Förderprogramm in Gefahr Kampf um Künstlersiedlung

Düsseldorf · Die städtische Wohngesellschaft SWD erhöht die Mietpreise der geförderten Ateliers in Golzheim und möchte diese auch an Gewerbetreibende vermieten. Der Rat der Künste schlägt Alarm. Jetzt schalten sich auch CDU und Grüne ein.

 Corina Gertz (2.v.r.) und andere Künstler feierten hier in der Künstlersiedlung vor einigen Jahren das Erscheinen des Buches „Künstler Tatorte – Künstlersiedlung Franz-Jürgens-Straße“.

Corina Gertz (2.v.r.) und andere Künstler feierten hier in der Künstlersiedlung vor einigen Jahren das Erscheinen des Buches „Künstler Tatorte – Künstlersiedlung Franz-Jürgens-Straße“.

Foto: Corina Gertz

Die Künstlersiedlung an der Franz-Jürgens-Straße in Golzheim bietet seit mehr als 80 Jahren bildenden Künstlern einen Ort zum Leben und Arbeiten. Jetzt droht dem traditionsreichen Atelier- und Wohnviertel das Aus. Die zuständige Städtische Wohnungsgesellschaft SWD hat die Mieten drastisch erhöht. Zukünftig sollen freiwerdende Immobilien nicht mehr als Wohnraum vermietet werden. Der Rat der Künste wehrt sich. CDU und Grüne bringen das Thema heute in den Kulturausschuss.

Seit 1937 stellt die Stadt Künstlern kostengünstigen Wohn- und Arbeitsraum in der Golzheimer Siedlung zur Verfügung. „Das Projekt ist in seiner Form einzigartig und eine vorbildliche Künstlerförderung mit internationaler Wirkung“, sagt Corina Gertz, Sprecherin des Rats der Künste. Sie selbst lebt mit ihrem Mann seit 2004 in einer der Immobilien. Seit 2004 wird die Künstlersiedlung auch von der SWD verwaltet. „Bisher lag der Quadratmeterpreis für ein Atelier in der Golzheimer Siedlung bei unter fünf Euro“, so Gertz. Aktuell wird aber ein rund 44 Quadratmeter großes Atelier für einen Quadratmeterpreis von 14 Euro angeboten – fast das Dreifache des gewöhnlichen Preises. Eigentümer ist die SWD, das Kulturamt vergibt die Wohnungen.

„Düsseldorf als Künstlerstadt muss etwas dafür tun, seine Künstler zu behalten und ihnen auch die Chance geben, sich zu entfalten“, sagt Gertz. Die Mietforderung der SWD sei für einen Künstler kaum zu stemmen und falle aus dem Rahmen der Atelierförderung.

Vom Kulturamt heißt es außerdem, dass zukünftig leerstehende Räume, nicht mehr zum Wohnen angeboten, sondern an Gewerbetreibende, also beispielsweise Architekten vermietet werden sollen. „Die SWD und das Kulturamt scheinen aus den Augen zu verlieren, dass es sich hier um eine Siedlung und nicht um eine Ateliergemeinschaft handelt“, sagt Gertz.

Der Rat der Künste schaltete die CDU und die Grünen ein. „Die Künstlersiedlung muss weiterhin einen hohen Stellenwert für die Stadt haben. Hier haben viele bedeutende Künstler gelebt und gearbeitet. Und das soll auch weiterhin so bleiben“, sagt Bürgermeister Friedrich G. Conzen, Vorsitzender im Kulturausschuss. „Wenn die SWD nun an der Preisschraube dreht, werden die Golzheimer Künstlerhäuser und Werkstätten für die meisten Kunstschaffenden unerschwinglich.“ Auch Clara Gerlach von den Grünen sagt: „Man muss etwas tun, damit die Künstlerateliers erhalten bleiben.“ In Düsseldorf, sagt sie, gebe es im Vergleich zu anderen Städten viel geförderten Kunstraum. „Wenn dort jedoch gewerbliche Flächen entstehen sollen, entspricht das nicht dem, was wir zur Künstlerförderung machen.“ Außerdem ginge es um bezahlbaren Wohnraum. „Davon sind auch Künstler betroffen“, sagt Gerlach.

Beide Fraktionen haben Anfragen an die Verwaltung zum heutigen Kulturausschuss gestellt. Die CDU-Fraktion verlangt beispielsweise Aufklärung, warum die SWD die drastisch gestiegenen Ateliermieten verlangt. Die Grünen fragen unter anderem, welche Ziele das Belegungsmanagement der Stadt durch welche Maßnahmen erreicht. Die CDU fordert die Verwaltung in einem Antrag außerdem auf, die Siedlung in ihrer bisherigen Form aufrechtzuerhalten. „Die Verwaltung soll sich dafür einsetzen, dass die SWD weiter zum üblichen Preis vermietet“, sagt Conzen.

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