Die Geschichte der Düsseldorfer Bordelle Das Rotlicht-Milieu im Wandel

Die aktuellen Ermittlungen der Kripo und die damit verbundenen Festnahmen von Bert Wollersheim und seinem Geschäftspartner Thomas M. beherrschen zurzeit die Schlagzeilen. Bordelle, käufliche Liebe und alle Schattenseiten der Prostitution hat es in Düsseldorf immer schon gegeben.

Die Geschichte der Düsseldorfer Bordelle: Das Rotlicht-Milieu im Wandel
Foto: Blazy, Achim

Der Hauptbahnhof hat in der Geschichte des Düsseldorfer Rotlicht-Milieus immer eine besondere Rolle gespielt. In den 20er und 30er Jahren lag dies vor allem an der Nähe zu den Varietés rund um den Graf-Adolf-Platz. "Im alten Apollo und anderen Häusern waren Kokotten unterwegs. Das waren ganz vornehme Prostituierte mit hohen Hüten, die sich mit Herren aus der besseren Gesellschaft getroffen haben", weiß Thomas Bernhardt von der Geschichtswerkstatt.

So edel ging es im Rotlichtmilieu Düsseldorfs in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht zu. Anfang der 50er Jahre kannte kaum einer den Begriff Bordell. Die Düsseldorfer sagten einfach "Puff". Und die gab es in verschiedenen Stadtteilen. So lag eines der Etablissements in Kö-Nähe.

Die Freier schlichen mit hochgezogenem Mantelkragen in die Häuser. Sie wollten anonym bleiben. Die Einrichtungen im Haus waren spartanisch einfach. Ein Bett, eine Lampe — allerdings schon in rot — das war alles. Von Dienstleistungen drum herum war keine Rede. Es ging nur um die "Verrichtung". 20 Mark kostete der Sex.

Ein "Fortschritt" war Anfang der 60er Jahre der Kontakthof nach Hamburger Vorbild in den Häusern Hinter dem Bahndamm, genannt HdB. Sie waren in ganz Deutschland bekannt. Die Bundesbahn baute extra eine Sichtblende hinter ihrem letzten Bahnsteig, weil die Reisenden so jederzeit Einblick nehmen konnten. Eigentümerin des Puffs war damals eine ältere Dame, die es mit dem Sex-Geschäft zu beträchtlichem Reichtum brachte. Sie kaufte sich später eine kleine Insel in der Karibik.

Die Dienste in der Rethelstraße lagen damals schon eine Preisklasse über den üblichen 50 Mark. Der Besitzer war ein angesehener Mann in der Düsseldorfer Gesellschaft, brachte es in einem Stadtteil sogar zum Schützenchef. Er spendete viel für wohltätige Zwecke. Razzien waren aber auch Ende der 60er Jahre keine Seltenheit.

Der Polizei ging es dabei vor allem um "bodenständige Verbrecher" und um Minderjährige. Einige freischaffende Damen sprachen ihre Kunden auch diskret in der Innenstadt, insbesondere in der Altstadt, an. Nach der Sperrbezirk-Verordnung mussten sie zur Fährstraße ausweichen: Damit hatte auch Düsseldorf seinen Autostrich.

Nachdem die sexuellen Tabus endgültig gefallen waren, priesen junge Frauen und Clubs in Düsseldorf ihre Dienste ungeniert in Anzeigen an. Die Freier haben oft die Illusion, mit den Damen allein zu sein. Meist aber sitzt der Freund oder Zuhälter im Nebenzimmer, bereit einzugreifen, falls es zum Streit um die Bezahlung kommen sollte. Mit den generell gestiegenen Ansprüchen stiegen auch die Ansprüche an das Drumherum beim Sex. Und so wurde die Rethelstraße zu einer der bekanntesten Rotlicht-Adressen in Deutschland - auch für Prominente.

Zum Rotlichtmilieu gehört schon seit Jahren die "Rue", die Charlottenstraße. Dort sind es vor allem junge, drogenabhängige Frauen, die anschaffen gehen. Ihre Anlaufstelle zum Kaffeetrinken, Quatschen und Ausruhen ist der "Knackpunkt", den der Sozialdienst Katholischer Männer und Frauen vor vielen Jahren eingerichtet hat.

Aber auch zahlreiche Bars rund um den Mintropplatz zählen zum Rotlichtmilieu — ebenso wie die privaten Studios und Apartments, in denen Frauen (und wenige Männer) vermeintlich selbstständig ihr Geld mit der käuflichen Liebe verdienen. In den 90er Jahren galt Düsseldorf außerdem als Mittelpunkt der Bizarr-Szene — nirgendwo anders sollte es so viele private Studios gegeben haben, in denen Lack, Leder und Peitsche angesagt waren.

Die Politik hat sich immer mal wieder mit den Auswüchsen der Prostitution beschäftigt: Mal war der Frauenhandel ein Thema, mal die Sozialarbeit für Huren, mal ging es um die Beratung von Prostituierten, die aussteigen wollen, die aber Angst vor ihren Zuhältern oder den Clubbetreibern haben.

(RP/url/rl/csi)
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