Düsseldorf Deutsch-französische Horizonte

Düsseldorf · Als einzige deutsche Schule im Regierungsbezirk Düsseldorf bietet das Luisen-Gymnasium den Abi-Bac-Bildungsgang mit deutschem und französischem Abitur an. Besonders eng ist die Verbindung zur Partnerschule in Straßburg.

 Die angehenden Abiturientinnen Paula Leonhardt, Louisa Hilger und Alina Stoppok (v.l.) mit dem französischsprachigen Erdkundebuch.

Die angehenden Abiturientinnen Paula Leonhardt, Louisa Hilger und Alina Stoppok (v.l.) mit dem französischsprachigen Erdkundebuch.

Foto: Anne Orthen

An ihr Praktikum in Straßburg erinnert sich Viola Vierig gern. "Ich habe nachmittags in einem sozial-kulturellen Zentrum gearbeitet und dort tolle Menschen getroffen", sagt die Schülerin der elften Jahrgangsstufe am Luisen-Gymnasium. Die Jugendliche gehört zu jenen rund 45 Schülern, die an der Bastionstraße eine Hochschulreife im Doppelpack erwerben wollen. Abi-Bac nennt sich ihr Bildungsgang, der mit dem deutschen Abitur und dem französischen Baccalauréat abschließt. "Ich mag die Kultur unserer Nachbarn und finde wichtig, dass man sich in zwei Sprachen fast gleichwertig bewegen kann."

Wie wichtig das ist, weiß auch Florence Becher. Die Französin und Mutter einer Schülerin ist mit einem deutschen Patentanwalt verheiratet. "Ausländische Kunden erreichen Sie nicht, wenn Sie ein bisschen Schul-Englisch oder Schul-Französisch drauf haben. Sie müssen tiefer in eine Sprache dringen. Genau dafür ist eine Schullaufbahn mit dem Abi-Bac ideal", sagt sie. Schüler, die das genauso sehen, brauchen Ehrgeiz. Denn sie haben nicht nur mehrere Stunden französisch in der Woche, sondern werden auch in Erdkunde und Geschichte in der Sprache der westlichen Nachbarn unterrichtet. "Ganz übewiegend sind es die guten Schüler, die sich das zutrauen", sagt Lehrer und Abi-Bac-Koordinator Michael-Georg Müller. Davon, dass es Sinn macht, trotz einer weltweit eher rückläufigen Bedeutung, weiterhin auf Französisch als zweitem Standbein zu setzen, ist er überzeugt. "Die Handels- und Kulturbeziehungen sind eng, die Zahl der Arbeitnehmer, die im jeweils anderen Land arbeiten, beachtlich."

Das Gymnasium in der Innenstadt ist - jenseits der von Frankreich aus betreuten französischen Schulen - das einzige im Regierungsbezirk Düsseldorf, das über ein Abi-Bac-Angebot verfügt. "Unsere Schüler kommen nicht nur aus Düsseldorf, sondern beispielsweise auch aus Mönchengladbach, Wuppertal und dem Kreis Mettmann", sagt Müller. Und das liegt nicht zuletzt am anspruchsvollen Konzept.

Tatsächlich kann man am Luisen-Gymnasium zu ganz unterschiedlichen Gelegenheiten mit Französisch beginnen. Manche wählen es bereits ab Klasse 5 (parallel zu Englisch), andere beginnen lieber erst in der sechsten Klasse (statt Latein). Ob man wirklich ein Abi-Bac machen will, entscheidet sich erst später. "Nach der neunten Klasse legt man das fest, kann es dann gegen Ende der zehnten Klasse bestätigen oder sich doch noch abmelden", sagt Louisa Hilger.

Doch Abi-Bac ist weit mehr als ein paar Unterrichtsstunden in Französisch. Ein regelmäßiger Austausch mit der Partnerschule "Jean Monnet" in Straßburg zählt dazu, genauso wie Fahrten zu einer deutsch-französischen Berufsbörse und die ambitionierte Drittort-Begegnung. "Abi-Bac-Schüler aus Düsseldorf und Straßburg haben beispielsweise an einem Projekt der Stiftung Weimarer Klassik in Weimar teilgenommen", sagt Lehrerin Angelika Miller.

Sich zwischen den Welten frei bewegen zu können, reizt auch Malik Aulbach. Der 17-Jährige, der im kommenden Frühjahr zweimal Abitur macht, will vielleicht Psychologie studieren. "In Deutschland gibt es für dieses Fach einen hohen Numerus Clausus, in Frankreich dagegen eine Aufnahme-Prüfung. Wenn ich die packe, bietet mir das die Chance, in Frankreich an der Uni doch noch mein Wunschfach zu studieren."

(jj)
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