Lehrerkolumne Vertrauen ist gut!

Düsseldorf · Unser Kolumnist über Motivation und die Notwendigkeit, sich auf andere, aber auch auf sich selbst zu verlassen.

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 Junglehrer-Kolumne: Lutz Tomala 
Foto: Andreas Bretz

080219 Junglehrer-Kolumne: Lutz Tomala Foto: Andreas Bretz

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Ich lerne, also vertraue ich; natürlich in die eigenen Fähigkeiten im Sinne von Selbstvertrauen. In der Schule heißt es aber auch, dass man dem Lehrer vertraut. Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr Vertrauen findet man im Klassenraum und darum herum.

Los geht es mit den Eltern, die der Schule ein wenig von der Zukunft ihrer Kinder anvertrauen. Gerade als neu gegründete Schule wissen wir das Vertrauen der Eltern sehr zu schätzen. Jeder, der schon einmal Vertrauen geschenkt bekommen hat, weiß, wie stark das motivieren kann. Mich persönlich spornt es an, dass ich so viel neu entwickeln und bewegen kann.

Im Klassenraum steht für mich das Vertrauensverhältnis von Schülern und Lehrern im Vordergrund. „Verschwenden Sie nicht die Zeit der Schüler”, klingt mir noch die Mahnung meiner Seminarleiterin im Ohr. Also gebe ich mir Mühe, den Unterricht interessant und sinnvoll zu gestalten. Trotzdem kommt es vor, dass ich in einige gelangweilte Gesichter blicke. Was tun? Vertrauen hilft! Wenn die Schüler darauf vertrauen, dass der Lehrer den Unterricht sinnvoll gestaltet, geben sie sich auch Mühe. Manchmal bedarf es einer gehörigen Portion Vertrauen, sich aus der Komfort-Zone zu wagen und in ein neues komplexes Thema einzuarbeiten.

Für den Gesellschaftstheoretiker Niklas Luhmann war Vertrauen sogar eine Funktion, um Komplexität zu reduzieren. Ohne Vertrauen ist es seiner Idee nach gar nicht möglich, in seiner Umwelt handlungsfähig zu sein. Beispielhaft wird das deutlich, wenn Schüler, die sich nicht kennen, in Gruppen zusammen arbeiten sollen. Damit sie überhaupt sofort mit der Arbeit anfangen können, müssen sie einander Vertrauen. Fördern kann man dieses durch ein Gefühl wechselseitiger Abhängigkeit, zum Beispiel, dass die Gruppen so gewählt sind, dass jeder etwas beitragen kann. Auch klare Aufgaben und eine gemeinsame Belohnung können helfen.

Man kann Vertrauen im Unterricht als Zustand zwischen Wissen und Nichtwissen betrachten. Der Vertrauende ist davon überzeugt, dass eine Handlung oder Situation eintritt. Das lohnt sich natürlich nur, wenn dies mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit passiert. Positive Erfahrungen in der Schule können also das Vertrauen fördern. Am Wim-Wenders-Gymnasium fördern wir deshalb gezielt die Stärken der Schülerinnen und Schüler in den Talentschmieden und Projektwerkstätten. Das stärkt nicht nur das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, sondern stärkt auch das Vertrauensverhältnis von Schule und Schülern. So gesehen sind eigentlich alle Lehrer Vertrauenslehrer.



Autor
Lutz Tomala unterrichtet am Wim-Wenders-Gymnasium

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