Neue Sonderbriefmarke zeigt Oberkasseler und Kniebrücke Düsseldorf ist eine Marke

Düsseldorf · Immer wieder zieren Stadtmotive die Sonderbriefmarken der Post, zuletzt wurde zwei Rheinbrücken ein Stempel aufgedrückt. Dafür sorgt das Designer-Duo Olaf Neumann und Stefan Klein.

 Einen tief blauen Rhein brachten die Briefmarkendesigner Stefan Klein und Olaf Neumann auf eine 70-Cent-Briefmarke.

Einen tief blauen Rhein brachten die Briefmarkendesigner Stefan Klein und Olaf Neumann auf eine 70-Cent-Briefmarke.

Foto: Rasch

Ob Mona Lisa oder Lady Di, Udo Jürgens oder der Papst: Sie alle wurden schon mal abgestempelt. Auch die Stadt Düsseldorf ist eine Marke und war es in der Vergangenheit bereits zu etlichen Anlässen – wie zum Stadtjubiläum 1988. In diesem Jahr hat eine Sonderbriefmarke der Post die Düsseldorfer Brücken millionenfach verewigt. Ihr Wert: 70 Cent. Ihr Auftrag: Ein Bild der Stadt in alle Welt zu transportieren. Da geht die Post ab!

Im Mai 2017 gehen zwei Männer vor dem Düsseldorfer Landtag zum Rheinufer. Es ist Abend, die Dämmerung beginnt, kaum Wind, der Wasserstand ist ziemlich niedrig. Sie können sich auf 20 Zentimeter dem Strom nähern, schickt ein Schiff Wellen, müssen sie kurz zurückspringen.

Und dann gibt es einen Moment, da stimmt einfach alles – „wir hatten perfektes Seitenlicht“, erinnert sich Olaf Neumann. Er und sein Partner Stefan Klein sind Kommunikations-Designer aus Iserlohn, sie werden das Foto dieses Abends, auf dem im Vordergrund die Kniebrücke, im Hintergrund die Oberkasseler Brücke, davor der intensiv blaue Fluss, dahinter grauer Himmel zu sehen ist, zu einem Wettbewerb einschicken. Und sie werden ihn gewinnen.

Seit 2004 entwirft das Designer-Duo Motive für Briefmarken. Spezialisten fürs kleine Format. Welches Thema aus hunderten Vorschlägen schließlich zur Marke wird, bestimmen zwei Beiräte des Bundesfinanzministeriums in Berlin, besetzt mit Politikern, Design-Professoren, Briefmarken-Sammlern und der Deutschen Post. Diese Gremien wählen jedes Jahr bis zu 60 Themen für Sonderbriefmarken aus und laden schließlich bekannte Designer-Teams ein, ihre Entwürfe zu präsentieren.

 Sondermarke zum 700-jährigen Bestehen der Stadt.

Sondermarke zum 700-jährigen Bestehen der Stadt.

Foto: Andreas Bretz

Olaf Neumann und Stefan Klein waren dabei schon oft erfolgreich: Ihr Entwurf des Dresdner Elbpanoramas im Abendlicht wurde 2016 zur schönsten Marke Europas gewählt. Und ihre Blumenserie ist geradezu ein Dauerblüher: 51 Briefmarken wurden mit ihren Blumenmotiven gestaltet, die letzte erschien im Dezember und würdigt das Wiesenschaumkraut. Manche dieser Marken dufteten sogar, wenn man sie berührt, nach Rosen oder Zitrusfrüchten.

Die Designer kennen Düsseldorf gut, sie haben mal im Hafen gearbeitet, daher hatten sie gleich die richtige Idee, an welchem Punkt sie ihr doppeltes Brückenfoto machen können. Aber das Zeitfenster war eng – „wir hatten nur etwa sechs Wochen, in denen wir das perfekte Licht brauchten, im Winter wäre das schwierig gewesen.“ Genau ein Jahr später, am 3. Mai 2018, ist die Marke als Teil einer Sonderreihe über europäische Brücken erschienen – in Millionenauflage, frisch aus der Bundesdruckerei in Berlin. Aus der stammen auch die früheren Briefmarken mit Düsseldorfer Motiven, auf denen gleich zwei Mal Jan Wellem ins rechte Licht gerückt wurde: 1964 im Wert von 20 Pfennig und 1988 zum 700. Stadtjubiläum (60 Pfennig). Schon 1956 hatte die Post dem 100. Todestag von Heinrich Heine ihren Stempel aufgedrückt und 2001 Karl Arnold, erster frei gewählter Ministerpräsident von NRW.

Im vergangenen Jahr ehrte die Post Düsseldorfs berühmtesten Baum mit einer Marke: die Himmelgeister Kastanie, die abgestorben war und durch den Einsatz eines Freundeskreises mittlerweile zur Baumskulptur umgewandelt wurde – und wohl als einziger Baum eine eigene Postanschrift hat: Kölner Weg. Diese Marke (70 Cent wert) war allerdings nicht bei der Post zu bekommen, sondern nur über den Freundeskreis.

Wer weiß, vielleicht wird sie ja mal zur begehrten Sammler-Rarität. Überhaupt, was mögen die Düsseldorf-Motive der Vergangenheit heute wert sein? Die Frage führt in die Immermannstraße zum Briefmarken-Auktionhaus Felzmann. „Wenig“, lautet das pragmatische Urteil von Peter Such, der die philatelistische Abteilung des Hauses leitet. „Die Marken mit Düsseldorf-Motiv haben alle Millionen-Auflage, das ist letztlich Massenware, die heute eher weniger wert ist als am jeweiligen Ausgabetag.“

Generell ist die Zahl der Sammler in den letzten Jahren stark geschrumpft. Das Massenhobby von einst hat sich heute in eine Nische verkrümelt. So zählen die Briefmarkenfreunde Düsseldorf, über 70 Jahre nach ihrer Gründung, heute nur noch 60 Mitglieder. Nach Einschätzung des Vorsitzenden Christian Schlachetzki hat sich der Markt spezialisiert, „die Gemeinde ist kleiner geworden.“ Bei jenen, die sich dazu zählen, gelten Briefmarken unverändert als Visitenkarte unserer Zeit. Aber junge Sammler, die Abende lang liebevoll ihre Schätze in Alben einordnen, sind heute nur noch schwer vorstellbar.

Die Designer Stefan Klein und Olaf Neumann, die die aktuelle Sondermarke mit den Düsseldorfer Doppel-Brücken entwarfen, haben ihre eigenen Entwürfe (und die daraus entstandenen Marken) alle archiviert. Auch deshalb: Zu ihren Honoraren und Preisgeldern bekommen sie auch immer einen Zehnerbogen zugeschickt. Und wer weiß: Einige werden vielleicht doch mit den Jahren den Status der Rarität erklimmen. Immerhin ist ihre Marke, die die Stadt Essen als Kulturhauptstadt zeigt, längst ausverkauft.

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