Düsseldorf Der große Weihnachtsmarkt-Test
Düsseldorf · Düsseldorf glitzert und blinkt. Außerdem gibt es ja auch noch die Weihnachtsmärkte. Ein Rundgang mit kritischer Würdigung.
Das Faszinierende an Weihnachtsmärkten ist ja ihre Wirkung. Auf Dauer kann man sich ihr nicht entziehen. Selbst wer mit den allerbesten Vorsätzen in diesen Tagen durch Deutschlands Innenstädte geht, wird irgendwann an einer Bude stehen, Bratwurst essen, Glühwein trinken, und wahrscheinlich irgendeinen kitschigen Weihnachtsschmuck kaufen. Düsseldorf ist da nicht nur keine Ausnahme, sondern ein Paradebeispiel für die Verführung zum Kitsch. Allein in der Innenstadt gibt es sieben Weihnachtsmärkte. Jeder hat einen anderen Charakter. Mit viel gutem Willen könnte man auch sagen: Es ist für jeden etwas dabei.
Der Klassiker Auf dem Marktplatz ist es grün, rot und weiß, und um auch dieses Klischee zu erfüllen: Es duftet nach Glühwein. Das Angebot sowohl an Waren als auch an Speisen und Getränken ist groß. Herbert Engist, gelernter Kellermeister, betreibt hier seit 1996 seinen Glühweinstand. Es gibt Feuerzangenbowle mit echtem Jamaica-Rum.
Die schönsten Weihnachtsmärkte in NRW
Der Schnelle Auf der Flinger Straße dreht sich alles an der Glühweinpyramide. Und die Leute stehen eng an eng. Gemütlich ist das nicht immer. Darunter leidet der Markt, der eigentlich hübsch anzusehen ist.
Der Festlichste Zuviel will man rufen, viel zu viel. Und doch: Wenn nicht zu Weihnachten, wann sollte man sonst tief in die Kitschkiste greifen? Den Kindern am Carsch-Haus gefällt es auf jeden Fall auf dem Engelchenmarkt. Und das Warenangebot ist ausgefallen. Besonders die Flammkuchen brauchen sich nicht zu verstecken.
Der Romantische Am schönsten ist es auf dem Weihnachtsmarkt, wenn man verliebt, ist. Der Markt am Wilhelm-Marx-Haus allerdings ist sehr gut geeignet, um sich zu verlieben. Schlendern, ein bisschen trinken, dem Gegenüber in die Augen schauen. Hier geht das noch wunderbar. Ein Geheimtipp? Sicher nicht mehr, aber immer noch ein Tipp.
Der Sportliche Wer es wild mag, ist auf dem Gustaf-Gründgens-Platz gut aufgehoben. Hier drehen Halbstarke auf der Eisbahn ihre Runden. Und Kollegen kommen sich beim Hüttenzauber näher als ihnen in diesem Moment bewusst ist. Außerdem: Kinder können eine nette Runde auf dem Karussell drehen.
Der Unentschlossene Wann wird eine Sammlung von Hütten zum Weihnachtsmarkt. Auf der Schadowstraße ist das so ein Schwebezustand. Ein bisschen wenig, das Angebot (Blechschilder) eher seltsam und die Stimmung, naja — unterm Baum zuhause will man das nicht haben. Ein bisschen wirkt es, als stünden die Buden eigentlich immer dort.
Der Neue Viel ist über den Markt auf dem Schadowplatz geschrieben worden. Und man mische sich nur mal ein paar Minuten unter die Besucher: Das ist nichts. Und doch: Weihnachten sollte das Herz auch milde gestimmt sein. Er ist neu in Düsseldorf, er fremdelt noch etwas, er versucht sich anzupassen. Dieser holzgewordene schwäbische Pietismus.
