Bloggerin äußerte Zweifel Düsseldorfer Diakonie verteidigt Kita-Imam gegen Radikalismus-Vorwürfe

Düsseldorf · Der Geistliche soll Kita-Kinder in Reisholz unterrichten. Eine islamkritische Bloggerin wirft ihm Nähe zu Radikalen vor. Die Diakonie stellt sich aber hinter den Imam – genau wie die jüdische Gemeinde.

 Auch beim ersten Open-Air-Gebet der Düsseldorfer Muslime im Volksgarten war Asmer U. beteiligt.

Auch beim ersten Open-Air-Gebet der Düsseldorfer Muslime im Volksgarten war Asmer U. beteiligt.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das Pilotprojekt, bei dem ein muslimischer Geistlicher in einer Kita in Reisholz über den Islam informiert, schlägt immer größere Wellen. Die Diakonie berichtet von Drohungen und Hass-Mails seit Bekanntwerden des Gemeinschaftsprojekts mit dem Kreis der Muslime.  Ein Imam und ein Pastor sollen dabei religiöse  Bräuche vermitteln. Für zusätzliche Aufregung sorgt der Beitrag einer Bloggerin, die dem Imam Asmer U. eine Nähe zu radikalen Strömungen nachsagt. Sie bezieht sich dabei auf Beiträge auf seiner Facebook-Seite.

Unter anderem verbreitete die Düsseldorfer CDU-Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel den Blog-Beitrag von Sigrid Herrmann-Marschall, der bei Islamkritikern und Islamhassern auf Zustimmung stößt. Nun wird er sogar Thema im Landtag: Die fraktionslosen Abgeordneten Alexander Langguth und Frank Neppe, die für die AfD gewählt worden waren, haben eine Anfrage eingereicht.

Die Diakonie reagierte am Freitag mit einer Stellungnahme. Darin heißt es, das Projekt in der evangelischen Kita werde wie geplant starten. Zudem habe der Imam „glaubhaft versichert“, fundamentalistische Ansichten nicht zu teilen, sondern aktiv in der Präventionsarbeit gegen Extremismus zu sein.

Viele Kinder aus islamischen Familien besuchen die Kita. Das war ein Auslöser für das Projekt. Die Wahl fiel nicht zuletzt deshalb auf Asmer U., weil sich der Busfahrer bereits als Gefängnisseelsorger engagiert hat. Dafür hatte er sich von den Sicherheitsbehörden durchleuchten lassen – ohne Beanstandung.

Herrmann-Marschall schreibt immer wieder über angebliche Nähe von Muslimen zu Radikalen. Im Januar war sie als Sachverständige im Landtag wegen einer AfD-Anfrage aufgetreten, bestreitet aber eine Nähe zu der Partei. Ihre Belege: Asmer U. folge bei Facebook radikalen Predigern und teile ihre Beiträge, zudem teilte er zwei israelkritische Karikaturen. Außerdem ist er auf einem Bild mit einem Mädchen zu sehen, das ein Kopftuch trägt. Sie spricht von einem „problematischen Imam“. Asmer U. wies die Anschuldigungen zurück, auch bei Facebook: Als Geistlicher, der in der Präventivarbeit tätig ist, verfolge er „selbstverständlich“ problematische Seiten. „Ich betrachte diesen hetzerischen Blogeintrag als unverschämten Versuch, mich zu diskreditieren“, schrieb U., der am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war. Herrmann-Marschall legte nach im Blog „Ruhrbarone“, zudem äußerten sich Unterstützer wie Pantel, die zum wertkonservativen Berliner Kreis gehört.

Jetzt melden sich erstmals die Unterstützer zu Wort. Dazu zählt auch Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde. Er sieht die Facebook-Beiträge von U. „ganz entspannt“. Bei den Karikaturen gehe es nicht um Antisemitismus, sondern eher um  israelische Regierungspolitik. Er habe den Eindruck, es solle etwas aufgebauscht werden, um den Muslimen zu schaden. Er wisse, dass der Imam ein glühender Befürworter des Toleranzwagens im Karneval gewesen sei. Szentei-Heise spricht von einem  „Skandälchen“.

Vom Kreis der Muslime heißt es, „wie erwartet“ scheuten AFD-nahe und islamfeindliche Kreise keine Mühen, „zu denunzieren, zu diskreditieren, zu verunglimpfen und zu bedrohen“. Es sei den Muslimen wichtig, dass sich die Stadtgesellschaft nicht spalten lasse. Die Diakonie um Pfarrer Thorsten Nolting teilt mit, der Imam habe die Karikaturen nach Kriegsvorkommnissen im Gaza-Streifen geteilt. Er sei als bosnisch-stämmiger Bürger für das Leid von kriegsbetroffenen Menschen besonders sensibilisiert. „Er distanziert sich aber von allen antisemitischen oder anderen menschenfeindlichen Einstellungen.“

Es hat sich ein Beirat für das Projekt gegründet, dem auch Elternvertreter angehören. Es soll Ende des Monats starten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort