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Take That in Düsseldorf Der Abend des Robbie Williams

Von Philipp Holstein · Das war sein Abend, und er wusste das, und wahrscheinlich haben sie ihn am Ende in Ketten in seine Hotelsuite gebracht, den Berserker, den Verrückten, den Superstar.

Fans feiern Take That in der Esprit-Arena
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Fans feiern Take That in der Esprit-Arena

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Robbie Williams schwang sich an einer Liane aus der Kulisse auf die Bühne, er trug eine Weste auf nackter Haut, er sang "Let Me Entertain You", er schrie, hatte seine schönste Gossenvisage aufgesetzt, blähte die Nüstern, und er wuchtete die bis dahin auf hohem Niveau unaufgeregt dahin plätschernde Show an den Rand des Wahnsinns, in die Euphorie.

Er baute in seinen Auftritt jede Anzüglichkeit ein, die man seit dem Gewinn des Weltmeistertitels 1966 in englischen Fußballstadien zu sehen bekam. Helter Skelter in der Esprit-Arena, und wenn es stimmt, dass er vor jedem Auftritt zu Elvis betet, dann hatte der King ihn erhört: Viva Las Vegas in Düsseldorf.

Take That gaben ihr Wiedervereinigungskonzert vor 45.000 Fans, und zu erleben war in dieser fabelhaften Nacht all das, was britischen Pop so großartig macht. Die Engländer wissen, wie erhebend es ist, wenn man in den Refrain noch mal ordentlich Bass und Beats gibt, wie toll sich 500 Kilogramm Papierflitter in der Luft machen, und dass eine Explosion zur rechten Zeit Wunder wirkt. Und so tanzten die Bandmitglieder mit den weißen Hasen und der Raupe aus "Alice im Wunderland", sie traten als Schachfiguren gegeneinander an, Lustknaben in Schottenröcken lockten allerorten. Und wenn Gary Barlow, Mark Owen, Howard Donald und Jason Orange ihre Hüften nach vorne schoben, dann achteten sie darauf, dass eine Kamera da war, die ihren lasziven Gesichtsausdruck auf die mächtigen Leinwände übertrug. "Can You Feel Me?", fragte Williams. Man konnte.

Zunächst trat Take That zu viert auf, war ganz schön, doch dann kam dieser irre Künstler und riss alles an sich. Williams sang eine Handvoll Solo-Nummern; "Angels" natürlich und "Feel". Er benutze oft seinen Mittelfinger, und es ist diese Mischung aus Größenwahn und völliger Maßlosigkeit, aus dem Verzicht auf jede Kinderstube und der Verachtung für alle anderen, die das Charisma dieses Mannes ausmacht.

Nach einem enorm wuchtigen Mittelteil wurde es ruhiger, aber auch nun war Williams das Ereignis. Wie er sich einzugliedern versuchte ins Quintett, wie er doch immer wieder vortrat, wahlweise gierig grinste oder zu Tode gelangweilt stierte — man wollte eigentlich immer nur ihm zusehen. Ein Höhepunkt der Show dann das Medley: Barlow rief alle ans Klavier, jeder sang einen Song von früher an, aus den 90er Jahren. "Babe", "Take That And Party", "Could It Be Magic".

Erwachsenwerden war für die Take-That-Mitglieder ein langer Marsch durch die Fiktionen, und nun stehen sie als Männer da und erzählen ihre Geschichten. So verbindet Pop die Gegenwart mit der Vergangenheit und alle miteinander. Großer Moment. Einverständnis. Nicken. "Evolution" war das Thema der Show, ein mächtiger Roboter, der zunächst hockte, richtete sich allmählich auf, und als die 135 Minuten ans Ende kamen, breitete er die Arme über dem Geschehen aus. Take That brachten pompöse Versionen ihrer Songs "Never Forget" und "Back For Good", am Schluss gab es "Relight My Fire". Die Gesichter der Künstler sagten beim Abschied: Hier ging es nicht um Pop. Sondern um dein Leben.

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