Markus Raub Der Hoffnungsträger der SPD

Düsseldorf · 100 Tage, etwas mehr als drei Monate – so lange gilt in der Politik der Schutz des Neulings. Jeder soll schließlich eine Chance bekommen. 100 Tage ist es nun her, dass die SPD-Ratsfraktion Markus Raub zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt hat.

100 Tage, etwas mehr als drei Monate — so lange gilt in der Politik der Schutz des Neulings. Jeder soll schließlich eine Chance bekommen. 100 Tage ist es nun her, dass die SPD-Ratsfraktion Markus Raub zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt hat.

Es war früher als ursprünglich geplant. Dass Raub der neue Chef der Rats-Genossen werden sollte, stand seit längerem fest. Ein, zwei Jahre nach der Kommunalwahl sollte Fraktionschef Günter Wurm den Stab an Raub weitergeben. Doch es kam anders.

Der Grund dafür war das desaströse Abschneiden der SPD bei der Kommunalwahl: Nur 23,3 Prozent der Stimmen holten die Sozialdemokraten — zehn Punkte weniger als fünf Jahre zuvor. Bereits am Wahlabend soll Raub signalisiert haben, sofort an die Spitze der Fraktion rücken zu wollen. Einen Tag später gab Wurm seinen Rückzug bekannt — auch, um nach einem jahrelangen Streit zwischen ihm und Bürgermeisterin Gudrun Hock den Weg für einen Neuanfang frei zu machen.

Die zwei Lager, in die Fraktion und Partei als Folge dieses Machtkampfs zerfallen waren, gibt es noch immer. Raub zählte sich auf dem Höhepunkt des Konflikts zu den "Hockianern", wie sich der Partei-Vize-Chef und Neu-Ratsherr Gerd Blatz stolz bezeichnet. Inzwischen hat er sich von der SPD-Frontfrau aus dem OB-Wahlkampf 2004 merklich distanziert.

Von echter Einigkeit ist die Fraktion nach wie vor entfernt. Aber der 43-jährige Rechtsanwalt Raub, so ist von beiden Seiten zu hören, hat offenbar einen guten Weg eingeschlagen, wird von der deutlichen Mehrheit seiner Rats-Genossen als Führungspersönlichkeit anerkannt. Und leicht hat es der hochgewachsene Modelleisenbahn-Fan wahrlich nicht: Seine Fraktion stellt nur noch 22 der insgesamt 92 Sitze im Rathaus-Plenum und besteht zudem fast zur Hälfte aus Stadtrats-Debütanten.

Da war der Spielraum für fachlich versierte Verhandlungen mit den anderen Fraktionen — sei's um Posten, sei's um Inhalte — bisher nicht groß. Mit dem für die SPD durchaus schmerzlichen Ergebnis, dass sie sowohl bei der Wahl des Vorsitzenden des Rheinbahn-Aufsichtsrats, um den sich Raub selbst beworben hatte, als auch beim Vize-Vorsitz im Kontrollgremium der Stadt-Tochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR) leer ausging und sogar Teile der Mitarbeitervertreter ihr die Gefolgschaft verweigerten.

Dennoch könnte Raub am Ende der richtige Mann zur richtigen Zeit sein. Sofern er sich das Heft des Führens nicht aus der Hand nehmen lässt und beginnt, auch außerhalb des Stadtrats Netzwerke zu knüpfen. Viele halten es übrigens nach wie vor für einen Fehler, dass er nicht selbst für das Bürgermeister-Amt kandidiert hatte. Zudem muss Raub die Balance finden zwischen fundierter Opposition und Kooperation, wo es nötig ist.

Eine Bühne für all das hat Raub morgen im Stadtrat — bei seiner ersten Haushaltsrede.

(RP)
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