Düsseldorf Denkmalschützerin will leeren Gustaf-Gründgens-Platz

Düsseldorf · Landeskonservatorin ist gegen Neubau von Ingenhoven, weil er den Raum vor dem Schauspielhaus reduziert.

 Der Gustaf-Gründgens-Platz wird durch eine Mauer und frei stehende Mauerscheiben eingefasst. Die Landeskonservatorin will sie erhalten.

Der Gustaf-Gründgens-Platz wird durch eine Mauer und frei stehende Mauerscheiben eingefasst. Die Landeskonservatorin will sie erhalten.

Foto: Andreas Bretz

Es ist eine unscheinbare Mauer am Rande des Gustaf-Gründgens-Platzes. Sie ist mit Graffiti besprüht - und fällt kaum auf. Doch wegen dieser paar Meter Mauerwerk geht es bei einem der größten Bauprojekte Düsseldorfs nicht voran: der Randbebauung des Platzes nach einem Entwurf des Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven im Rahmen des Kö-Bogens II.

Dabei soll am Platzrand zur Schadowstraße ein bis zu 28 Meter hoher, begrünter Gebäuderiegel entstehen. An der Berliner Allee, vor dem Dreischeibenhaus, ist ein Pavillon mit schrägem Grasdach geplant. Zudem soll die Tiefgarage neu gebaut werden - damit entfallen die bisherigen statischen Probleme, der Platz kann neu gestaltet werden.

Das bedeutet aber auch das Aus für die Mauer, die laut Landeskonservatorin Andrea Pufke vom Landschaftsverband Rheinland mit dem Theater und der Freifläche des Platzes davor geschützt ist. "Das ist etwas Besonderes", sagt Pufke, weil es nicht einmal bei alten Villen selbstverständlich sei, dass Garten und Mauer mit in den Denkmalschutz einbezogen sind. Deshalb ärgert es sie auch, dass ihr Nein auf "ein Mäuerchen", wie es Kritiker nennen, reduziert wird. Pufke lehnt, das war bekannt, den Abriss der Mauer ab. Sie betont nun aber besonders, dass es ihr um das Gesamtensemble geht, darum, "diese Freifläche zu bewahren". Es geht also um die Frage, wie groß der Gründgens-Platz sein muss. Der neue Einkaufspalast würde sich in Richtung Schauspielhaus ausdehnen, Mauer und Tankstelle sollen dafür fallen.

Ob die Mauer überhaupt vom Theater-Architekten Bernhard M. Pfau stammt, ist nicht ganz klar - es sei jedoch aus früheren Aussagen von Pfau und seinen Erben davon auszugehen. Die Landeskonservatorin hat einen Kompromiss auf den Tisch gelegt: Die Mauer kann weg, solange die Tiefgarage gebaut wird, muss aber danach an selber Stelle wieder aufgebaut werden. Sie weiß, dass dies mit dem geplanten Projekt nicht zu realisieren ist. "Wir haben es mit einer Begründung abgelehnt, nun muss uns die Stadt eine Gegenbegründung schicken", sagt Pufke.

Das sind die Entwürfe für den Kö-Bogen II
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Foto: Ingenhoven/ Doug and Wolf

Es sei nicht ausgeschlossen, dass am Ende eine Lösung stehe, mit der alle Seiten leben können. Sollte es zu keiner Einigung kommen, kann Pufke als letztes Instrument einen Entscheid des NRW-Städtebauministers einleiten - ähnlich wie beim Abriss des Tausendfüßlers.

Begrünung an den Libeskind-Bauten
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Architekten wie Joachim H. Faust von HPP - das Büro hat das Dreischeibenhaus geplant und modernisiert - können die Diskussion nicht nachvollziehen. "Ein Platz lebt von seinem Rand her, dort sind die Aktivitäten untergebracht, die ihn beleben und ihm Qualität geben." Pfau habe die Kante benötigt und deswegen die Mauer errichtet, sie sei heute ein Hindernis und solle fallen. So sieht es auch Hartmut Miksch, der dem Bund Deutscher Baumeister in Düsseldorf vorsitzt. "Ich komme selbst aus der Denkmalpflege und schätze Frau Pufke, aber da sollte sie über ihren Schatten springen." Seit Jahrzehnten sei klar, dass der Platz nicht funktioniere, nun gebe es eine Weiterentwicklung. "Der Ingenhoven-Entwurf ist gut, seine Ansätze sind richtig", sagt Miksch, "das Tal fokussiert sogar den Blick aus das Schauspielhaus."

(RP)
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