Firma reist Unwettern hinterher Das Geschäft mit den Hagel-Schäden

Düsseldorf · Die Firma Douteil hat ihre Zelte an der Ronsdorfer Straße aufgebaut. Sie repariert Blechschäden an Autos, die durch den Hagel vor zwei Wochen entstanden sind. Die Mitarbeiter reisen den Unwettern hinterher. Der Hagel in Düsseldorf, der viele erschreckt hat, war vergleichsweise harmlos.

 Mit Hebeln beulen die Experten wie Tobias Löhn das Blech aus.

Mit Hebeln beulen die Experten wie Tobias Löhn das Blech aus.

Foto: Bretz, Andreas

Die letzten Körner nach dem gewaltigen Hagel vor zwei Wochen waren noch nicht geschmolzen, da war Wolfgang Kruse schon in Düsseldorf unterwegs. Am Morgen nach dem Gewitter schaute er sich die Schäden an den Bäumen an und sprach mit Spaziergängern. Er wollte herausfinden, wo der Hagel am stärksten gewütet hatte. Denn dort hatten auch die Autos am meisten abbekommen, und da wollte Kruse die Zelte aufbauen lassen.

 Stationsleiter Wolfgang Kruse benutzt gestreifte Schirme, um Schäden zu erkennen. Die Dellen sind durch die Reflexion der Streifen erkennbar.

Stationsleiter Wolfgang Kruse benutzt gestreifte Schirme, um Schäden zu erkennen. Die Dellen sind durch die Reflexion der Streifen erkennbar.

Foto: Bretz, Andreas

Der Hagel ist Kruses Beruf, und er ist das Geschäftsmodell der Firma Douteil aus Kamp-Lintfort. Sie ist spezialisiert auf Hagel-Schäden an Autos. Wenn es irgendwo kräftig hagelt, macht sich sofort ein Team auf den Weg. "Die Koffer sind immer gepackt", sagt Kruse.

 Durch die Körner entstehen kleine Beulen im Blech der Autos.

Durch die Körner entstehen kleine Beulen im Blech der Autos.

Foto: Bretz, Andreas

An der Ronsdorfer Straße, in der Nähe der Automeile Höherweg in Flingern, hat die Firma dann in einer leerstehenden Halle ihr Quartier bezogen. Zwei bis drei Mitarbeiter arbeiten dort, dazu Sachverständige der Versicherungen. Die Stelle liegt nahe dem Epizentrum des Hagels, der Teile von Düsseldorf am 20. Mai traf. Vor allem Düsseltal, Rath und Mörsenbroich, aber auch Grafenberg, Stadtmitte, Flingern und Pempelfort waren damals betroffen.

Dort, wo Hagel und Starkregen herunterkamen, war die Lage heftig: Keller liefen voll, auch die Unterführung an der S-Bahnstation an der Westfalenstraße. Passanten mussten sich vor den Körnern in Sicherheit bringen. Bei vielen Düsseldorfern hat das einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen - solches Extremwetter ist hier selten. Aus der Sicht der Fachleute waren die Auswirkungen aber vergleichsweise gering: Die Ergo-Versicherung spricht von einem kleinen Wetterereignis. Die Feuerwehr, die die ganze Nacht Wasser abpumpen musste, von einem Schaden von nur rund 100.000 Euro.

Auch für Kruse war es ein kleines Unwetter. Erst knapp zwei Dutzend kaputte Autos mussten inspiziert werden. In Krefeld gab es mal einen Hagel mit zehntausenden kaputten Autos. Mit gestreiften Schirmen erkennen die Fachleute die Schäden; die Reflexion der Streifen im Blech macht sie sichtbar. Mit Hebeln drücken sie die Dellen aus dem Blech. Kruse hofft, dass viele Autofahrer ihren Schaden erst noch bemerken. Douteil hat - wie die Konkurrenzunternehmen wie HPI - Verträge mit den Versicherungen.

Wolfgang Kruse ist der Überzeugung, dass es deutlich mehr hagelt als früher. Eine Ergo-Sprecherin bestätigt das. "Wir registrieren mehr solcher lokaler Ereignisse." Ist Hagel-Reparatur also ein Geschäft mit großer Zukunft? Die Experten des Deutschen Wetterdiensts bestreiten das. Eine Untersuchung im Auftrag von Weinbauern habe ergeben, dass es nicht mehr Unwetter gibt, meint Meteorologe Karl-Heinz Nottrodt. Die Hagel-Saison hat jedenfalls gerade erst wieder begonnen. Sie geht bis August. Es gibt also noch viel zu tun für Wolfgang Kruse und seine Kollegen. Für sie geht es bald weiter. Kruse hat ständig die Unwetterkarte im Blick. "Wenn es morgen in Wuppertal hagelt, sind wir hier weg", sagt er.

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