Tierpsychologin aus Düsseldorf Sarah Bullwinkel hilft depressiven Katzen und verängstigten Hunden

Düsseldorf · Bei ihren Hausbesuchen kümmert sich Sarah Bullwinkel um die psychischen Probleme von Haustieren. Doch häufig liegen die Ursachen dafür im Verhalten der jeweiligen Besitzer.

 Sarah Bullwinkel im Gespräch mit ihrer Kundin Celine S., deren Hund Garou nicht alleine in der Wohnung bleiben kann.

Sarah Bullwinkel im Gespräch mit ihrer Kundin Celine S., deren Hund Garou nicht alleine in der Wohnung bleiben kann.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Tiefenentspannt liegt der Eurasier-Rüde Garou in seinem Körbchen, während sein Frauchen Celine S. auf dem Sofa sitzt. Doch das ändert sich schlagartig, sobald sie die Wohnung verlässt. Dann bellt und jault das eineinhalbjährige Tier, als würde es größte Qualen erleiden. Für die Hundehalterin ein Problem, da selbst kleinste Erledigungen wie Einkäufe oder Arztbesuche nur schwer zu erledigen sind. „Ich fühle mich wie ein Sklave meines Hundes“, erzählt sie. Ein Fall für die Tierpsychologin Sarah Bullwinkel, die sich von verängstigten Hunden bis hin zu depressiven Katzen um alle psychischen Probleme von Vierbeinern kümmert.

Seit zwei Jahren arbeitet die gebürtige Bremerin mit Tieren und ihren Haltern. Ihre Tätigkeit sorgt dabei nicht selten für Stirnrunzeln. „Viele Menschen können damit erst einmal nichts anfangen.“ Doch die anfängliche Skepsis wandele sich nach schnell, sobald sie mehr von ihrer Arbeit erzähle, sagt Bullwinkel. Für Halter sei der Gang zur Tierpsychologin meist die letzte Lösung bei großen Problemen. Nicht zuletzt, weil sich Informationen in Büchern oder dem Internet häufig widersprächen.

Ihre Arbeit findet im Gegensatz zu Tiertrainern nicht auswärts wie in einer Hundeschule, sondern zu Hause bei den Kunden statt. Dort schaut sich Sarah Bullwinkel in Ruhe das Tier, seine Körperhaltung und sein Auftreten an und lässt sich vom jeweiligen Besitzer das Problem erklären, bevor sie Ratschläge erteilt. 90 Euro kostet so ein Termin. Das Besondere an ihrem Job ist, dass sie sich nicht nur isoliert auf das Tier konzentrieren kann. „Ich muss die menschliche Psychologie miteinbeziehen.“ Denn das Verhalten von Herrchen und Frauchen trägt nicht selten eine Mitschuld am Verhalten der Tiere. „In den meisten Fällen muss erst der Mensch sein Verhalten ändern, damit sich das Tier ändert.“

Bevor Sarah Bullwinkel einen Auftrag annimmt, führt der Weg ihrer Kunden in vielen Fällen zunächst zum Tierarzt, um körperliche Ursachen auszuschließen. Zwar können auch Haustiere schwere psychische Erkrankungen wie Depressionen bekommen, doch in der Mehrheit ihrer Fälle handelt es sich um andere Leiden: So sind es bei Katzen oft Konflikte mit anderen Katzen oder Haltern, die zu zerkratzten Möbeln oder Unsauberkeit führen. Hunde leiden dagegen häufig unter Aggressionen, Angststörungen oder auch Schwierigkeiten beim Alleinbleiben.

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Foto: dpa/Adam Schultz

Letzteres ist der Grund, warum sich die Düsseldorferin Celine S. an Sarah Bullwinkel gewandt hat. Schon vor einigen Monaten war die Tierpsychologin vor Ort, um sich des Rüden anzunehmen. Doch noch immer hat der Vierbeiner Probleme, alleine in der Wohnung zu bleiben. Obwohl es bereits Fortschritte gibt. „Früher konnte ich nicht einmal den Raum verlassen, ohne dass Garou zu winseln begann“, erzählt die Hundehalterin. Ein Grund dafür liegt in dem sehr auf den Menschen fixierten Charakter von Hunden, zudem ist es für die Tiere allgemein etwas Negatives, alleine bleiben zu müssen. In Garous Fall geht es aber vor allem um einen Kontrollverlust. Die Abwesenheit seines Frauchens bedeutet daher für den Rüden Stress.

Doch als die Besitzerin in Bullwinkels Anwesenheit testweise kurz den Raum verlässt, bleibt das Tier ruhig. Bis sich der Hund mehrere Stunden ohne Frauchen zu Hause aufhalten kann, ist es laut Sarah Bullwinkel aber noch ein weiter Weg. „Einfach mal kurz einkaufen gehen zu können, wäre schon toll“, sagt die Besitzerin. Um das erreichen, rät die Tierpsychologin der Halterin, dem Verlassen der Wohnung das Außergewöhnliche zu nehmen. Einerseits durch einen entspannten Umgang der Hundehalterin selbst, um das Tier nicht in Unruhe zu versetzen. Andererseits durch den Einbau von Signalen wie Schlüsselklimpern oder Jacke anziehen in den Alltag, damit diese Schlüsselreize, die üblicherweise ein Weggehen des Frauchens ankündigen, ihre Wirkung verlieren. Im nächsten Schritt soll Celine S. anfangen, ihre Wohnung für kurze Zeit zu verlassen.

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Foto: Stephanie Schäfer

Ob die vorgeschlagenen Tipps wirken, liegt letztendlich in der Hand der Halterin. „Ich kann nur einen Anstoß geben“, sagt Sarah Bullwinkel. Doch die Rückmeldung ihrer Kunden sei mehrheitlich positiv, da sich durch die Verhaltensänderungen der Halter die meisten Probleme dauerhaft beseitigen ließen.

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