Düsseldorf Das Restaurant ohne Verschwendung

Düsseldorf · Im Okinii in Düsseldorf müssen die Gäste zahlen, wenn sie etwas nicht essen. Das funktioniert so gut, dass der Laden immer voll ist.

 Restaurantleiter Tien Tran im Okinii. Der Laden läuft, auch wenn er seine Gäste zur Kasse bittet, wenn sie nicht aufessen.

Restaurantleiter Tien Tran im Okinii. Der Laden läuft, auch wenn er seine Gäste zur Kasse bittet, wenn sie nicht aufessen.

Foto: Andreas Endermann

Tien Tran hat so gar nichts Autoritäres an sich, im Gegenteil: Der 29-Jährige strahlt eher Ruhe aus, die sich manchmal zur Begeisterung steigert, am ehesten, wenn er über das Restaurant spricht. Es muss ein großer Spaß sein, das Okinii in der Immermannstraße zu leiten. Zumal der Laden mit immerhin 180 Plätzen eigentlich immer voll ist. Tran ist auch für ein neues Restaurant in Köln zuständig, das hat sogar 300 Plätze. "Wir merken schon, dass wir in Düsseldorf dadurch etwas entlastet werden", sagt er. Er muss nun Gästen, die aus der Domstadt oder von noch weiter anrufen, um einen Tisch in Düsseldorf zu reservieren, nicht mehr absagen. Der Platz hier reiche dennoch kaum.

Das liegt natürlich zuerst einmal am Essen. Das ist japanisch, Sushi, Yakitori und Co. Alles wird frisch zubereitet und kommt in kleinen Portionen zum Gast, so dass er eine schier unüberschaubare Auswahl hat. Zum anderen aber liegt der Erfolg des Okinii im Preis/Leistungsverhältnis.

Bei Okinii bezahlt man einmal (Lunch 13,90 Euro) und kann so viel essen, wie man mag. Das Ganze funktioniert nur wegen des Bestellkonzeptes. So wählt der Gast per iPad aus mehr als 100 Gerichten. Pro Bestellrunde kann man maximal acht Gerichte nehmen. Nach zehn Minuten kann man eine weitere Runde angehen, maximal 2,5 Stunden lang geht es dann so weiter. Verschwendung wird allerdings nicht geschätzt. Reste infolge von Überbestellungen werden für kalte Speisen mit einem Euro pro Gericht und für warme Speisen mit zwei Euro berechnet.

"Es geht nicht darum, daran zu verdienen. Wir wollen nur nicht so viele Lebensmittel verschwenden", sagt Tran. Tatsächlich hilft es wohl auch bei der Preiskalkulation. Nur unter der Voraussetzung, dass man wenig Ware entsorgen muss, kann das Restaurant zu diesem Preis das Essen anbieten. Und anders als oft bei den bekannten "All-you-can-eat-Buffets" werden im Okinii sehr hochwertige Waren verarbeitet, darunter eben auch hochpreisige wie Thunfisch in Sashimi-Qualität, Lammfleisch oder Rinderfilet, das man mit Genuss auch roh verzehrt. Gerade die japanische Küche lebt ja von der Qualität der Zutaten. "Wir könnten das überhaupt nicht zu dem Preis anbieten, wenn wir ähnliche Mengen wie die Buffet-Anbieter wegschmeißen müssten." Tatsächlich ist dank der Regelung, dass der Gast für zu viel Bestelltes zahlen muss, der Anteil der Lebensmittel, der entsorgt werden muss in der Kalkulation zu vernachlässigen. "Wir sind sehr zufrieden damit. Und wenn der Gast etwas liegen lässt, weil es ihm nicht schmeckt, berechnen wir ihm auch nichts. Wir sind da nicht dogmatisch", sagt Tran.

Die Gäste auf jeden Fall scheinen es zu honorieren. So etwa Renate Schollbach, die von ihrer Tochter Nina zum Mittagessen eingeladen wurde. "Ich finde es sehr gut, dass nicht so viel verschwendet wird", sagt sie. Fünf Runden haben sie bestellt, inklusive Dessert. An die Bestellung mit dem iPad habe sie sich erst einmal gewöhnen müssen, nun werde sie aber auch mit ihrer Freundin vorbei kommen. "Sehr zu empfehlen", lautete das Fazit der älteren Dame. Auch eine Gruppe von Angestellten, die ihre Mittagspause hier verbracht haben, ist vom Angebot begeistert. Es gehe schnell und man werde für wenig Geld satt.

(RP)
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