Serie Geburtsklinken Das babyfreundliche Krankenhaus

Düsseldorf · In einer Serie stellt die Rheinische Post die besonderen Angebote der sechs Düsseldorfer Geburtskliniken vor. Das Marienhospital wurde von der WHO als "babyfreundliches Krankenhaus" ausgezeichnet.

 Hebamme Yvonne Kayser mit Harib Kurt mit Tochter Meryem (geboren am 9. Januar).

Hebamme Yvonne Kayser mit Harib Kurt mit Tochter Meryem (geboren am 9. Januar).

Foto: Andreas Endermann

Mutter und Kind — dieses Motiv von Pablo Picasso ist in der Geburtsklinik des Marienhospitals mehr als ein Wandschmuck. Diese Zeichnung schmückt das Zertifikat von Unicef und der Weltgesundheitsorganisation, das die Klinik seit 2009 als "babyfreundliches Krankenhaus" auszeichnet. "Als einzige Geburtsklinik in Düsseldorf", wie die leitende Hebamme Steffi Wehmann betont. Heißt: Hier werden strenge Kriterien erfüllt und regelmäßig überprüft. Vor allem aber hat sich das Team einem Grundsatz verschrieben, der durch Vorschriften nicht zu regeln ist. Und dafür stehen drei Wörter: Geduld, Ruhe und Gelassenheit.

Das Glück wiegt 3780 Gramm, hat kräftiges schwarzes Haar und heißt Meryem. Am letzten Donnerstag wurde das kleine Mädchen geboren — "erst zehn Tage nach dem errechneten Termin und trotzdem auf natürliche Weise", wie ihre Mama Harib Kurt berichtet. Sie hatte wieder mit einem Kaiserschnitt gerechnet, mit dem auch ihr Sohn vor zwei Jahren zur Welt gekommen war, "auch er war spät dran." Im Marienhospital aber habe man ihr jeden Druck genommen und einfach mal abgewartet. "Man hat mir Zeit gelassen, das war eine sehr gute Erfahrung", meint Harib Kurt.

"Wir sind die Spezialisten für die risikoarme Geburt", bringt Hans Peter Diemer, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, das Konzept auf den Punkt. Und für die natürliche Geburt. Von den 1000 Kindern, die hier jedes Jahr zur Welt kommen, werden nur 15 Prozent mit Kaiserschnitt geholt. Nur halb so viel wie in anderen Geburtskliniken.

Sollten sich vorher allerdings Komplikationen oder eine Mehrlingsgeburt ankündigen, gilt das Prinzip, den Müttern zu einer anderen Klinik zu raten. Denn das Marienhospital hat keine Kinderklinik, viele Eltern befürchten da ein Sicherheitsrisiko. Chefarzt Diemer: "Im Notfall sind Fachärzte sofort zur Stelle." Aber das sei äußerst selten, im vergangenen Jahr mussten nur knapp vier Prozent der gerade geborenen Kinder in eine Spezialklinik gebracht werden.

Das Team mit 13 Hebammen, zu dem auch eine Japanerin gehört, wirkt aus vielen Gründen gegen den Trend der immer häufigeren Kaiserschnitte. Studien hätten bewiesen, dass Kinder weniger Allergien hätten, wenn sie auf natürliche Weise geboren würden. "Außerdem werden durch die Wehen beim Kind Stresshormone ausgeschüttet", so Steffi Wehmann, "es wird also auf die Geburt vorbereitet, beim Kaiserschnitt passiert das nicht."

Zu den Standards der WHO für ein babyfreundliches Krankenhaus gehört ein Zehn-Punkte-Katalog, der unmittelbar nach dem Start ins Leben umgesetzt wird: So bleibt ein Kind nach der Geburt erst mal eine Stunde auf dem Bauch seiner Mutter liegen — Kuschelzeit, bevor es gewogen und gemessen wird. Ein zweites Kriterium für das WHO-Zertifikat ist, dass nahezu jedes Neugeborene gestillt wird, ohne Zusatznahrung. Das ist das Metier von Stillberaterin Monika Scheufler. Die Expertin für Baby-Ernährung wird nicht müde, einen besonderen Saft zu preisen: Muttermilch. "Was Besseres gibt es nicht." Denn Muttermilch rege den Stoffwechsel an, versorge das Kind mit einem speziellen Verdauungs-Enzym und schütze mit seinem Immunstoff vor Krankheiten. Die Kinder hätten nachweislich seltener Infektionen. "Nur viele Frauen wissen das leider nicht."

(RP)
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