Eltern-Kolumne Den Düsseldorfer Familien-Navigator rasch ausbauen

Düsseldorf · Seit 100 Tagen können Eltern online nach Hebammen, Krabbelgruppen und Babyschwimmkursen suchen. Der Start ist gelungen. Doch die Ausdehnung der Angebote auf höhere Altersgruppen sollte rascher vonstatten gehen.

 Seit 100 Tagen am Start: die vom Jugendamt koordinierte Online-Plattform „Familiennavigator“.

Seit 100 Tagen am Start: die vom Jugendamt koordinierte Online-Plattform „Familiennavigator“.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Navigieren müssen für gewöhnlich Seeleute. Die haben oft mit rauer See zu tun. Unberechenbare Winde, ungewollte Abweichungen vom eingeschlagenen Kurs und gelegentlich ein paar kalte Duschen: So oder so ähnlich dürften sich auch junge Eltern in Düsseldorf nach der Geburt fühlen. Das ohnehin Unsortierte der neuen Lebenssituation wird verstärkt durch die Unübersichtlichkeit der Großstadt. Nicht wenige junge Familien sind neu in der Stadt, angelockt von guten Jobs und einer attraktiven Metropole.

Eine Navigationshilfe tut also not. Das hat die Stadt erkannt und im Juli den Familien-Navigator an den Start gebracht. Der listet Angebote auf, soll für Orientierung sorgen und den meist durchgetakteten Alltag der Eltern erleichtern. Doch kann das Online-Angebot dies tatsächlich leisten? Zumindest Mütter und Väter mit Kindern bis zu drei Jahren dürften diese Frage nach den ersten 100 Tagen Praxistest mit einem vorsichtigen Ja beantworten. Wer die Seite unter www.familien-navigator.duesseldorf.de aufruft, trifft auf eine übersichtliche Seite, in der man über eine allgemeine Suchfunktion nach Hebammen, Kinderärzten, Pekip- oder Krabbelkursen suchen kann. Gleich darunter können die Eltern vorgegebene Themen anklicken oder die Zielgruppe („nur Mütter“, „nur Väter“) näher eingrenzen. Hilfreich sind die Felder, die die Suche auf einen Stadtteil oder einen Umkreis (zum Beispiel fünf Kilometer) rund um die eigene Straße eingrenzen. Wer in Unterbilk wohnt, wird in der Regel nicht nach Garath oder Kaiserswerth zum Babyturnen fahren wollen. Einmal auf „Suchen“ geklickt, öffnet sich eine Liste mit den jeweiligen Anbietern. Bereits beim zweiten Klick ist man dann auf der Seite des Trägers, kann hier nachschauen, ob der konkrete Kurs den eigenen Vorstellungen entspricht. Hat man Glück, gibt es den Link zur Online-Anmeldung gleich dazu.

Offenbar gelohnt hat sich die Werbung mit Plakaten und 35.000 Flyern. Motto: klotzen, nicht kleckern. War Jugendamtsleiter Johannes Horn im Juli von 500 eingepflegten Angeboten bis zum Jahresende ausgegangen, durfte er sich in dieser Woche über 800 freuen. Das ist vor allem den Trägern zu verdanken, die Kurse wie die Singzwerge oder ein Fitnessangebot für Supermamas selbst einpflegen und dafür auch geschult werden.

Und der Wermutstropfen? Die Kindheit endet nicht mit drei Jahren. Die angekündigte Ausdehnung auf die Vier- bis Sechsjährigen sollte am besten heute statt morgen umgesetzt werden. Das gleiche gilt für die Altersgruppen ab sieben, die erst „langfristig“ (so die Stadt) Teil des neuen Navigators werden sollen. Hier sollten Jugendamt und Träger mit vereinten Kräften aufs Gaspedal treten. Nur zur Erinnerung: Düsseldorf wurde auf Dauer als familienfreundlich zertifiziert. Das sollte Ansporn genug sein.

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