Düsseldorf Das Jahr der Wende im Düsseldorfer Rathaus

Düsseldorf · Könnte der Plenarsaal im Düsseldorfer Rathaus reden, er hätte viel zu erzählen. Das gilt besonders für 2014, das Jahr der Wende. 15 Jahre lang hatten CDU und FDP im Plenarsaal die Mehrheit und damit das Sagen. Ebenso lang gehörte zum Düsseldorfer Oberbürgermeister, der an der Spitze der Stadtverwaltung steht und an der Spitze des Plenarsaals sitzt, außer der Amtskette auch ein CDU-Parteibuch.

 Der Plenarsaal im Düsseldorfer Rathaus

Der Plenarsaal im Düsseldorfer Rathaus

Foto: Andreas Endermann

Erst saß der Christdemokrat Joachim Erwin auf dem herausragendsten Platz, nach dessen Tod übernahm sein Parteifreund Dirk Elbers Amt und Position im Plenarsaal. Trotz der Unterschiede garantierte Schwarz-Gelb im Rat politische Kontinuität.

Damit war es vorbei am Abend des 25. Mai: Der Oberbürgermeister der CDU, Elbers, schaffte es nicht im ersten Wahlgang - und zwar gegen einen Kandidaten der SPD, Thomas Geisel, den ein Jahr zuvor ein Großteil der Düsseldorfer noch gar nicht richtig wahrgenommen hatte.

Doch ein frischer Wahlkampf und ein unermüdlich kämpfender Kandidat auf der einen Seite, ein allzu oft überheblich und abgehoben wirkender Amtsinhaber auf der anderen machten das unmöglich Geglaubte wahr: Geisel siegte bei der Stichwahl am 15. Juni mit fast 60 Prozent. Bei der Ratssitzung am 18. September nahm er im Plenarsaal zum ersten Mal Platz auf dem Stuhl des Sitzungsleiters. Bereits zwei Sitzungen später musste der neue Rathaus-Chef Sitzfleisch beweisen - die erste Haushaltssitzung unter neuen politischen Vorzeichen dauerte 14 Stunden. Kaum jemand kann sich an eine längere Sitzung erinnern.

Vorbei war es am 25. Mai auch mit Schwarz-Gelb: Die CDU ging zwar erneut als stärkste Kraft aus der Ratswahl, musste aber Federn lassen. Mit der geschrumpften FDP reichte es nicht für eine Mehrheit. Im Raum, ähm, im Plenarsaal, stand zunächst Schwarz-Grün. Da mit Geisel als OB aber der SPD-Mann siegte, gaben sich die Grünen dem Wählerwillen hin und verhandelten in einem mehrmonatigen Marathon mit SPD und FDP die erste Ampel-Kooperation im Düsseldorfer Rathaus. Bisher klappt es mit dem ungleichen Trio überraschend gut. Allerdings macht ihm der selbstbewusste neue Oberbürgermeister manchmal zu schaffen.

"Gemach, alles braucht seine Zeit", würde ein der Sprache mächtiger Plenarsaal raten. Er hat eben alles schon erlebt. Auch eine 14-Stunden-Sitzung, bei der es nur um eins ging: Geld. Das floss 2014 spärlicher in die Stadt-Kassen, als vom Kämmerer geplant. Die einen vermuten ein böses Erbe der CDU-FDP-Ära, andere sehen den Anfang vom Ende der Schuldenfreiheit. Fortsetzung folgt. Aus dem Plenarsaal.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort