Uniklinik Düsseldorf Viel Zeit für Erklärungen und Fragen der Patienten
Welche Hilfe Krebspatienten nach Operation und Therapie brauchen, erklärten Ärzte des UKD-Tumorzentrums bei einm Informationstag.
Wer einen Informationstag mit Medizinern und Wissenschaftlern besucht, der erwartet Fachvorträge in einem größeren Saal, nach denen man allenfalls am Schluss die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen. Viele trauen sich dann aber doch nicht, ihre persönliche Krankengeschichte und Sorgen vor so großem Publikum zu teilen. Genau so war es nicht am Samstag beim Informationstag zum Thema Krebs, den das Universitätstumorzentrum Düsseldorf im Haus der Universität am Schadowplatz veranstaltet hat.
„Magenkrebs/Darmkrebs/Bauchfellkrebs“ prangte am Nachmittag in großen Lettern an der Tür zum Vortragsraum in der dritten Etage. Wer diese öffnete, tat dies bei so schwerem Thema vielleicht mit mulmigem Gefühl und mit der Absicht, in einer der hinteren Reihen Platz zu nehmen. Doch ganz anders war die Atmosphäre, die dort herrschte, denn die beiden Professoren, Verena Keitel und Alexander Rehders, saßen in beschaulicher Runde im Stuhlkreis und widmeten sich mit großer Ruhe den Fragen und Krankheitsgeschichten der Teilnehmer: vielleicht zehn, zwölf Leute, mehr nicht. Man mochte den Eindruck haben, einer beinahe heimeligen Arzt-Patienten-Situation beizuwohnen. Reihum durften die älteren und jüngeren Patienten ihre Fragen stellen, ohne dass jemand auf die Uhr schaute.
Klaus Cassel war einer der Betroffenen. Er musste nach einer Magenkrebs-OP lernen, ein Leben ohne Magen zu führen. Nach der künstlichen Ernährung zu Beginn weiß er heute, dass er sich disziplinieren muss und nur getrennt voneinander Speisen und Getränke aufnehmen kann. Mehrere kleine Mahlzeiten sind für ihn selbstverständlich. Er erinnert sich aber auch an die Zeit im Anschluss an die OP, „denn nach der Entlassung fing die Geschichte erst richtig an“, erinnert er sich. Er wünschte sich einen Austausch mit Menschen mit der gleichen Krankheitsgeschichte, um nicht so allein zu sein. Also gründete er 2011 eine Selbsthilfegruppe. Er fand Unterstützer und einen Raum im Zentrum plus in Bilk. Zwölf bis 15 Personen kommen seitdem zu den monatlichen Treffen. Durch seine Arbeit in der Selbsthilfegruppe kennt Klaus Cassel die Sorgen und Ängste der Betroffenen und weiß auch, welche körperlichen Einschränkungen nach der OP weitverbreitet sind. Eine spezielle Frage hatte er am Samstag in die Fragestunde mit der Gastroenterologin Verena Keitel mitgebracht. Er berichtete von einem störenden und stark brennenden Reflux, an dem viele Patienten ohne Magen litten. Kein Arzt könne dabei wirklich helfen. Die Medizinerin nahm sich viel Zeit, diese Störung zu erklären, zeichnete mit ihrem Kollegen eine Skizze, gab konkrete Ratschläge. Nach der Fragestunde war Klaus Cassel begeistert. Man habe ihm bis ins kleinste Detail Erklärungen und eine Handlungsanleitung geliefert.
Der Krebs-Informationstag wurde in Kooperation mit dem Selbsthilfe-Service-Büro organisiert, auf dem benachbarten Schadowplatz stellten sich 40 Selbsthilfegruppen vor. Thomas Baehring von der Geschäftsführung des Tumorzentrums der Uniklinik weiß, wie wichtig Selbsthilfegruppen sind. „Vor der OP wollen Patienten nur medizinisch behandelt werden. Erst danach im Alltag entwickelt sich der Gesprächsbedarf.“ Dabei seien Frauen eher geneigt, sich zu öffnen als Männer, ergänzt er. Allein 20 Selbsthilfegruppen sind dem Tumorzentrum angegliedert, nach dem Krankenhausaufenthalt wird bei Entlassung in einem Patientenordner über die einzelnen Initiativen informiert.
Entlassen vom Informationstag wurde man im Foyer im Haus der Universität mit fröhlichem Gelächter, das von verschiedenen Monitoren ertönte. Hier nämlich stellte sich der „Lachtreff Düsseldorf“ vor. Gisela Dombrowsky erklärte das Lachyoga-Konzept, das sich durch positive Beeinflussung der Psyche sowohl für Krebspatienten in der Nachsorge als auch präventiv in Stress- und Burnout-Phasen bewährt habe. Lachen sei die beste Medizin, sagt der Volksmund: Der Gynäkologe und Lachyoga-Trainer Rüdiger Lewin konnte in zwei Studien zeigen, dass da medizinisch auch wirklich etwas dran ist.