Jubiläum in Düsseldorf Es wird zwar gern gesungen, aber immer seltener im Verein

Beim Fest zum 100-jährigen Bestehen des Düsseldorfer Chorverbandes klagen die Mitglieder über Nachwuchssorgen – und erklären, mit welchen Projekten sie die Zukunft der Vereine sichern wollen.

 Der Männergesangverein Hochdahl war nur einer von elf Chören, die im Rosengarten des Stadtmuseums auf der Bühne standen. 

Der Männergesangverein Hochdahl war nur einer von elf Chören, die im Rosengarten des Stadtmuseums auf der Bühne standen. 

Foto: Anne Orthen (ort)

(ctri) An heißen Tagen ist der Rosengarten des Stadtmuseums ein Geheimtipp – die Baumkronen der mächtigen Buchen bieten nämlich reichlich Schutz vor der prallen Sonne. Ein idealer Ort also, um auch bei Temperaturen von 30 Grad gemeinsam zu feiern, meint auch Christel Paschke-Sander. „Einen besseren Rahmen für unser Jubiläum hätten wir uns gar nicht vorstellen können“, sagt die Vorsitzende des Düsseldorfer Chorverbandes, der 100 Jahre alt wird.

Über Besuchermangel konnten sich die Sänger jedenfalls nicht beklagen. Viele Gäste hatten es sich am Samstag unter den Bäumen im Rosengarten bequem gemacht. Doch auch die Männer auf der Bühne waren der Hitze durch ein Sonnensegel nicht schutzlos ausgeliefert. Der Hochdahler Männergesangsverein war einer von insgesamt elf Chören, die sich zum 100-jährigen Bestehen des Chorverbandes die Ehre gaben.

Einst begann das Chorwesen in Düsseldorf als reine Männersache. Das verrät schon der Name der „Vereinigung Düsseldorfer Männergesangsvereine“, die sich 1919 erstmals als Dachorganisation der Laienchöre gründete. Ihre Aufgabe ist bis heute im Kern noch dieselbe. „Chorliteratur vorstellen, Weiterbildungen für die Chorleiter anbieten oder Gema-Abrechnungen durchführen. Wir betreiben ein Netzwerk für rund 68 Laienchöre mit 2400 aktiven Mitgliedern“, erklärt Paschke-Sander. Doch jedes Jahr wird diese Zahl ein wenig kleiner. „Fehlender Nachwuchs ist unsere größte Sorge. Es wird zwar nach wie vor gern gesungen, aber heutzutage ist das zeitlich begrenzte Projektsingen begehrter. Sich über viele Jahre in einem traditionellen Verein zu engagieren, wollen leider nicht mehr so viele.“

Doch auch die Chorlandschaft innerhalb des Verbandes wandelt sich. Klassische, vierstimmige Chöre dominieren zwar noch – neue Stilrichtungen wie die Barbershop-Musik der „Düssharmonie“ oder der „Chorrage“-Rockchor der Düsseldorfer Polizei erfreuen sich dafür zunehmender Beliebtheit.

Eine Konzertreise ins Baltikum bildet dann im Oktober den Abschluss der Hundertjahrfeierlichkeiten des Chorverbandes. Bis zum 21. Juli kann die Geschichte des Verbandes noch bei einer Ausstellung im Stadtmuseum besichtigt werden. Darunter befinden sich auch viele originelle Exponate. Wie die Schallplatte „Hoch auf dem gelben Wagen“, die der Düsseldorfer Männergesangsverein mit seinem langjährigen Mitglied und ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel anlässlich einer Benefiz-Fernsehshow im Jahr 1974 aufgenommen hatte.

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