Dauerbaustelle in der Carlstadt Das Geisterhaus an der Citadellstraße

Düsseldorf · Seit Jahren ist das Gebäude eingerüstet. Die Stadt verhängte den Baustopp, weil tragende Balken zersägt worden sein sollen.

 Um das Haus an der Citadellstraße 27 steht seit Jahren ein Gerüst. Gearbeitet wird an der Baustelle jedoch schon lange nicht mehr.

Um das Haus an der Citadellstraße 27 steht seit Jahren ein Gerüst. Gearbeitet wird an der Baustelle jedoch schon lange nicht mehr.

Foto: Anne Harnischmacher

Wer durch die Carlstadt spazieren geht, der kommt vorbei an kleinen Antiquitätengeschäften und Museen, inhabergeführten Lädchen und schmucken Häusern im Jugendstil. In einem der teuersten Stadtteile Düsseldorfs ist ein Gebäude meist schöner als das andere. Eines jedoch, an der Citadellstraße 27, passt nicht ins Bild. Es ist mehr Geister- als Wohnhaus, mehr Ruine als Baustelle. Das denkmalgeschützte Gebäude gegenüber dem Bistro Zicke wechselte vor einiger Zeit den Besitzer und ist seitdem eingerüstet. „Aber da passiert seit Jahren nichts mehr“, beklagt Anwohner Theo Fitsos.

Der Putz des Hauses bröckelt, die Fenster sind mit Holzlatten oder Folien verbarrikadiert. Am Gerüst, das um das Haus herum aufgestellt ist, hängen vergilbte und teils zerrissene Netze herunter, und auch das Dach scheint nicht mehr niet- und nagelfest zu sein. „Erst vor zwei Wochen sind bei stärkerem Wind ein paar Dachziegel heruntergefallen“, erzählt Fitsos, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnt. „Beinahe hätten sie sogar Fußgänger getroffen.“ Das Haus sei eine Geisterbaustelle, auf der, so sagt er, seit vier oder fünf Jahren niemand mehr arbeiten würde. „Nur die heruntergefallenen Dachziegel – aber auch nur die – wurden ersetzt.“ Bei den Anwohnern sei das Geisterhaus ständig Thema, sagt Fitsos. „Das Gebäude zerfällt immer mehr, zieht Ratten an – man kann es jetzt fast nur noch abreißen“, meint er.

Der Eigentümer des Hauses ist ein Unternehmer aus Düsseldorf und wohnt mit seiner Familie selbst an der Citadellstraße. Unserer Redaktion sagte er, dass er das Gebäude vor etwa drei Jahren – bereits in schlechtem Zustand – erworben habe. Vor allem mit dem Hintergrund, dass in eine der Parteien seine behinderte Tochter nach der Renovierung einziehen und somit in der Nähe der Familie wohnen könne. „Mich stört es auch, dass es dort nicht weitergeht, aber was viele nicht wissen ist, dass vom Bauamt ein Baustopp veranlasst wurde“, sagt der Eigentümer. Bei Arbeiten im Haus wären falsche Balken zersägt worden, die die Statik beeinflusst hätten. Ein Sprecher der Stadt bestätigt: „Nachdem in der Vergangenheit bereits eine Baugenehmigung und eine denkmalrechtliche Erlaubnis erteilt waren, musste die Baustelle wegen massiv abweichender Bauweise stillgelegt werden.“

Der Eigentümer versteht den Ärger der Anwohner über die Geisterbaustelle, „aber man kann nicht verlangen, dass ich mich gegen das Amt und den Baustopp stelle“, sagt er. Auch aufgrund eines Beweisfeststellungsverfahrens, durch das ermittelt werden soll, wer den Baufehler zu verantworten hat, hätte nicht weitergearbeitet werden dürfen.

Das Haus an der Citadellstraße 27 soll aber weiter saniert und renoviert werden. Ein neues Konzept dafür sei bereits ausgearbeitet. Auch der Stadtsprecher teilt mit, dass neue Anträge sowohl baurechtlich als auch denkmalpflegerisch genehmigt worden seien. Nur die Prüfstatik sei derzeit noch in Auftrag, sagt der Eigentümer. Wenn es auch hier grünes Licht gebe, könne weitergearbeitet werden. „Auch ich bin in der Carlstadt zuhause“, sagt er. „Es ist natürlich in meinem eigenen Interesse, dass das Haus so schnell wie möglich fertig wird“, sagt er.

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