Oscar Bruch senior gestorben Der Meister der Achterbahnen ist tot

Düsseldorf · Oscar Bruch versetzte die Kirmesplätze der Republik in Erstaunen. Mit der Düsseldorfer Rheinkirmes war er eng verbunden. Jetzt ist der Schausteller im Alter von 77 Jahren gestorben.

 Oscar Bruch im Jahr 2004 vor einer Figur aus dem "französischen Dorf", das er entwickelt hat.

Oscar Bruch im Jahr 2004 vor einer Figur aus dem "französischen Dorf", das er entwickelt hat.

Foto: Andreas Bretz

Als Oscar Bruch im Jahr 1978 seine neuste Attraktion auf der Cranger Kirmes in Betrieb nimmt, müssen einige Karussells im Umfeld schnell abgebaut werden. Es droht gefährlich eng zu werden - so viele Besucher wollen den "Looping Star" sehen: Es ist die erste Achterbahn mit einem Looping, die auf deutschen Festplätzen unterwegs ist.

Die Bahn ist ein Geschäft der Superlative. Viele weitere werden folgen. Auf der Kirmes gilt "höher, schneller, weiter". Und kein anderer Schausteller hat den Wettbewerb um die spektakulärste Attraktion so weit getrieben wie Oscar Bruch. Mit seinen Stahlkolossen wurde er eine der prägenden Figuren der Branche - und der Düsseldorfer Rheinkirmes, mit der er und seine Familie immer eng verbunden waren. Jetzt ist Oscar Bruch nach langer schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben.

 Die Alpina-Bahn gehört zu den Dauergästen der Rheinkirmes. Früher hieß sie "Himalaya-Bahn".

Die Alpina-Bahn gehört zu den Dauergästen der Rheinkirmes. Früher hieß sie "Himalaya-Bahn".

Foto: Andreas Endermann

Bruch stammte - wie fast alle auf dem Festplatz - aus einer traditionsreichen Schaustellerfamilie. Die Vorfahren betrieben schon um 1900 ein Riesenrad und mischten in den Gründungsjahren der großen Düsseldorfer Kirmes mit. Der elterliche Betrieb ging aber an die Brüder, wie seine Ehefrau Inge Bruch mal erzählt hat. Die beiden lernen sich 1961 - natürlich - auf der Kirmes kennen. Man hält sich in den ersten Jahren mit einem Musik-Express und einem Ringwerf-Pavillon über Wasser.

Denken in großen Maßstäben

 Der "Eurostar" war eine Besonderheit, weil die Wagen unter der Schiene fuhren - und die Fahrgäste ihre Füße ins Leere baumeln ließen.

Der "Eurostar" war eine Besonderheit, weil die Wagen unter der Schiene fuhren - und die Fahrgäste ihre Füße ins Leere baumeln ließen.

Foto: Andreas Bretz

Aber Bruch denkt in größeren Maßstäben. Und er verfügt über das nötige Handwerkszeug, um seine Ideen umzusetzen. Bruch wird ein echter Unterhaltungs-Unternehmer: Mit Geschäftssinn und Mut zum Risiko stemmt er immer größere, später viele Millionen schwere Projekte. Und er hat den Drang, dass seine Bahnen im Wettrüsten auf der Kirmes die Nummer Eins bleiben.

Der "Looping Star" ist daher nur der Anfang. Der legendäre Achterbahn-Ingenieur Werner Stengel entwickelt für das Unternehmen Bruch in den Folgejahren immer größere Stahlkolosse, die auch das Erscheinungsbild der Kirmes auf den Rheinwiesen prägen. Bruchs Bahnen bringen Generationen von Düsseldorfer Jugendlichen um ihr Taschengeld - und sind heute legendär, weil solche ausladenden Großgeräte wegen der hohen Bau- und Transportkosten nicht mehr entwickelt werden..

Der "Colossus" (1981) hat zwei Loopings, die "Himalayabahn", die 1983 auf der Rheinkirmes ihre Weltpremiere feiert, ist die erste Achterbahn mit Schwungradantrieb - und bis heute, inzwischen als "Alpinabahn", ein Dauergast auf den Oberkasseler Festwiesen. Im "Thriller" (1986) lässt Bruch vier Loopings einbauen - wieder ein Rekord. Die Beschleunigung ist so stark, dass die hintersten Reihen im Wagen für das Publikum gesperrt werden müssen.

 Der "Colossus" aus dem Hause Bruch war die erste reisende Achterbahn mit zwei Loopings.

Der "Colossus" aus dem Hause Bruch war die erste reisende Achterbahn mit zwei Loopings.

Foto: Bruch

Das letzte große Projekt ist der "Eurostar" (1995). Damals sind die "Inverted Coaster" im Kommen, also Achterbahnen, in denen die Züge unter der Schiene fahren und die Fahrgäste ihre Füße in die Tiefe baumeln lassen. Firmen aus ganz Europa beteiligten sich an dem Projekt. Oscar Bruch gründet ein eigenes Konstruktionsbüro, das Modell baut er selbst. Der Eurostar kostet damals rund 14 Millionen D-Mark. Die Bahn sorgt für Aufsehen, Bruch verkauft sie aber bald wieder, auch wegen technischer Probleme.

41 Fahrgeschäfte hat er über die Jahre betrieben und in der ganzen Welt aufgebaut, dazu das "französische Dorf" und den Weihnachtsmarkt in Trier entwickelt. Inzwischen haben die Kinder übernommen: Tochter Angela Bruch betreibt die "Alpinabahn", Mutter Inge hilft bei den Gastspielen in Düsseldorf noch immer an der Kasse mit, sie wurde im Jahr 2016 mit der Schaustellerehrung von Stadt und Sebastianus-Schützen ausgezeichnet.

Sohn Oscar Bruch junior ist vor allem für seine Riesenräder bekannt. Er hat vom Vater allerdings auch die Freude an neuen Projekten geerbt: Er hat die spektakuläre Eisbahn entwickelt, die in diesem Jahr auf dem Corneliusplatz ihre Premiere feiert. Um Oscar Bruch senior, der in der Nacht zum zweiten Weihnachtstag starb, trauern auch fünf Enkel.

(arl)
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