Blind Date mit Dietrich Dorenbeck „Ich liebe es, gute Geschichten zu erfinden“

Düsseldorf · Nach einer Steinmetz-Lehre kam der heute 89-Jährige nach Düsseldorf. Seit 1966 lebt der Grafik-Designer in Kalkum.

 Dietrich Dorenbeck (89) liebt gute Geschichten. Am Dienstag begrüßte er RP-Redakteur Jörg Janßen.

Dietrich Dorenbeck (89) liebt gute Geschichten. Am Dienstag begrüßte er RP-Redakteur Jörg Janßen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

In der Adventszeit wichtelt jeder RP-Redakteur einem Kollegen in der Lokalredaktion ein Blind Date mit einem Interview-Partner zu. Heute trifft der Kalkumer Grafiker Dietrich Dorenbeck auf Jörg Janßen.

Herr Dorenbeck, Sie leben seit mehr als einem halben Jahrhundert in Kalkum. Sind Sie inzwischen ein waschechter Kalkumer?

Dorenbeck (schmunzelt) Ich glaube, das wird man erst in der dritten Generation. Aber ich fühle mich sehr wohl hier.

Von Hause aus sind Sie Grafiker. In den 1950er Jahren kamen Sie nach Düsseldorf, weil Sie die Werkkunst-Schule besucht haben. Im Büchlein „Hilfeee! Mein Heiligenschein klemmt“ nehmen Sie mit ihren Illustrationen das Alltagsleben in Kirchengemeinden auf die Schippe. Sie mögen humorige Geschichten...

Dorenbeck Ja, ich liebe gute Geschichten. Als ich sieben Jahre alt war und auf der Düsseler Höhe bei Wülfrath in die erste Klasse ging, habe ich meiner Tante Lina erzählt, dass es in einem bestimmten Gebüsch einen Mann ohne Kopf gibt, der immer „Guten Morgen“ sagt, wenn man dort vorbei geht. Die Tante hatte nachher richtig Angst.

Sie sind 89 Jahre alt, nicht alles in Ihrer Jugend war lustig.

Dorenbeck Stimmt. Wir sind oft umgezogen, weil mein Vater beim Militär war, wurden 1942 im Keller unseres Wohnhauses in Oberhausen verschüttet. Und nach dem Krieg ging es zum Hamstern. Da haben haben wir Sachen gegen ein paar schrumpelige Äpfel eingetauscht.

In Ihrem Alter war man damals für gewöhnlich im Jungvolk oder in der Hitler-Jugend. Wie ging es Ihnen damit?

Dorenbeck Über den Platz gejagt zu werden und laut „Sieg heil!“ zu brüllen, war so gar nicht meins. Aber in Bad Godesberg hatten wir einen Gruppenführer, der war frisch verliebt. Der hat uns nach einer Runde immer nach Hause geschickt, damit er sich mit seinem Liebchen treffen konnte. Und vor dem Schicksal, mit 14 Panzergräben in der Eupener Region ausbuddeln zu müssen, bewahrte mich ein einsichtiger Arzt, der mich als „Mickermännchen“ für zu schwach erklärt hat.

Bis zur Heirat mit ihrer Frau Rita 1963 haben Sie an vielen Orten gelebt und den Job oft gewechselt.

Dorenbeck (schmunzelt) Und an der Akademie in Den Haag habe ich kurz geglaubt, ich könnte der neue Michelangelo werden. Tatsache ist: Ich bin ein Suchender geblieben.

Mögen Ihre drei Kinder und ihre Enkeltochter ihre Geschichten?

Dorenbeck Ich hoffe es. Zumindest wird es bei mir nie langweilig.

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