sie besorgt?

Granderath Wir verfolgen die Lage der DEG und die Nachrichten um den Verein sehr intensiv. Unser Geschäftsführer Frank Merry ist auch selbst dort ehrenamtlich stark engagiert. Diese Tätigkeit unterstützen wir sehr.

Würden Sie sich als Sponsor für die DEG engagieren, um den Verein vor dem Ruin zu bewahren, und um die Eishockeyspiele im ISS Dome zu erhalten?

Granderath Nein, ein direktes Sponsoring der DEG kommt für uns nicht infrage. Wir sind als Namensgeber des ISS Dome ausreichend engagiert.

Würden Sie denn im Gegenzug auch ohne Spiele der DEG im ISS Dome am Sponsoring der Halle festhalten?

Granderath Ja, auf jeden Fall. Wir haben den Vertrag als Namensgeber bis zum Jahr 2016 unterschrieben und werden diesen auch auf jeden Fall einhalten. Es ist ja nicht so, dass der ISS Dome nur von den Eishockeyspielen lebt. Es gibt diverse hochattraktive Veranstaltungen, Konzerte und vieles mehr, die Tausende Besucher in die Halle locken.

Was erwarten Sie von der Stadt in Bezug auf den ISS Dome?

Granderath Der ISS Dome braucht dringend eine bessere Anbindung an den öffentlichen Personen-Nahverkehr. Die Stadt muss endlich die Verlängerung der Straßenbahnlinie 701 bis zum ISS Dome auf den Weg bringen. Das wäre sehr wichtig für die Halle und damit auch für uns.

Viele in der Stadt kennen den Namen Ihrer Firma womöglich nur aus dem Namen ISS Dome, ohne jedoch zu wissen, was ISS ist, und was Ihre Firma eigentlich macht. Ist das ein Problem?

Granderath Die Sorge kann ich Ihnen nehmen, es ist kein Problem. Unsere Kunden sind nicht die Konsumenten, sondern andere Unternehmen. Und die wissen, dass wir den ISS Dome sponsern und dort auch Dienstleistungen übernehmen. Das ist das Pfund, mit dem wir wuchern können. Daher ist der Dome für uns überhaupt von Interesse.

Woran liegt es, dass Ihr Firmenname der Öffentlichkeit unbekannt ist?

Granderath Wir kennen dieses Problem durchaus. Es liegt daran, dass wir durch den Zukauf kleiner und mittelständischer Unternehmen aus dem Dienstleistungsgewerbe beständig gewachsen sind. Regional waren diese Dienstleister relativ bekannt, so wie hier vor Ort etwa die Firma Klaus Harren.

In Düsseldorf sitzt mit der Dienstleistungsfirma Klüh ein großer Wettbewerber, der anders als ISS stark mit der Region verbunden wird ...

Granderath Man kann uns nicht mit Klüh vergleichen. Klüh ist zwar in einigen Ländern engagiert, aber doch vor allem ein deutsches mittelständisches Unternehmen. ISS ist ein wirklich internationaler Konzern. Wir beschäftigen mehr als 530 000 Mitarbeiter weltweit und sind damit der drittgrößte Arbeitgeber in Europa. Wir können fast jede Dienstleistung in jedem Ländermarkt anbieten, sei es Technisches Gebäudemanagement, Catering, Sicherheit, Reinigung oder auch Nischenangebote wie Schädlingsbekämpfung oder 3-D-Fotografie.

Ist Düsseldorf für Sie auch als Markt relevant oder nur als Sitz Ihrer Zentrale?

Granderath Wir beschäftigen zwischen 2000 und 3000 Mitarbeiter in der Region, 100 davon hier in der Düsseldorfer Zentrale. Unsere Kunden sind hier vor Ort etwa die Messe oder das Congress Centrum. Ein attraktiver Kunde könnte irgendwann mal der Düsseldorfer Flughafen sein. Daran arbeiten wir noch.

Sie sind ein dänisches Unternehmen. Warum haben Sie sich gerade dazu entschieden, in Düsseldorf ihre Deutschland-Zentrale zu errichten?

Granderath Historisch gesehen liegt es daran, dass wir hier die Firma Klaus Harren übernommen hatten. Aber heute muss ich sagen, dass unser Standort hier in der Airport-City deutschlandweit einmalig gut ist. Wenn unsere Kunden oder Mitarbeiter per Flugzeug kommen, können sie zu Fuß vom Terminal bis ins Büro laufen, so kurz sind die Wege. Gleichzeitig sind hier ein ICE-Bahnhof und eine exzellente Autobahnanbindung. Besser geht's kaum.

Düsseldorflob gehört bei einem Düsseldorfer Interview fast schon zum guten Ton. Hand aufs Herz, was könnte besser sein?

Granderath Es wird immer schwieriger, in der Region gute Mitarbeiter zu bekommen. Und das zieht sich durch viele Bereiche. Da ist zum einen der bekannte Mangel an Ingenieuren, aber auch Techniker und IT-versierte Menschen mit Berufsausbildung zu bekommen, ist nicht leicht.

Das aber ist nicht unbedingt ein Düsseldorfer Phänomen. Was sagen Sie den potenziellen Bewerbern? Warum sollte man sich als Arbeitnehmer für Ihr Unternehmen entscheiden?

Granderath In unserem Unternehmen gibt es große Aufstiegschancen. Es gibt viele bei uns, die als Vorarbeiter im Reinigungsbereich anfangen und zum Manager aufsteigen. Außerdem sind wir kein amerikanisches Hire-and-Fire-Unternehmen. Bei uns lebt der Geist dänischer Firmen, denn wir kommen ja aus Dänemark, auch wenn ISS heute mehrheitlich der Investmentbank Goldman Sachs und EQT gehört.

Ihre Branche steht in dem Ruf, Tarifverträge zu missachten und Betriebsräten gegenüber nicht gerade aufgeschlossen zu sein...

Granderath Wir zahlen allen Mitarbeitern ein tarifgebundenes Gehalt und halten uns auch an Mindestlöhne. Außerdem haben wir selbstverständlich einen Betriebsrat. Dieser ist für uns das Bindeglied zur Belegschaft. So etwas haben wir selbst in Ländern, in denen die Mitarbeiterbeteiligung weniger streng geregelt ist als in Deutschland. Außerdem sind 80 Prozent der von uns beschäftigten Menschen fest angestellt und nicht etwa Leiharbeiter.

ISS wollte vor einem Jahr an die Börse gehen, was ist aus den Plänen geworden?

Granderath Wir mussten diesen Börsengang wegen der Turbulenzen nach dem Atomunglück von Fuku-shima absagen. Aber in den nächsten zwei Jahren planen wir einen zweiten Versuch, ISS wieder an die Börse zu bringen.

Thorsten Breitkopf führte das Gespräch.

(RP/ila/top/rl)
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