Düsseldorf Der falsche Pilot ist wieder in Haft

Düsseldorf · Marc G. trug Uniformen, ergaunerte sich Autos, nahm falsche Titel an. Unter Auflagen kam er im vergangenen Jahr nach einem Prozess frei. Doch G. machte weiter, sein Haftbefehl wurde wieder in Vollzug gesetzt. Und es gibt neue Vorwürfe.

 Marc G. beim Prozess 2013: Drei Jahre haft lautete das Urteil. Mit Auflagen verließ er das Gericht und musste nicht ins Gefängnis.

Marc G. beim Prozess 2013: Drei Jahre haft lautete das Urteil. Mit Auflagen verließ er das Gericht und musste nicht ins Gefängnis.

Foto: Kannegießer

Glaubt man Marc G., war der 6. Januar ein ziemlich guter Tag für ihn: "Ich raste hier gerade völlig aus — ich bin auf 180 — es ist 12.58 Uhr — alle sind im Office — alle schreien und verkaufen. Ich werde diesen Konzern an die Spitze in Europa bringen", schreibt G. auf seiner Facebook-Seite. Der Konzern ist "Galestar Investment" mit Sitz in Essen, Marc G. ist der Manager.

Glaubt man Marc G., verbrachte er das Wochenende davor mit einer guten Freundin. Er hat ein Foto gepostet: Eine dunkelhaarige Frau mit langen Beinen steigt aus einer Luxuslimousine. Sowieso gibt es viele Fotos auf seiner Facebook-Seite. Hauptsächlich von Frauen, die sich in Pool-Landschaften räkeln.

Glaubt man Marc G., ist er auch ein guter Tennisspieler: "6:1 und 6:3 schlägt G. im Finale seinen Top Vertriebler Ben und beginnt die Tennissaison 2014 mit einem Sieg!" Vielleicht sollte man Marc G. aber nicht alles glauben.

 Die Facebook-Seite von Marc G.: Hier erzählt er von großen Erfolgen und einem beneidenswerten Leben.

Die Facebook-Seite von Marc G.: Hier erzählt er von großen Erfolgen und einem beneidenswerten Leben.

Foto: Screenshot Facebook

Es war eine Überraschung, als Marc G. im August vergangenen Jahres das Düsseldorfer Landgericht verlassen konnte. Zwar wurde er zu drei Jahren Haft verurteilt, dennoch kam er unter Auflagen frei. Er musste sich lediglich dreimal in der Woche bei der Polizei melden und sollte die Städte Düsseldorf, Frankfurt und Köln meiden. G., der den Prozess in Anzug und Krawatte verfolgte, schien ziemlich glücklich zu sein. Nun allerdings sitzt der 26-Jährige wieder in Haft. Ende Januar wurde sein Haftbefehl in Vollzug gesetzt.

Der "falsche Pilot" hat gegen seine Auflagen verstoßen, als er wieder Waren im Internet bestellt hat. Es soll auch eine Pilotenuniform darunter gewesen sein. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft in zwei weiteren Fällen wegen Betruges gegen ihn. Nach Informationen der Rheinischen Post bediente sich G. aber nicht nur seiner alten Masche. Damals hatte G. vorgegeben Pilot zu sein, hatte sich als Arzt und Graf ausgegeben, als Diplomat und so in Teilen der Düsseldorfer Gesellschaft Eindruck geschunden. So erschwindelte er zwei Porsche für sich und seine Freundin. Einen Bekannten seiner Familie erleichterte er um 220 000 Euro. Der Mann war zuvor bereits von G.s Vater betrogen worden, G. sagte, er wolle den Schaden wieder gutmachen.

Das Geld haute er allerdings auf den Kopf. Im Jaguar und mit Schweizer Standarten fuhr er im Medienhafen vor. Er bestellte sich Prostituierte und bezahlte sie nicht.

Nachdem er freikam, sattelte G. auf Broker um. Für seine Firma "Galestar" gab er sogar Stellenanzeigen auf: "Die Galestar Investment stellt wieder ein. Für unsere neue Firmenzentrale in Essen suchen wir zur Verstärkung 35 Telefonverkäufer/Vertriebler (M/W)." Er suchte auch eine Sekretärin für ein Büro im Essener Zentrum. ("Verdienst 48 000 Euro netto plus Weihnachts-, Urlaubsgeld und Bonus").

Eigentlich sollte G., der mal zur Aushilfe als Kellner gearbeitet hat, sich um eine Therapie bemühen, sich von Computern fernhalten, unter dem Dach seiner Mutter in Ratingen zur Ruhe kommen. Als die Polizei bei der erneuten Festnahme seine Wohnung durchsuchte, fand sie wieder zwei Pilotenuniformen.

Marc G. hat ein Profilfoto, es ist von unten, durch einen Glastisch aufgenommen, es zeigt ihn mit brennender Zigarre, in der rechten Hand hat er ein Bündel 500-Euro-Scheine zu einem Fächer ausgebreitet, ein paar Scheine liegen auf dem Tisch, er sieht das Geld an, blickt nicht in die Kamera. "Verdammt — fangt endlich an, etwas aus Eurem Leben zu machen", schreibt er. G. verwendet nur Großbuchstaben.

(RP)
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