Düsseldorf Designer zeigen Mode in Schraubenfabrik

Düsseldorf · Die Schockstarre nach dem Aus der Modemesse auf dem Messegelände scheint überwunden. Die Düsseldorfer besinnen sich auf ihre modischen Wurzeln und trumpfen zur Modewoche mit einer neuen Schauen-Plattform auf.

Barbara Schwarzer hat vor 17 Jahren mit ihrem Mann Claus das Label „Barbara Schwarzer“ gegründet.

Barbara Schwarzer hat vor 17 Jahren mit ihrem Mann Claus das Label „Barbara Schwarzer“ gegründet.

Foto: Göttert

Sie wagen es zum ersten Mal und sind entsprechend aufgeregt: Jonas Klingenstein (35) und Benjamin Kuchenbäcker (30), Chefs der vor drei Jahren gegründeten Agentur "Kollektiv K", werfen pünktlich zu den Ordertagen in zwei Wochen den Mode-Motor an und starten mit einer neuen Plattform für Schauen. Angestiftet vom Düsseldorfer Designer Thomas Rath, der seine letzte Show vor einem Jahr in Berlin hatte, wollen die Veranstalter den Modestandort Düsseldorf stärken.

Am 1. und 2. Februar feiert "Platform Fashion by Kollektiv K" seine Premiere. Schauplatz sind die ehemaligen Hallen der Schraubenfabrik Mothes an der Suitbertusstraße. Dort im "boui boui bilk" präsentieren sich sechs Designer bei sechs Modeschauen. Mit im Boot sind die Düsseldorfer Modemacher Barbara Schwarzer und Thomas Rath, Labels wie Annette Görtz, Milian, Maison Anoufa und Basler mit dem Designer Bryan Rennie an der Spitze. "Berlin ergötzt sich ja nur am niveaulosen Trash, in Düsseldorf aber wird wirklich Mode und werden vor allem die Geschäfte gemacht", sagt Thomas Rath, der Atelier und Showroom in Golzheim hat.

 Kehrt Berlin den Rücken und will Düsseldorf als Modestandort stärken: der Designer Thomas Rath.

Kehrt Berlin den Rücken und will Düsseldorf als Modestandort stärken: der Designer Thomas Rath.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Er wundert sich vor allem über das fehlende Niveau in Berlin. "Muss denn wirklich eine Micaela Schäfer barbusig über den Laufsteg gehen?". Düsseldorf dagegen könne eben mit Niveau punkten und mit Geschäftssinn der Designer und Betreiber der rund 800 Showrooms.

 1987 startete Annette Görtz mit der ersten Modenschau ihre Karriere.

1987 startete Annette Görtz mit der ersten Modenschau ihre Karriere.

Foto: Andreas Bretz

"Wir haben nicht lange gezögert und spontan zugesagt. Denn unsere Stadt und wir als Unternehmer brauchen solche Initiativen", sagt Claus Schwarzer, der mit Frau Barbara und Sohn Kolja die Firma mit Sitz im Medienhafen führt. Schwarzers haben das komplette Paket gebucht — angefangen bei den Einladungen, Scheinwerfern und dem Laufsteg bis hin zu den Models und dem Roten Teppich wird alles von Kollektiv K organisiert. "Wir bringen nur unsere neue Kollektion für den nächsten Herbst und Winter mit und freuen uns auf unsere erste große Schau hier am Rhein."

Rund 500 bis 600 geladene Gäste werden zu den Schauen erwartet, darunter Fachpublikum, aber auch Kundinnen der einzelnen Häuser sowie zahlreiche Einzelhändler. Thomas Rath: "Wir machen das doch wirklich nur für unsere Kunden — und das sind die Einzelhändler." Er weiß, dass die in Berlin schon gar nicht mehr sind. "Die Umsätze werden in Düsseldorf geschrieben."

Rund 20.000 Euro müssen die Teilnehmer für den großen Auftritt zahlen. Insgesamt werden in etwa 200 000 Euro für die neue Plattform veranschlagt. "Zum Glück werden wir von zahlreichen Sponsoren unterstützt", sagt Kuchenbäcker, der früher bei Peek & Cloppenburg die Events mitorganisiert hat. Keine finanzielle Unterstützung gibt es von der Stadt, aber jede Menge Zuspruch (Oberbürgermeister Dirk Elbers ist Schirmherr) und ganz viel Begeisterung.

"Die Stadt Düsseldorf begleitet und unterstützt dieses Projekt, weil ein Format angeboten wird, nach dem viele Unternehmen und Labels immer wieder gefragt haben: Mode zeigen am Modestandort Düsseldorf", so Uwe Kerkmann. Der Leiter des Wirtschaftsförderungsamtes und Mitglied im Verein Fashion Net aus Modemachern, Showroom-Betreibern, Messeleuten und Stadt, findet es großartig, dass diese neue Bühne eine Lücke schließt.

"Denn Mode, so schön sie in den Showrooms auch präsentiert wird, will inszeniert und erlebt werden. Mode ist ein kreatives emotionales Erlebnis." Und sie ist für die Stadt ein enormer Wirtschaftsfaktor: "Eine Studie hat gezeigt, dass in der Region Düsseldorf mit seinen 2500 Unternehmen aus der Textilbranche die rund 20.000 Beschäftigten jährlich zwölf Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften", so Kerkmann.

Wenn man die deutsche Modewirtschaft insgesamt betrachtet, werden demnach in der Landeshauptstadt 11,3 Prozent vom Gesamtumsatz gemacht, während es in München drei Prozent und in Berlin gar nur zwei Prozent sind.

Thomas Rath, der Ende Februar zum ersten Mal auch in Paris seine Kleider vorstellt, träumt derweil von einer Modenschau am Rheinufer. "Das wäre doch toll auf dem längsten Catwalk der Welt. Dazu müssen wir nur noch mehr Geldgeber für unseren Modestandort begeistern."

Es gibt mit Douglas, Wella, einem Prosecco-Hersteller und der Radeberger-Brauerei für den ersten Aufschlag zwar einige Sponsoren, aber ein "Anker-Sponsor" ist noch nicht dabei. Thomas Rath hat einen Wunsch-Partner: die Düsseldorfer Firma Henkel. "Mode muss doch auch gewaschen werden — das wäre doch eine gute Kooperation." Er hat noch eine Idee: Dass Henkel direkt einen Preis ins Leben ruft, der in Düsseldorf jährlich bei einem großen Event verliehen wird - der Henkel-Mode-Award. Dann käme man der Fashion-Metropole Düsseldorf noch einen Schritt näher, glaubt er.

"Die Stadt ist so schick, hat kurze Wege, hier leben tolle Menschen, es gibt sehr viele sehr gute Restaurants und vor allem eine gute Kooperation zwischen Stadt und Messe."

(ila)
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