Düsseldorf Der Fall des Tausendfüßlers in 15 Schritten

Düsseldorf · Gerade einmal fünf Wochen brauchten die Bagger mit ihren riesigen Greifzangen und Spezialhämmern, um die Hochstraße Tausendfüßler von ihren Stützen zu holen und von dem Verkehrsbauwerk nur Schutt und Stahlschrott übrigzulassen.

Chronik: Der Tausendfüßler fällt Stück für Stück
16 Bilder

Chronik: Der Tausendfüßler fällt Stück für Stück

16 Bilder

In denkbar kurzer Zeit endete ein Stück Verkehrs- und Stadtgeschichte, dessen Bau sehr viel länger dauerte: 1961 und 1962 wurde die seinerzeit als moderne und bautechnisch wegweisende Hochstraße errichtet. An die Eröffnung am 5. Mai 1962 wurde noch einmal bei der Abschiedsparty für den Tausendfüßler am 24. Februar erinnert. 35 000 Düsseldorfer waren gekommen, um ein letztes Mal den Tausendfüßler zu benutzen. Allerdings zu Fuß, denn die Hochstraße war endgültig für den Autoverkehr gesperrt.

Mit schlimmen Auswirkungen für den Verkehr. Weil die wichtige Nord-Süd-Verbindung blockiert war, mussten die Autofahrer auf andere Routen ausweichen. Kilometerlang stauten sich die Autos etwa von der Oberkasseler Brücke über die Heinrich-Heine-Allee oder von der Kniebrücke bis zur Berliner Allee.

Auf der Jacobi-Straße, über die die Straßenbahnen umgeleitet wurden, ging nichts mehr. Stundenlang dauerte die Fahrtzeit für wenige hundert Meter. Im Lauf der Tage gewöhnten sich die Autofahrer an die Sperrung und wählten weiträumige Umfahrungen, so dass die Staus sich heute in Grenzen halten.

Nach den Vorbereitungen des Abbruchs begann dann am 11. März die heiße Phase: Die Bagger bissen mit ihren Zangen die ersten Teile aus der Betonfahrbahn. Der Abbruch war in einzelne Abschnitte eingeteilt. Zuerst wurde der 145 Meter lange Ast der Hochstraße entlang der Hofgartenstraße in nur vier Tagen abgetragen.

Vom 16. Bis 18. März verschwand dann der Ast mit dem Abzweig zur Immermannstraße, direkt im Anschluss daran bis zum 22. März die 110 Meter lange Brückenfahrbahn an der Berliner Allee. Danach griffen die Arbeiten in einen — so die Fachleute — in den sensiblen Bereich vor den Kaufhäusern H&M und P&C sowie der Gleisüberquerung ein. Eine Folge war die Sperrung der Gleise vom 22. bis 25. März, Straßenbahnen mussten umgeleitet werden.

Nach einer Osterpause ging dann der Abbruch weiter — mit der einzigen Abweichung vom ursprünglichen Konzept: Der Tausendfüßler wurde nicht zersägt, weil der Kran für diese Geräte zu schwer für den Untergrund war. Stattdessen wurden vom 6. April an die Teile vor P&C mit Spezialhämmern zerkleinert.

Am vergangenen Wochenende dann der Schlussakt: Die breite Gabelung, Trompete genannt, fiel. Am Montag wurden dann die riesigen Betonteile zerkleinert und fortgeschafft. In den nächsten Tagen werden dann noch Restarbeiten, das Abtragen der alten Rampenauffahrten, erledigt. Und dann wird eine provisorische Ersatzfahrbahn teilweise auf der Trasse des Tausendfüßlers gebaut. Denn der Verkehr muss wieder fließen.

(EW/jco/sap/gre)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort