Erster Parlamentsneubau der BRD So entstand der neue Düsseldorfer Landtag

Düsseldorf · Das Landtagsgebäude in Düsseldorf, der erste Parlamentsneubau der Bundesrepublik, hat die Stadt geprägt - und ist schon lange eine Architektur-Ikone. An diesem Wochenende feiert der Bau seinen 30. Geburtstag.

 Die Baustelle des Landtags: 1988 wurde er eröffnet.

Die Baustelle des Landtags: 1988 wurde er eröffnet.

Foto: Bildarchiv des Landtags NRW/Eva Bruckhaus/ Bildarchiv des Landtags NRW

Die Abgeordneten haben es nicht leicht. Das Ständehaus haben sie zuletzt spöttisch als „Zuständehaus“ bezeichnet, weil es zu eng war und der Plenarsaal keine Fenster hatte. Auch mit dem spektakulären Neubau fremdeln anfangs viele, wie der „Spiegel“ zu berichten weiß. Vor allem in der FDP ist der Ärger groß.

Dabei bieten die neuen Büros sogar Annehmlichkeiten wie ein Waschbecken im Wandschrank und bald auch ein Computer-Terminal. Die Abgeordneten beklagen zu kleine Zimmer, zu lange Wege und zu viele Fenster. Und dann muss der FDP-Fraktionschef auch noch hinnehmen, dass sein Büro nicht den schönen Rheinblick bietet, an dem sich der Amtskollege der CDU erfreut. Die Presse verfolgt genüsslich die Eitelkeiten.

Lange ist es her. Am 2. Oktober 1988, also vor 30 Jahren, hat das Bauwerk mit den runden Formen seine Eröffnung gefeiert – und das anfängliche Gemosere ist heute längst vergessen. Mit dem zeitlichen Abstand muss man sagen: Es war eine Investition, die Düsseldorf geprägt hat. Nicht nur, weil die Stadt um eine Architektur-Ikone reicher wurde. Der Neubau hat Düsseldorfs Rolle als Landeshauptstadt besiegelt, ein Umzug etwa ins größere Köln wird seitdem nicht mehr debattiert. Darüber hinaus ist mit dem Landtag auch der Bürgerpark entstanden – der gemeinsam mit dem wenig später eröffneten Rheinufertunnel das Rheinufer als öffentlichen Raum zurückeroberte. Der Landtag feierte am Samstag das Jubiläum mit einem Bürgerfest.

 Diese Luftbildaufnahmen zeigen die Baustelle des Landtags. Die charakteristischen runden Formen sind schon zu erkennen.

Diese Luftbildaufnahmen zeigen die Baustelle des Landtags. Die charakteristischen runden Formen sind schon zu erkennen.

Foto: Bildarchiv des Landtags NRW/Eva Bruckhaus/Bildarchiv des Landtags NRW

Der NRW-Landtag war fast 40 Jahre nach der Gründung der Bundesrepublik der erste Neubau eines Parlamentsgebäudes überhaupt – und das Ende von langen Provisorien. 1946 trifft sich der NRW-Landtag im Opernhaus, dann tagt er in einem Theatersaal der Firma Henkel. 1949 zieht er ins Ständehaus am Kaiserteich, heute Sitz der Kunstsammlung NRW. Die dringend nötige Modernisierung und Erweiterung ist Jahrzehnte später dort aber nicht möglich.

Der Architekt Edmund Spohr bringt das Areal des aufgegebenen Berger Hafens ins Gespräch. Das Düsseldorfer Architekturbüro Eller, Moser, Walter und Partner setzt sich bei dem 1979 ausgelobten Wettbewerb einstimmig gegen 57 Mitbewerber durch. Die Parlamentarier haben harte Anforderungen gestellt: Der Bau muss sich neben Rheinturm und Betonbrücke behaupten und soll sowohl zum Rhein als auch zum Land „Vorderseiten“ bieten. Außerdem, so formuliert der Jury-Vorsitzende, Architekt Günter Behnisch, soll er sich „von den in Düsseldorf präsenten Erscheinungsformen des Großkapitals freihalten“. Natürlich soll er auch nicht so viel kosten. Am Ende werden es trotzdem 280 Millionen D-Mark. Viel Geld, die Landeskasse ist auch damals schon klamm.

 Architekt Fritz Eller (links) und Landtagspräsident John van News Ziegler bei der Feier zum Richtfest.

Architekt Fritz Eller (links) und Landtagspräsident John van News Ziegler bei der Feier zum Richtfest.

Foto: Bildarchiv des Landtags NRW/Achim Schüler/Bildarchiv des Landtags NRW

Der Entwurf von Fritz Eller stellt den Plenarsaal in den Mittelpunkt eines Spiels mit Kreisformen. Sein Bau soll kein Klotz der Macht wie klassische Verwaltungsgebäude sein, sondern  die Arbeit des Parlaments widerspiegeln – und sich ins Stadtbild einfügen, ohne es zu dominieren. Der Architekt spricht von „dargestellter Demokratie“.

Nicht abgesehen haben die Bauherrn allerdings, dass sich die Demokratie weiter ausbreiten würde. 214 Abgeordnete sollen anfangs im Plenarsaal Platz finden. Der Rekordsieg von Johannes Rau im Jahr 1985 (52,1 Prozent für die SPD) lässt das Parlament durch Überhangmandate auf 227 Abgeordnete anschwellen, es müssen mehr Sitze geschaffen werden.

Heute ist zwar wieder Platz im Saal  – in der aktuellen Wahlperiode gibt es nur 199 Abgeordnete –, allerdings ist der Bedarf an Büros und Sitzungssälen stark gewachsen, dem Landtagspräsidium zufolge, weil viele Gespräche zu Gesetzesvorhaben und Bürgerwerkstätten ausgerichtet werden. 2010 wurde der Landtag erweitert, trotzdem hat das Parlament viele Außenstellen.

 Das Landtagsgebäude entstand auf dem Areal des stillgelegten Berger Hafens. Im Hintergrund ist die Rheinkniebrücke zu sehen.

Das Landtagsgebäude entstand auf dem Areal des stillgelegten Berger Hafens. Im Hintergrund ist die Rheinkniebrücke zu sehen.

Foto: Bildarchiv des Landtags NRW

Um die Arbeit zu erleichtern und Mietkosten zu sparen, steht daher eine Erweiterung in Richtung Rheinturm im Raum. 400 Büros könnten neu entstehen, ist zu hören. Finanziell und architektonisch ist das eine Herausforderung, bald will das Landtagspräsidium die ersten Entwürfe vorlegen. Die Architekten des Büros Eller+Eller – geleitet von Erasmus Eller, dem Sohn des im Mai verstorbenen Landtagsarchitekten – ist für die Grundkonzeption eingeschaltet worden. Wie es weitergeht, wird im Anschluss ein Wettbewerb zeigen. Erstmal aber wird an diesem Wochenende das Jubiläum gefeiert:

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