Dauer-Streit mit Uber Düsseldorfs Taxi-Fahrer krebsen am Existenzminimum

Das Fahrdienstvermittlungsunternehmen Uber drängt mit Macht in den Düsseldorfer Taxi-Markt. Doch der ist eigentlich abgegrast. Ein Gutachten soll belegen, ob es bereits heute zu viele Taxis gibt.

 Taxi-Demo in der City in Düsseldorf am 15. Oktober 2018 gegen Uber.

Taxi-Demo in der City in Düsseldorf am 15. Oktober 2018 gegen Uber.

Foto: pfw

Die Demonstration von mehr als 700 Düsseldorfer Taxifahrern machte auf ein Problem aufmerksam, das zwar oft debattiert wurde, dessen Dimension vielen Düsseldorfern aber gar nicht in dieser Tragweite bewusst war. Sehr lautstark, ungewöhnlich aggressiv pochten die Taxifahrer- und Unternehmer am Montag vor dem Büro von Uber am Bürohaus GAP 15 darauf, dass der Markt im Geschäft mit der Personenbeförderung in der Stadt ihnen gehört.

Oberflächlich betrachtet kann man den Ärger der Droschkenkutscher nur schwer verstehen. Und wer tiefer in die Materie einsteigt, dem schwirrt schnell der Kopf. Nach Auskunft der Stadtverwaltung wurden aktuell 1243 Lizenzen für Taxis ausgegeben. Genau stimmt das nicht, denn es gibt Konzessionen für ein Taxi oder zwei Taxis, aber auch solche für 30 oder gar 50. Um das Ganze zu vereinfachen: Es gibt mindestens 1243 legale Taxen in der Stadt. Und das ist schon mal ein Kern des Übels. Denn Düsseldorf hat nach Frankfurt und München die höchste Taxidichte Deutschlands. Laut einem älteren Gutachten reicht eine Flotte von 900 bis 1000 Wagen für eine Stadt dieser Größe aus.

Die Gutachter-Firma Linne & Krause, die neben vielen anderen auch das Oldenburger Taxigutachten vor 16 Jahren ausgearbeitet hatte, präsentierte im Jahr 2004 das Düsseldorfer Pendant. Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt zeichnete sich demnach durch eine ungewöhnlich hohe Taxidichte aus. Den damals 572.000 Einwohnern standen 1347 Taxikonzessionen gegenüber. Dazu kamen 175 Mietwagen. Auffallend in der Unternehmerstruktur sei der hohe Anteil der Ein-Wagen/Ein-Schicht-Betriebe sowie der sogenannten Semiprofessionellen, die ihre Firma quasi nur im Nebenjob betreiben.

Angesichts der hohen Bedeutung der Stadt für Tourismus, Messen, Großunternehmen mit weltweiten Kontakten sah das Gutachten einen entsprechend hohen Beförderungsbedarf. Da aber Daten wie das durchschnittliche Wagenalter oder die Altersvorsorge äußerst mangelhafte Werte aufwiesen, kam das Gutachten zu dem Schluss, die Zahl der Konzessionen solle um 46 auf dann 1301 zurückgefahren werden. Dieser geringe Wert ist unter den Düsseldorfer Taxifahrern nicht unbedingt auf Wohlwollen getroffen, hier wurden teilweise Reduktionen um mehrere hundert Genehmigungen gefordert.

In der Tat aber ist der Taxibestand konstant seit 15 Jahren zwischen 1200 und 1300 geblieben, wie eine aktuelle Anfrage unserer Redaktion bei der Stadt ergab. Das Überangebot hat zur Folge, dass gerade in Düsseldorf viele Fahrer nicht gut von ihren Einnahmen leben können. Auch bei der Altersvorsorge hapert es. Nach einer Schätzung der Taxi-Genossenschaft aus 2016 zahlt rund ein Drittel der Fahrer nichts in die Altersvorsorge ein, ein weiteres Drittel nur bis zu 300 Euro. So erklärt sich, dass sich aus der Angst vor der Uber-Konkurrenz derzeit eine Panik entwickelt.

Das rechtfertigt dennoch nicht das übergriffige Verhalten einiger Taxifahrer gegenüber den Uber-Chauffeuren. Taxifahrer verfolgten die Chauffeure des neuen Fahrdienstes. Uber-Fahrer beklagen auch, dass sie bedroht werden. Am Freitag hat eine Uber-Fahrerin aus Neuss erstmals Anzeige erstattet, weil sie von Taxifahrern belästigt worden sein soll. Die Polizei ermittelt in dieser Sache.

Unabhängig von Uber arbeitet die Stadt derzeit an einem Gutachten, um zu überprüfen, ob die Zahl der Taxilizenzen nicht endlich gesenkt werden sollte. Laut dem zuständigen städtischen Dezernenten Andreas Meyer-Falcke soll das Papier im kommenden Jahr vorliegen.

Aus den Kreisen der Taxifahrer ist die Sorge zu hören, diese Senkung könnte zu spät kommen. „Uber drängt mit Macht und Dumping in den Markt. Uber wird hier nie wirtschaftlich arbeiten können, aber bis Uber das merkt, sind wir alle pleite“, sagt ein Düsseldorfer Taxi-Unternehmer. Und in der Tat ist Uber nicht an das starre Preisgefüge der Taxen gebunden. Im bundesweiten Vergleich der teuersten Taxi-Preise ist Düsseldorf an der Spitze. Der Grundpreis ist ein Euro höher als im Durchschnitt. Eine Fahrt über fünf Kilometer kostet 15,50 Euro in der Landeshauptstadt, in Bochum dagegen nur 11,20 Euro. Bei Uber fährt man diese Strecke heute und je nach Tageszeit sogar für unter sieben Euro. „Doch wenn die Taxis erstmal weg sind, dreht Uber an der Preisschraube, dann greift der städtisch fixierte Preis nicht“, sagt ein Taxi-Unternehmer.

Ein weiterer Nachteil der Taxis: Sie unterliegen anders als Uber einem strengeren und teuren Regelwerk. So ist nicht nur der Preis festgelegt, sondern auch Betriebszeiten, Beförderungspflichten oder das Mitführen diverser Preislisten. Außerdem müssen Taxifahrer eine Prüfung ablegen, Uber-Fahrer aber nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort