Dementer Senior in Düsseldorf Wirbel um Bußgeld für Ausruhen an Haltestelle

Düsseldorf · Ein im Internet kursierendes Schreiben des Düsseldorfer Ordnungsamtes an einen 86-jährigen Senior sorgt für heftige Diskussionen. Darin wird von dem Mann ein Verwarnungsgeld von 35 Euro dafür verlangt, dass er sich für einige Minuten an einer Bushaltestelle ausgeruht hat.

 Der 86-Jährige saß auf einer Bank am Hauptbahnhof (Archivbild).

Der 86-Jährige saß auf einer Bank am Hauptbahnhof (Archivbild).

Foto: dpa, os kno

Konkret handelt es sich um die Bushaltestelle an der Friedrich-Ebert-Straße am Hauptbahnhof. Dort soll sich der 86-Jährige kurz hingesetzt haben. Ein Bekannter des Mannes veröffentlichte ein Foto des Briefs bei Facebook und schrieb, der Senior sei dement, herzkrank und habe sich kurz gesetzt, als er mit seiner 15-jährigen Hündin unterwegs war. Der Beitrag wurde von vielen Nutzern geteilt, mittags aber wieder gelöscht.

Ein Stadt-Sprecher signalisierte am Montagmorgen, dass dieser Bußgeldbescheid echt ist. Bereits am Sonntagnachmittag hatte eine Sprecherin gegenüber unserer Redaktion erklärt, dass es Kontrollen der Bushaltestellen und entsprechende Verwarngelder durchaus gebe. Wenn hier ein Fehler gemacht worden sei, werde der Bußgeldbescheid selbstverständlich zurückgenommen.

"Sie benutzten die Anlage des ÖPNV an der vorgenannten Örtlichkeit nicht ihrer Zweckbestimmung entsprechend und nutzten diese als Ruheplatz", heißt es in knappem Amtsdeutsch in dem Bescheid. Es geht um acht Minuten um die Mittagszeit. Damit habe der Mann gegen die Düsseldorfer Straßenordnung verstoßen.

Gerade in Bahnhofsnähe kontrolliert der Ordnungs- und Servicedienst nach Angaben der Sprecherin regelmäßig die Haltestellenhäuschen auf unerlaubte Nutzung. "Die Häuschen sollen den Kunden und Nutzern des Nahverkehrs zur Verfügung stehen", so die Sprecherin. Es sei nicht auszuschließen, dass bei einer solchen Kontrolle der 86-Jährige aufgefallen sei und für den kontrollierenden Mitarbeiter nicht klar war, dass der Mann dement sei und eine Pause brauche. "Wenn der Mitarbeiter den Mann der Obdachlosen- oder Trinkerszene zugeordnet hat, dann ließe sich das Schreiben wohl so erklären."

Die Sprecherin betonte, dass eine kurze Gegen-Äußerung reiche, damit das Bußgeld nicht bezahlt werden muss. "Das muss nichts Großes sein. Wenn der Mann einfach eine Pause benötigte, dann war das selbstverständlich in Ordnung."

Auch Ordnungsdezernent Christian Zaum sagte: "Wenn das so gelaufen ist, wäre das unglücklich." In diesem Fall würde auch das Gespräch mit dem Mitarbeiter gesucht. Er warb aber um grundsätzliches Verständnis für die Arbeit des OSD, der im Hinblick auf Haltestellen oft Beschwerden nachgehe.

Anmerkung der Redaktion: Nach Angaben der Stadt Düsseldorf ist der Mann 86 Jahre alt und nicht 85 oder 83, wie es zuerst geheißen hatte.

(nic)
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