Düsseldorf Deutsche Türken wählen in Heerdt
Düsseldorf · Heute soll der Andrang groß werden. Ein Bus wird daher umgeleitet.
Einen Türken nach Politik zu fragen, ist derzeit ungefähr so, als frage man einen Deutschen nach seinem Gehalt: Die meisten wollen nichts dazu sagen, Konkretes schon gar nicht, und wenn, dann nur anonym.
Rund eine halbe Million Deutschtürken in NRW können seit Donnerstag ihre Stimme in der Präsidentschaftswahl abgeben. Eins der Wahllokale befindet sich im Generalkonsulat in Heerdt. Der Besucherparkplatz ist gut gefüllt. Viele Autos haben Kennzeichen vom Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet. Auf dem Parkplatz steht sogar ein mobiler Toilettenwagen, falls der Andrang so groß wird, dass Wähler länger warten müssen. Noch allerdings ist die Schlange mäßig lang.
Über die Wahl und ihre Bedeutung sprechen will erst mal keiner. Viele können kein oder nur wenig Deutsch. Es sind vor allem ältere Menschen, die um die Mittagszeit zur Wahl kommen. Dann äußert sich ein 56-Jähriger aus Mönchengladbach. Er habe Erdogan gewählt, weil unter diesem die Türkei größer und reicher geworden sei. Kritik am Präsidenten lässt er nicht gelten: "Das sind alles Lügen", sagt er. "In der Türkei wird niemand ohne Grund verhaftet."
Das sieht eine 59-jährige Frau offenbar anders. "Wir haben keine Sicherheit in der Türkei", sagt sie. "Wegen der Regierung." Sie hoffe auf mehr Demokratie. Ihren Namen oder Wohnort will sie nicht nennen. Schnell entfernt sie sich. Währenddessen meldet sich ein junger Mann zu Wort - ob er auch etwas sagen dürfe? Dann legt er los. "Es ist sehr wichtig, dass der Präsident abgewählt wird", sagt er. "Die Leute, die ihn wählen, profitieren hier in Deutschland von den Verhältnissen. Sie sollten lieber wieder in die Türkei gehen." Der 27-Jährige lebt in der Nähe von Düsseldorf und arbeitet als Verkehrspilot. Während des Gesprächs schaut er sich mehrmals nervös um, hebt aber auch immer wieder trotzig die Stimme, wenn jemand vorbeikommt. Welche Partei er gewählt habe? "Die bessere", sagt er. Welche genau, will er nicht sagen.