Blick aus der verbotenen Stadt Das Köln-Düsseldorfer Duell

Düsseldorf · Frank Lorentz lebt und arbeitet in Köln, kennt Düsseldorf aber sehr gut. Diesmal betrachtet er den Punktestand im Duell zwischen den rheinischen Nachbarn - im Hinblick auf Karneval, Bürgerproteste und Fahrrad-Aktivisten.

Unendlich schade, dass es in dieser Spielzeit der Fußball-Bundesliga, deren Rückrunde an diesem Wochenende startet, keine Duelle zwischen Köln und Düsseldorf gibt. Damit der Wettbewerbsgeist zwischen den beiden Lieblingsgegnern nicht erlahmt, hier ein aktueller Fitness-Vergleich. Und Anpfiff. In der Zeitung habe ich gelesen, dass Angela Erwin, die Tochter des verstorbenen Düsseldorfer Oberbürgermeisters Joachim Erwin, nicht nur in der Politik mitmischt, sondern 2017 in den Landtag einziehen könnte.

Damit hat Düsseldorf die Chance, dass ein dynastisches Element in die Politik einzieht und eine Familie den Ton angibt, ungefähr so wie in den USA der Kennedy-Clan (oder, Schreck, der Bush-Clan). In Köln dagegen drängt kein Mitglied der lokalen Dynastien, allesamt Kennedy-Niveau und höher, auf die politische Bühne, was bedauerlich ist, denn ein Oberbürgermeister Millowitsch wäre genau das, was zu Köln passte. 1-0 für Düsseldorf.

Karneval. Ganz dünnes Eis - ich weiß. Als jetzt das Kölner Dreigestirn proklamiert wurde, war auch Kardinal Woelki, der Erzbischof von Köln, zugegen. Er betonte, seine eigene Proklamation sei im Vergleich ein Kindergeburtstag gewesen. Das nenne ich mal eine respektvolle Aussage. Über das Düsseldorfer Zweigestirn habe ich nur gelesen, dass es Köln besucht und unser Prinz Holger I. einen super Witz über die Schuhe von eurem Prinz Christian II. gerissen hat ("Die Schnallen - sind das Bilderrahmen?"). Dass Köln sich nicht traut, einen Charlie-Hebdo-Wagen ins Rennen zu schicken - na und? Köln ist unpolitisch, deshalb wäre ja auch ein Millowitsch genau der richtige Bürgermeister für uns. 1-1. Abseits? Nie im Leben. Das Handspiel war keine Absicht.

Als diese bekannte anti-islamische Bewegung, deren Name der Teletubby-Redaktion entsprungen scheint, in Düsseldorf demonstrierte, schaltete Oberbürgermeister Geisel die Beleuchtung des Rathauses ab. In Köln, wo ebenfalls demonstriert wurde, schaltete man die Beleuchtung des Doms ab, was circa tausendfach stärkere Symbolkraft hat. 2-1 für Köln. Über dieses Tor lasse ich erst mit mir diskutieren, wenn das Düsseldorfer Rathaus, so wie der Kölner Dom, zum Weltkulturerbe zählt. Aber eher verkauft der Uerige Kölsch.

Zweite Halbzeit. Düsseldorf hat den Zuschlag bekommen, 2016, wenn NRW 70 Jahre alt wird, den NRW-Tag auszurichten. In dem Zusammenhang wurden Stimmen laut, dass es in NRW zu viel Kirchturmdenken gebe und eine Stadt mit Leuchtturmfunktion fehle, was natürlich Düsseldorf sein solle. Meinetwegen. Ist Kölnern egal, wer sich unter ihnen als Leuchtturmstadt aufführt. Ausgleich, 2-2. Das Spiel geht langsam in die entscheidende Phase, die Vorwärtsbewegung zählt mehr denn je. Wer zeitgemäß unterwegs sein will, ist gegen Autos und für das Fahrrad. Sowohl in Köln als auch in Düsseldorf gibt es Critical-Mass-Bewegungen. Critical Mass heißt: Radfahrer verabreden sich, in einer Gruppe durch die Stadt zu fahren.

Sind es mindestens 15, dürfen sie die Fahrbahn in voller Breite nutzen und den Autoverkehr blockieren. In Köln und Düsseldorf gründeten sich die Bewegungen zeitgleich im Sommer 2010. Pfosten - auf beiden Seiten. In Köln fand gestern Abend eine Fahrt statt, dazu angemeldet (über Facebook) hatten sich 136 Teilnehmer.

In Düsseldorf ist die nächste Fahrt für den 13. Februar geplant. Aktuell liegt die Zahl der angemeldeten Teilnehmer bei - ups, gerade mal 19. Kann Düsseldorf die 139 toppen und den Lucky Punch schaffen? Knipst Geisel überall das Licht aus, damit niemand nachzählen kann? Welche Rolle spielt der Erwin-Clan? Oh Mann, ist das spannend. Bleiben Sie dran.

(RP)
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