Düsseldorf Der Prinz - ein bisschen neben der Kappe

Düsseldorf · Carsten Franke, designierter Prinz Karneval von Düsseldorf, probiert sein neues Ornat. Eigentlich kann es jetzt losgehen, findet er.

 Sitzt, passt und hat Luft: Carsten Franke bei der Anprobe seines Prinzenkostüms in Korschenbroich.

Sitzt, passt und hat Luft: Carsten Franke bei der Anprobe seines Prinzenkostüms in Korschenbroich.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Man weiß nicht, ob Carsten Franke tatsächlich wegen des neuen Ornats so aufgeregt ist oder ob die Heiterkeit einfach zu seiner Natur gehört. Es spielt auch keine Rolle, ob diese Fröhlichkeit des 32-Jährigen seiner Rolle als kommender oberster Karnevalist geschuldet und einstudiert ist, oder er einfach ein überaus extrovertierter Mensch ist, der auch an grauen Nieselregentagen wie heute zu verbalen Umarmungen neigt. Auf jeden Fall ist Carsten Franke, wie ein designierter Prinz im November sein muss: Ein bisschen neben der Kappe.

Man kennt das von austrainierten Rennpferden, die vor überschüssiger Energie auf dem Weg zu Startbox mit den Hufen scharren. Franke ist so ein Rennpferd, ein Rennpferd des rheinischen Brauchtums. Er hat in den letzten Wochen viel geschlafen, sich impfen lassen, Sport getrieben, sich gesund ernährt. Er steht im Hinterzimmer der Kostümschneiderei Hintzen in Korschenbroich - seit 1884 für den Frohsinn im Einsatz - ,Prinzenpaare und Dreigestirne aus dem gesamten Rheinland hängen an den Wänden, Fotografen blitzen, Reporter schreiben schweigend. Franke aber sagt: "Ich bin bereit."

Carsten Franke zieht die rot-weiße Pumphose an. Ein erhabener Moment, nicht zuletzt für Prinzenbetreuer Marc Frankenhauser und Hans-Peter Suchand, den Pressesprecher des Carnevals Comitees (CC). Carsten I, Prinz Karneval der Stadt Düsseldorf, ist er nun. Fast. Die Kür ist ja erst am 16. November, sagt er. Und doch probiert er sich schon ein bisschen aus, posiert, streckt die Hände in die Lust, tänzelt hin und her wie ein Boxer auf dem Weg zum Ring, flieg wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene. Alles ist maßgeschneidert, alles sitzt, "es fühlt sich gut an", sagt er, von der mit vielen Strasssteinen besetzten Mütze - "ich wollte ein paar mehr als üblich" - bis zu den Schuhen in der Farbe, die sonst nur der Papst trägt.

Um im Bild zu bleiben: Das Rennpferd ist gesattelt und freut sich auf die Strecke. Helmut Hintzen hat das Kostüm zu verantworten, wie so viele Karnevalskostüme und Uniformen im Rheinland. Ja, Hintzen schneidert auch für das Kölner Dreigestirn, doch dass die schwarzen Flammen im Webpelz des Flippers (der Laie würde ihn wohl Cape oder Umhang nennen) an die Flammen im Wappen der Nachbarstadt erinnern, liegt nicht an ihm.

Carsten Franke wollte es so, fand es schön, und das CC hatte keine Einwände. Alles andere ist Tradition, bis hin zu den 1, 60 Meter langen Federn des Königspfaus, die sich der Prinz an die Mütze stecken wird. Hintzen sagt, das Düsseldorfer Prinzenornat sei das Maximum. Mehr geht beim besten Willen nicht, rund 4500 Euro kostet die komplette Ausstattung. Teuer sei etwa der Stoff aus einer Krefelder Manufaktur bezieht er ihn. Carsten Franke sagt, dass es ja nur einmal im Leben ist, außerdem müsse so ein Prinzenkostüm viel aushalten.

Franke hat auch eine lange Hose bestellt, "wenn es wirklich mal 20 Grad unter null ist, oder so", sagt er. Er freut sich, sagt, dass er es gar nicht mehr abwarten könne, fachsimpelt mit Journalisten über die richtige Wurftaktik am Rosenmontag. Irgendwann sind die Fotografen gegangen, und dann setzt er wirklich auch die Mütze auf. Er betrachtet sich im Spiegel und ist zufrieden mit dem, was er sieht.

(ila)
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