Bei Heimspiel reanimiert DEG-Fan bedankt sich bei seinem Lebensretter

Düsseldorf · Eishockey-Fan Erhard Schmidt geht seit mehr als 50 Jahren zur Düsseldorfer EG. Vor dem Heimspiel gegen Schwenningen brach er mit Herzstillstand auf der Toilette zusammen. Der Malteser Dennis Flück reanimierte ihn.

 Dennis Flück (l.) hat Erhard Schmidt (Mitte) wiederbelebt. DEG-Geschäftsführer Stefan Adam brachte zum Besuch Trikots und Schals mit.

Dennis Flück (l.) hat Erhard Schmidt (Mitte) wiederbelebt. DEG-Geschäftsführer Stefan Adam brachte zum Besuch Trikots und Schals mit.

Foto: Anne Orthen

Nach zwei Minuten ist es mit dem förmlichen "Sie" vorbei. Erhard Schmidt, der 77-Jährige, und Dennis Flück, der 19-Jährige, duzen sich. "Unter Sportlern ist das so", sagt Flück. Tatsächlich verbindet die beiden Männer eine existenzielle Notsituation. Denn der Jüngere hat dem Älteren das Leben gerettet. "Es war meine erste Wiederbelebung", sagt der Ehrenamtler, der erst seit einem halben Jahr bei den Maltesern aktiv und auch dabei ist, wenn diese bei DEG-Spielen im Dome den Sanitätsdienst innehaben. Schmidt wollte unbedingt wissen, wem er sein Fortleben zu verdanken hat. Am Freitag gab es deswegen im Dome eine Durchsage.

Schon am Sonntag sitzt Flück bei ihm zu Hause auf dem Sofa. Schmidt beugt sich zu Flück hinüber, legt dem Jüngeren eine Hand aufs Bein. "Ich danke dir sehr." Er ist DEG-Anhänger durch und durch. Seit Ende der fünfziger Jahre ist Schmidt Fan. "Egal, ob sie gewinnen oder verlieren, er geht immer", sagt seine Frau Elke. Sie hat zwar gehofft, im Alter würde ihr Mann öfter zu Hause bleiben. "Aber er hängt da dran, trifft sich dort seit Jahrzehnten mit seinen Freunden. Warum sollte ich dagegen sein?"

Also fuhr Erhard auch am 7. Oktober nachmittags los, das Spiel gegen Schwenningen stand an. Seine Freunde aus Wuppertal und Ennepetal waren gekommen, man traf sich wie gewohnt im Bistro. Vor dem ersten Bully wollte Schmidt noch mal kurz zur Toilette. Und da fiel er um, ohne jede Vorwarnung. Jemand lief zum Gastrostand, von dort spurtete eine Frau zum Erste-Hilfe-Raum, wo Flück Dienst hatte. Er lief gleich los, sah Schmidt auf dem Boden, bemerkte, dass dieser sich ein wenig erbrochen hatte. "Er war nicht bei Bewusstsein und atmete nicht mehr."

"Jedes weitere Jahr kommt als Zugabe obendrauf"

Für Flück war klar: "Ich musste sofort mit der Reanimation beginnen." Während andere den Notarzt alarmierten, riss der 19-Jährige seinem Patienten Hemd und Unterhemd auf. "Das habe ich sogar mitbekommen, Du hast mir gesagt, dass Du das tust", wirft Schmidt ein.

"Nach der 30. Herzmassage guckte er mich mit großen Augen an", sagt der Malteser, "er war ansprechbar, hat aber nicht geredet." Flück weist noch den Notarzt ein, der bringt den DEG-Fan ins Augusta-Krankenhaus. Weil dort kein Bett auf der Intensivstation frei ist, geht es mit Blaulicht zum EVK. Schmidt: "Dort hat man mir einen Herzschrittmacher eingesetzt."

Das hätte früher passieren sollen. Bereits zwei Mal ist Schmidt umgefallen, einmal beim Radfahren, er kam aber relativ schnell wieder zu sich. "Aber selbst bei einem einwöchigen Check im Krankenhaus hat man nichts feststellen können", berichtet der 77-Jährige. Im EVK hat man Schmidt gesagt, nun könne er 100 werden. Das sei schön, er selbst sei bislang immer von 96 ausgegangen. "Jedes weitere Jahr kommt als Zugabe obendrauf." DEG-Sprecher Frieder Feldmann, der mit Geschäftsführer Stefan Adam zu den Schmidts gekommen ist, verspricht bis dahin mindestens eine weitere Meisterschaft. Die erste jährt sich 2017 zum 50. Mal, und der 77-Jährige kann sich gut an die alten Zeiten erinnern. Das Stadion an der Brehmstraße hatte kein Dach, es gab Schneeballwürfe, bei DEG-Toren stiegen Raketen auf.

Schmidt hat beim Arzt am Mittwoch Wichtiges zu besprechen. Er würde gerne am 11.11. wieder zur DEG gehen. Dennis Flück ist dann auch wieder im Stadion.

(ujr)
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