Düsseldorf Das Ende der Club-Szene

Düsseldorf · Mit dem 3001 steht der letzte große Club im Medienhafen vor der Schließung. Der Traum, das Viertel zu einem Zentrum des Nachtlebens zu machen, hat sich nie erfüllt. Seit der Party-Strand Monkey's Island weichen musste, ging es endgültig bergab. Mit den Clubs droht Vielfalt zu verschwinden.

 Volle Tanzflächen in den Clubs im Hafen wie hier im 3001 gehören bald der Vergangenheit an.

Volle Tanzflächen in den Clubs im Hafen wie hier im 3001 gehören bald der Vergangenheit an.

Foto: Bauer, Hans-Jürgen

Zu Pfingsten soll es im 3001 noch einmal ein rauschendes Fest geben: Der Club lädt für den Pfingstsamstag zur großen "Final Closing"-Party, Danach gehen endgültig die Lichter aus — die Betreiber geben auf. Der Club in dem futuristischen Wolkenbügel-Bau rechnete sich nicht mehr. Zu oft blieben die Tänzer weg, auch Veranstaltungen mit namhaften DJs liefen nicht. Schon lange wurde über die Schließung der großen Disco spekuliert.

Es ist das Ende eines Düsseldorfer Vorzeige-Clubs und zugleich das endgültige Aus für den Traum vom Medienhafen als Ausgehmeile. Die anderen großen Clubs Harpune und mk-2, deren Eröffnung vor rund zehn Jahren für großes Aufsehen sorgte, sind schon länger dicht. Die angesagten Partys finden woanders statt. "Der Coolness-Zug ist von Berlin nach Ibiza gefahren, hat aber im Medienhafen leider nicht angehalten", schrieben die 3001-Macher resigniert, als sie die Schließung per E-Mail bekanntgaben.

Das hatte in den euphorischen Anfängen vor zehn Jahren ganz anders ausgesehen. Da wurde das 3001 als "modernste Event-Location Deutschlands" gefeiert. Zur Auftaktparty kamen Stars wie Wim Wenders, Sönke Wortmann und Campino. Das 3001 und der ganze Medienhafen galten als Zukunft des Düsseldorfer Nachtlebens. Kurz zuvor hatte die Harpune an der Speditionsstraße eröffnet, zwei Jahre zuvor das mk-2.

Eine lebhafte Club-Szene war ein Teil des Konzepts für den neuen Stadtteil, der vielfältiges Publikum anziehen sollte. Wenn die Büroangestellten am Abend nach Hause fahren, so die Idee der Planer, soll die Speditionsstraße zur Ausgehmeile werden. Der Wunsch nach dem Nebeneinander von Arbeiten und Feiern zeigte sich auch an der Architektur: Das Wolkenbügel-Gebäude, in dessen Erdgeschoss das 3001 Mieter ist, beherbergt in den oberen Etagen Büros.

In den ersten Jahren schien der Plan aufzugehen. Das lag vor allem an einer anderen Institution — dem Monkey's Island. Der Party-Strand am Rheinufer zog ab 2003 mit Sonnenschirmen, Strandkörben und Cocktails Zigtausende Menschen an, wurde über Düsseldorf hinaus bekannt und spülte am späteren Abend auch Publikum in die Clubs. Der Kunstberater Helge Achenbach hatte den Strand auf dem brachliegenden Gelände an der Spitze der Speditionsstraße einrichten lassen.

2007 aber war Schluss mit Strand-Romantik. Die Stadt verkaufte das Grundstück, heute steht darauf unter anderem das Hyatt-Hotel. Spätestens seitdem lief die Entwicklung gegen die Clubs. Der Medienhafen wandelte sich und wurde noch teurer. Die ehemaligen Betreiber beklagen in der Rückschau, dass die Mischung nicht mehr stimmte. Das junge Tanz-Publikum habe sich fremd gefühlt, meinen sie. Die Studenten, die einen großen Teil des Club-Publikums ausmachen, hätten sich keinen Besuch in den hochpreisigen Bars und Restaurants leisten können. Dazu war und ist die Bus- und Bahn-Anbindung in der Nacht schlecht. "Der Medienhafen hat es nicht geschafft, sich als Ausgehmeile zu etablieren", sagt Bernhard Lewkowicz, Inhaber des 3001 und ehemals der Harpune.

Die angesagten Läden befinden sich heute in Flingern oder Derendorf, die Massen strömen weiter in die Altstadt. Im Medienhafen gibt es nur noch einige kleinere Clubs, wie das St. James oder Rudas Studios. 3001-Chef Lewkowicz, der auch die Eventagentur ConcertTeam NRW besitzt, glaubt, dass im Medienhafen mehr möglich gewesen wäre: "Das wäre eine Chance gewesen, die phlegmatische Clubkultur in Düsseldorf zu beleben", meint er.

(RP/top)
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