Musikszene André Tebbe singt neue Lieder über die Liebe

Das feine Solodebüt des früheren „Er France“-Mitglieds André Tebbe heißt „Sieg Himmelreich“. Er erzählt darin von den ewig großen Themen wie Liebe, Glück und Ewigkeit. Eine Kritik.

 Cover "Sieg Himmelreich"

Cover "Sieg Himmelreich"

Foto: label

Fünf Jahre war es still um den Düsseldorfer Songschreiber und Gitarristen André Tebbe. Als Teil des Pop-Duos „Er France“ hat er gemeinsam mit der aus Lyon stammenden Sängerin Isabelle Frommer von 2004 bis 2015 kleine Erfolge feiern können. Der größte war sicher die Beteiligung am Soundtrack von Fatih Akins Hamburg-romantischem Film „Soul Kitchen“ mit dem Ohrwurm „Sing Song Girl“. Heute bezeichnet sich Tebbe als „ehemaliges“ Mitglied von Er France – das Duo scheint Geschichte zu sein. Dafür schickt der Songschreiber jetzt etwas ganz anderes in die Welt.

Mit dem jungen Düsseldorfer Produzenten “So Damn Majestic” hat er an seinem Debüt als Solokünstler gefeilt: „Sieg Himmelreich“ heißt das Konvolut erster Songs mit eigener Stimme, das große Themen herbeizitiert: das Glück, die Liebe, die Vergänglichkeit, die Ewigkeit. Er inszeniert diese Themen mit großen musikalischen Gesten, mit viel Pathos – aber ohne allzu tief darin zu waten. Die ersten Titel werden getrieben von einem im satten Breitwand-Sound produzierten Schlagzeug, von vollen Gitarrenwänden, dezenten Synthesizer-Flächen – und über allem liegt ganz nach vorne gemischt Tebbes Stimme. Aus den deutschsprachigen Texten, die er singt, wird man allerdings nicht immer schlau – was wohl Absicht ist: „Die Texte muten vordergründig wehmütig und melancholisch an“, heißt es im Infotext zur Veröffentlichung, „doch bei genauem Hinhören erweist sich, dass in ihnen keine konkreten Geschichten erzählt werden sollen, sondern es dem Hörer obliegt, Worte und Metaphern mit Sinn zu füllen.“ Am eindeutigsten erscheint noch „Es ist nicht, es war“, dessen auf einen Höhepunkt mit Verzerrer-Effekten zulaufender Indie-Rock offenbar von einer zerbrochenen Liebe erzählt: „Du stehst einfach da. Dein Finger im Haar. Dein Blick geht so nah. Mein Liebesmotiv. In Sehnsucht getrennt – in Feindschaft vereint.“

Textlich liegt André Tebbe irgendwo zwischen Tocotronic und Herbert Grönemeyer. Er formuliert Metaphern, Assoziations-Geflechte, die eher eine dunkle Ahnung von seinen Themen vermitteln, als klare Botschaften. „Es ist der Glanz, der die Nacht erstrahlt – Dora Maar“, heißt es im Stück, das nach Piassos Muse benannt ist: „Er fällt auf die Freiheit. Heut‘ ist unser Tag. Es ist vorbei. Es war. Es ist. Es ist vorbei.“ Auch dieser Song ist großer Überwältigungs-Pop. Doch dann erklingen zarte Streicher, und plötzlich ist da nur noch ein Gitarren-Picking und die Stimme, die brüchig fragt: „Was ist, wenn du mich liebst?“ Und so gelingt es, ein tausendmal bearbeitetes Motiv tatsächlich noch einmal spannend neu zu variieren.

INFO 
„Sieg Himmelreich“ gibt es als CD, Download und Stream.

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