Düsseldorf Das Rathaus spricht jetzt auch englisch

Düsseldorf · Der Stadtrat hat beschlossen, Englisch als Verkehrssprache einzuführen. Dies soll ausländischen Neubürgern helfen, mit den Ämtern zu kommunizieren und die erhofften Hilfen zu erhalten.

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Foto: RPO/Radowski

Wenn die Fraktionsvorsitzende der FDP die Erteilung des Rederechts im Stadtrat mit dem Satz "I love to do it" quittiert, dann steht keine alltägliche Entscheidung bevor. Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat mit diesen Worten die Begründung des Antrags eröffnet, mit dem Englisch als Verkehrssprache in Düsseldorf eingeführt wurde. Der Stadtrat hat dies gegen die Stimmen der CDU und des Ratsmitglieds der Republikaner beschlossen.

Der Antrag trug den Titel "Herzlich willkommen in Düsseldorf - A warm welcome to Düsseldorf" und definierte damit zugleich sein Ziel. Im Verwaltungsverfahrensgesetz steht "In Deutschland ist die Amtssprache Deutsch". Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil ausgefüllte Formulare oder in Behörden abgegebene Erklärungen rechtsverbindlich sein müssen, also sprachlich unmissverständlich. Diese Regelung schließt aber nicht aus, dass in den Gesprächen mit den Kunden der Ämter bei Bedarf auch englisch gesprochen wird.

Der Bedarf erscheint in Düsseldorf hoch. Die Zahl der Touristen wächst Jahr für Jahr, gleiches gilt für die Zahl der internationalen Geschäftsleute, Unternehmen und Arbeitnehmer (siehe nebenstehenden Kasten). Eine moderne Großstadt müsse entsprechend attraktiv bei allen Kontakten mit Verwaltungsbeschäftigten sein, hieß es im Antrag. Letztlich werde die Einführung von Englisch als Verkehrssprache zu einem Vorteil im Wettbewerb um Unternehmen.

Grundsätzlich gilt die Fremdsprachen-Kompetenz in der Verwaltung als gut. Das Amt für Wirtschaftsförderung bietet seine Informationen in zehn Sprachen an, darunter auch Japanisch, Chinesisch, Türkisch und Russisch. Auch die Leitstelle der Feuerwehr wird als vorbildlich genannt, weil die Rettungskräfte Englischkurse besuchen, in denen sie speziell alle Vokabeln lernen, die bei Notrufen erforderlich sein könnten. Eine Ausweitung auf andere Sprachen ist denkbar.

Als Folge der Entscheidung werden die Englisch-Kenntnisse der städtischen Mitarbeiter deshalb so weiterentwickelt, dass die ausländischen Bürger in allen Bereichen der Verwaltung auf Wunsch auf Englisch kommunizieren können. In der Regel verfügen die Beschäftigten über Schul-Kenntnisse in Englisch, besitzen aber keine Routine, im beruflichen Alltag in einer anderen Sprache als Deutsch zu kommunizieren. Die Verwaltung ermittelt nun, wie groß Bedarf und Interesse sind und wird die passenden Kurse anbieten oder ermöglichen.

Trotz der einheitlichen Einschätzung der Lage und der Konsequenzen entwickelte sich im Stadtrat eine Debatte über die neue Verkehrssprache. Die CDU forderte, den Beschluss erst zu fassen, wenn dazu ein Konzept erarbeitet ist. Dieses solle neben dem Bedarf und den vorhandenen Qualifizierungsangeboten vor allem beinhalten, welche Kosten die Englisch-Kurse verursachen und wie diese getragen werden sollen. Strack-Zimmermann konterte dies mit der Frage "Warum fragen Sie nach den Kosten? Haben Sie den Eindruck, dass hier unnötig Geld ausgegeben wird?". Die Frage verneinten die Vertreter der CDU, stimmten am Ende aber dennoch gegen den Antrag.

(RP)
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