Düsseldorf Der Frauen-Verhinderer der Grünen

Düsseldorf · Dietmar Wolf hat bei Ratswahl am 25. Mai als erster Grüner in Düsseldorf einen Wahlkreis direkt gewonnen. Pikanter Nebeneffekt: Die Partei erfüllt im Stadtrat ihre strenge Frauenquote nicht. Auch die CDU hat dieses Problem.

 Dietmar Wolf (r.) wurde nach seinem Direktschlag bei der Kommunalwahl von seinen Parteifreunden bejubelt - sein Sieg kostete aber einen Frauenplatz.

Dietmar Wolf (r.) wurde nach seinem Direktschlag bei der Kommunalwahl von seinen Parteifreunden bejubelt - sein Sieg kostete aber einen Frauenplatz.

Foto: Schaller,Bernd

Obwohl die Düsseldorfer Grünen bei der Kommunalwahl am 25. Mai drei Ratsmandate weniger hatten als 2009, war der Jubel groß. Er galt Dietmar Wolf, dem eine Sensation gelungen war: Der 56-Jährige hatte im Wahlbezirk Friedrichstadt Ost mehr Stimmen als die Kandidaten der beiden Volksparteien CDU und SPD geholt. Der Vorsprung war nur knapp, aber erstmals konnten die Grünen in Düsseldorf ein Direktmandat verbuchen.

So glänzend der Sieg war, er trübt auf der anderen Seite eine Bilanz, die den Grünen mehr als jeder anderen Partei wichtig ist: die Frauenquote. Die wird nämlich wegen Wolfs Direktmandat nicht erfüllt. Denn es zogen nur zehn Mitglieder über die Reserveliste ein, konkret: fünf Frauen und fünf Männer. Hinzu kommt mit Wolf ein weiterer Mann. Somit sind die Frauen bei den Grünen im Stadtrat mit 45 Prozent klar in der Minderheit.

Was für andere Parteien noch immer ein stolzer Wert wäre, ist für die Grünen schwierig: Denn ihre Quote sieht nicht nur Gleichstellung der Geschlechter vor, sondern einen leichten Vorteil für Frauen. "50 plus" heißt die Regel, was nicht auf das Alter bezogen ist, sondern bedeutet, dass der erste Platz auf der Liste immer mit einer Frau besetzt wird (ebenso alle folgenden Plätze mit einer ungeraden Zahl). Der zweite Platz steht aber nicht automatisch einem Mann zu, sondern ist offen; Dort kann auch eine Frau kandidieren. Im Extremfall könnte also erst auf Platz 4 der erste Mann stehen. Und es gilt das Prinzip: je weiter vorne der Platz auf der Liste, desto wahrscheinlicher der Einzug in Stadtrat oder Parlament. Dietmar Wolf - der Frauenverhinderer? "Ich bin Unterstützer der Quote", sagt er. Gleichstellung sei für ihn seit seiner Kindheit selbstverständlich und ihm von einer "sehr guten Deutsch- und Geschichtslehrerin" vermittelt worden. Nun sei es aber vor allem darum gegangen, das Direktmandat für die Grünen zu holen.

Die Grünen sind jedoch nicht die einzige Partei, die im neuen Stadtrat die selbst gesetzte Frauenquote unterschreitet: Bei der CDU gilt eigentlich ein Frauen-Anteil von 30 Prozent. Die 31 Mitglieder zählende Ratsfraktion schafft es allerdings nur auf magere 19 Prozent. "Wir haben die Reserveliste korrekt quotiert aufgestellt", sagt CDU-Chef Thomas Jarzombek. Jeder dritte Platz sei mit einer Frau besetzt gewesen. Zum Problem wurden aber auch bei den Christdemokraten die Direktmandate: In der neuen Fraktion sind nur drei Mitglieder über die Reserveliste, die restlichen 28 über direkte Siege eingezogen. Mit Angelika Penack-Bielor ist nach der Wahl eine Frau für einen Mann nachgerückt. Was mit Blick auf die Quote ein Glücksfall war, sonst hätte der Frauenanteil der CDU im Rathaus sogar nur bei 16 Prozent gelegen. Dennoch: 25 Männer und sechs Frauen - für Jarzombek ist das Anlass, über Grundsätzliches nachzudenken: "Wir müssen die CDU auch für Frauen attraktiver machen."

Zufrieden kann hingegen SPD-Chef Andreas Rimkus sein: Mit 42 Prozent liegt der Frauenanteil der 24 Genossen im Stadtrat zwei Punkte über dem in der Satzung festgelegten Wert. Auf der Liste war sogar jeder zweite Platz mit einer Frau besetzt. Somit konnte die Quote trotz Männerüberhangs bei den Direktmandaten (neun von zwölf) gehalten werden. "Das ist mir persönlich wichtig", so Rimkus.

(RP)
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